Ich werde auf dieser Reise mindestens drei australische Bundesstaaten bereisen. Gestartet bin ich in Melbourne / Victoria, schon am zweiten Campertag überquere ich die Grenze nach South Australia und irgendwann auch die nach Western Australia. Alles ist etwas anders als bei uns. Es gibt wirklich Grenzkontrollen, dabei geht es nicht um Einreise- oder Visabestimmungen sondern nur um Quarantänevorschriften. Das mitbringen von Obst, Gemüse, Pflanzen und, Achtung: Erde, ist nicht erlaubt. Außerdem haben alle auch noch unterschiedliche Zeitzonen. Aber dazu später mehr.
Mal gucken, wo es mich hintreibt. Gebucht habe ich nix!
Erst einmal gibt es eine Katzenwäsche und ein schnelles Frühstück. Ich hätte zwar für 4 Dollar 4 Minuten duschen können, aber geschenkt. So schön war es in dem Waschhaus auch nicht, Läppchenwäsche im Auto muss reichen. Und das Frühstück bedeutet heute, Abschied von allem, was Gemüse heißt. Sprich Gurken und Tomaten müssen entweder aufgegessen oder weggeworfen werden. Ich fahre heute über die Grenze nach Western Australia und das bedeutet (mal wieder) Obst, Gemüse, Honig, Pflanzen und Erde müssen leider bleiben wo sie sind. Was mit Milchprodukten, Müsli und Nüssen ist, kann ich nicht finden. Auf den offiziellen Seiten, steht davon nichts, bei einigen Reiseberichten, war es wohl ein Problem. Ich nehme erst einmal alles mit.
Die Strecke ist, trotz der eintönigen Landschaft, abwechslungsreich. Es gibt diverse Abzweigungen zu Lookouts am Wasser mit traumhaften Ausblicken auf die Cliffs. Das Wetter zeigt sich auch noch von seiner besten Seite. Allerdings wird es im Laufe des Tages immer diesiger und später ist der Himmel mal wieder grau in grau. Ansonsten läuft es. Ich fahre mit den bewährten 90 km/h, lasse mich auch gerne von den Roadtrains überholen, aber es ist irgendwie wesentlich ruhiger und entspannter als die erlaubten 110. Und Kalli gefällt es auch viel besser, er ist längst nicht so durstig (ich spare bis zu 3 Liter auf 100 km) und vor allem, er klappert nicht so.
Nach knapp 190 km erreiche ich dann die "Grenze". Schon vorher wird auf großen Schildern auf die Quarantänevorschriften hingewiesen und dann steht da tatsächlich ein richtiges Grenzhaus. Häuschen kann man da nicht mehr sagen. Jedes Fahrzeug muss anhalten, jeder Fahrer befragt und ALLE Camper und Wohnwagen werden kontrolliert. Ich frage nach meinen Nüssen und werde von der Dame freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass ich nur die Fragen beantworten soll. UUUUPS. Na gut, ich wollte ja nur in voreilendem Gehorsam darauf hinweisen, dass ich Nüsse und Haferflocken an Bord habe. Dann kontrolliert sie meinen Kühlschrank und diverse Einbauschränke und lässt mich fahren. Ok, Nüsse sind also kein Problem. Ich hatte mir viel zu viele Gedanken gemacht.
Auf der westaustralischen Seite ändert sich dann auch relativ schnell die Landschaft. Es gibt tatsächlich wieder Bäume. Ach, was ich gestern noch geschrieben haben wollte: Es wachsen in der Nullarbor Ebene, die sich über 20.000 qkm erststreckt, übrigens keine Bäume, weil es sich um die größte und flachste Kalksteinplatte der Erde handelt. Da können keine Bäume mit tiefen Wurzeln wachsen. Am fehlenden Regen liegt es nicht... also, über fehlenden Regen kann ich mich auch wirklich nicht beschweren. Nun scheint ein Ende der Platte erreicht zu sein und die Bäume finden wieder Halt.
Mit dem Grenzübertritt gibt es das nächste Problem. Ich bin immer von 1,5 Stunden Zeitverschiebung zu Südaustralien ausgegangen. So hat es auch mein Handy beschlossen, das Auto hat etwas anderes angezeigt und auf der Strecke stand ein Schild, ich solle die Uhr um 45 Minuten zurückstellen. 45 Minuten???? Euer Ernst? Das kann doch nicht sein. Am Ziel hatte ich dann noch eine weitere Uhrzeit, ich bin verwirrt... aber dazu später mehr.
Eigentlich hatte ich überlegt, schon am Mundrabilla Roadhouse zu stoppen. Durch die Zeitverschiebung, gedachte 1,5 Stunden, war es aber noch sehr früh. Also fahre ich weiter. Ich hatte gestern auch schon eine Alternative rausgesucht: Cocklebilly. Aber auch dafür ist es noch zu früh. Rund um so ein Roadhouse ist ja auch nicht so viel zu gucken. Also weiter geht die Fahrt. Kein Stau, keine Ampel, keine Baustelle, das macht richtig Spaß. Und plötzlich stehen am Straßenrand ein paar Kamele. Es gibt sie also doch, die irgendwann mal ausgebüxten und inzwischen wilden Kamele. Ich kann tatsächlich auch anhalten, weit und breit ist kein anderes Auto zu sehen.
In Caiguna schlage ich dann aber doch mein Nachtlager auf. Ich bin seit acht Stunden auf der Straße. Zwischendurch gab es nur ein paar Kekse, einen Kaffee und ein paar Fotostopps. Wir wollen es ja nicht übertreiben und ich habe ja auch Zeit. Außerdem habe ich mega Hunger. Und dann das Problem. Ich denke, es ist vier Uhr (gefühlt für mich halb sechs). Ich gucke auf die Uhr beim Check In: 15.00 Uhr. Nicht euer Ernst. Essen gibt es erst ab fünf. Ich suche mir meinen Platz und recherchiere erst einmal. Es gibt in Western Australia tatsächlich als einzigem Bundesstaat noch die Sommerzeit. Letztes Wochenende haben sie eine Stunde zurückgedreht. Das heißt also: Auf ein paar Kilometern gibt es eine Zeitdifferenz von 2.5 Stunden. Darauf muss man erstmal kommen.
Also gedulde ich mich noch ein bisschen. Spaziergehen ist nicht. Die Welt geht unter. Es schüttet aus Kübeln und innerhalb kürzester Zeit steht der ganze Platz knöchelhoch unter Wasser. Irgendwann werfe ich mir die Regenjacke über und laufe zur Bar. HUNGER! Der Burger ist gut, das Bier auch. Um sechs wird es dunkel und ich müde. Na, kein Wunder. Gestern war es um diese Zeit schon halb neun. :-D
>>>>> Weiter geht die Reise in Western Australia
Die Nacht war ganz schön unruhig. So schön der Platz direkt am Wasser ja auch ist, es hat ganz schön gescheppert. Der Wind war echt heftig und der Regen mindestens genauso schlimm, ich hatte in der Nacht ein bisschen Mitleid mit den Nachbarn in ihrem Dachzelt.
Am Morgen ist es trocken. Nicht warm, nicht schön, aber nicht mehr stürmisch und auch nicht mehr nass. Zum Glück. Ich hatte schon Sorge, hunderte von Kilometern durch die Nullarbor abzureißen bei Regen und Seitenwind. Ist unbegründet und ich bereite mich auf die Fahrt durch die Weite an der großen australischen Bucht vor. Da auf dem Campingplatz um 9 das Wasser abgestellt wird, Bauarbeiten, ist ja fast wie zu Hause, muss vorher alles gereinigt und aufgefüllt sein. Das gilt auch für mich, also noch einmal Haare waschen und duschen. Ich schätze in den nächsten drei Tagen wird das eher eine Katzenwäsche. Es gibt nämlich nicht nur keine Bäume, es gibt auch kein Wasser. Also ein bisschen Brunnenwasser, aber das schmeckt nicht und begrenzt ist es auch. Vielleicht nutze ich die Dusche an Bord doch nochmal... wir werden sehen. Jetzt geht es erst einmal los. Den Tank fülle ich am Ortsausgang auch noch und dann ab auf den Eyre Highway, der von Port Augusta bis Norseman verläuft. Benannt ist die Straße nach Edward John Eyre, der Australien 1841 als Erster von Ost nach West durchquert hat. Highway klingt etwas groß. Es ist einfach eine zweispurige Straße, eine in jede Richtung. Keine Überholspur, keine Standspur. Wenn man überholen möchte, ist genug Platz und Zeit, so richtig viel befahren ist die Strecke nicht. Und da man ja nicht schneller als 110 fahren darf, ist das ganze wirklich entspannt. Irgendwann passe ich mich auch den anderen Campern und Wohnwagen an und juckele sogar mit nur 90 km/h weiter. Das spart ziemlich viel Sprit, Kalli ist ganz schön durstig bei den höheren Geschwindigkeiten, außerdem entspannt es die Fahrt ziemlich. Erstens macht so ein entgegenkommender Roadtrain ganz schön viel Wind und dann habe ich ja auch immer ein bisschen Angst, dass irgendwann ein Känguru aus dem Gebüsch hüpft. Zumindest da, wo man die Gebüsche noch nicht überblicken kann.
Ab und zu gehen mal ein paar Stichstraßen Richtung Küste ab. Leider sind das meiste ziemlich raue, holprige Pisten. "Dirt Roads" wie der Aussie sagt. Da darf ich mit Kalli nicht längs fahren. Also bleibe ich artig auf der Hauptstraße und freue mich, als ich das Nullarborschild sehe. Das ist sie also, die große Einöde. So öde finde ich es gar nicht und zuckele weiter. Bis zur Abzweigung Head of Bight. Eine asphaltierte Straße und es soll einer der besten Aussichtspunkte für die Südlichen Glattwale sein. Allerdings kommen die nur bis September, höchstens Oktober vorbei. Und so steht an der Straße auch ein Schild, dass haute "0" Wale gesichtet wurden. Egal, ich fahre trotzdem hin. Bisher hatte ich das Meer nur aus einiger Entfernung gesehen, jetzt will ich ganz nah ran, an die weißen Sanddünen auf der einen und die Bunda Cliffs auf der anderen Seite. Das ganze liegt im Aboriginal-Land und es gibt strenge Öffnungszeiten. Ab 16 Uhr gehört das Land wieder seinen rechtmäßigen Bewohnern. Ich bin rechtzeitig da und überwältigt vom Anblick. Ich hatte einiges erwartet, aber das übertrifft es bei weitem. Türkisfarbenes Wasser, weißer Sand, raue Klippen. Wow, diese Blautöne. Und nur ein paar vereinzelte Besucher... unfassbar, wissen die auf der Straße denn nicht, was ihnen entgeht?
Ich lasse das Ganze noch ein bisschen auf mich wirken und reiße mit Kalli die letzten Kilometer zum Nullarbor-Roadhouse ab. Es ist... ja, eine Tankstelle mit Motelzimmern und einem kargen Platz mit Steckdosen für die Camper. Interessant, würde ich sagen. Von einer Wanderung, vor allem alleine, rät mir der Guide zu dieser Tageszeit ab. Es wird früh dunkel und im Busch wimmelt es von Schlangen... äh... überredet. Ich nehme ein Bier... und ziehe mich irgendwann in mein Auto zurück. Ich esse die Reste meiner Vorräte, damit ich morgen an der Grenze zu Western Australia die Quarantäne Kontrollen überstehe und nicht zu viel wegwerfen muss. Früchte, Gemüse, Pflanzen, Erde und Honig (ich verstehe es immer noch nicht) sind tabu und dürfen nicht nach WA eingeführt werden. Ok, Obst und Gemüse ist alle, Honig muss ich leider wegwerfen. Was mit Milch und Käse ist, muss ich erfragen, das ändert sich immer mal wieder. Genauso ist es bei Nüssen... und Müsli. Morgen weiß ich mehr.
Der heutige Tag ist nicht gerade von Highlights getragen. Eigentlich wollte ich so viele Sachen angucken, den Nationalpark und die Dünen, den Oyster Walk und den Winter Hill Lookout. Alles gestrichen. Zu viel Regen, zu viel Sturm. Zu ungemütlich. Sehen kann man eh nichts und Spaß macht mir das auch nicht. Also fahre ich los und hoffe, dass das Wetter zumindest unterwegs ein bisschen besser wird. Aber Fehlanzeige. Eigentlich wechseln sich Regen und Sturm bis Ceduna ab. Erst kurz vor dem Ziel heitert es auf.
Ich fahre den Camping-Platz an und bekomme einen Platz in der ersten Reihe mit Blick aufs Wasser. Jucheeee! So kann ich zumindest im Trockenen aufs Wasser gucken. Aber der Abend wird auch wieder besser und ich mache einen kleinen Rundgang an der Küste entlang. Es ist super windig und gar nicht gemütlich, aber egal. Ich lasse mich durchpusten und gucke mir die Küste und die Stadt an. Eine typisch australische Kleinstadt, würde ich sagen. Obwohl ich lerne, dass Ceduna als das wichtigste Wirtschaftszentren im äußersten Wesen Südaustraliens gilt. Wie es kommt? Ceduna hat einen Tiefseehafen, eine große Fischfangflotte und viele Fischfabriken... aha. Ach so, und wie auf der gesamten Eyre Halbinsel, sind Austern ein Riesenthema. Überall gibt es Oyster Feste, Oyster Bars und jeder brüstet sich, die besten und leckersten zu haben. In Ceduna habe ich das Oyster-Fest leider um eine Woche verpasst... schade.
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg Richtung Süden. Bevor es in die große Einsamkeit geht, mache ich noch einen Schlenker über die Eyre Halbinsel. Immer am Wasser entlang bis nach Port Fairy ganz im Süden.
Das Wetter ist eine Katastrophe. Es schüttet, es hagelt und es stürmt. Ich lasse einige Punkte meiner Sightseeingtour weg, ich habe ja auch keine Lust, mich nach jedem "Austritt" wieder komplett trockenlegen zu müssen. Aber in Whyalla halte ich an. Erstens ist mir nach einem Kaffe und zweitens soll man vom Lookout einen traumhaften Ausblick haben. Das erste, was ich sehe ist allerdings ein riesiges Stahlwerk am Ortseingang, nicht gerade einladend und sonst so? Mein Reiseführer empfiehlt eine Führung durch die Fabrik... ach nee, lass mal. Ist immer Mo, Mi und Fr... warte mal... die Stadt ist tot... herzlich willkommen, es ist Sonntag. Und sonntags widmet man sich wohl der Familie, dem Sport oder der Kirche. Auf jeden Fall nicht dem Café oder der Stadt. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, bei dem Wetter würde ich zu Hause auch nicht auf die Straße gehen. Aber ich bekomme meinen Kaffee und als ich am Lookout ankomme, bleibt es zumindest für ein paar Minuten trocken. Und es hat sich gelohnt hier hochzukommen, es ist wirklich ein toller Blick. Und dann, das steht nicht im Reiseführer, fahre ich noch an der Frick Street vorbei... hahaha. Ich habe leider nicht rausgefunden, wer denn dieser oder diese Frick war. Es gibt den Straßennahmen ein paar Mal in Australien, aber ich muss mal tiefer einsteigen, wer das eigentlich war.
Am Nachmittag erreiche ich Port Lincoln. Ich checke ein, stelle Kalli ab, werfe die Regenjacke über und mache noch einen kleinen Gang an der Küste entlang. Herrlich. Und es bleibt tatsächlich trocken.
Und schnell noch eine Maschine waschen, hier funktioniert das super und wer weiß, wann es wieder so gute Möglichkeiten gibt. Man muss die Maschinen nehmen, wie sie kommen. Dann Frühstück und los.
Ich verabschiede mich aus Belair und muss erst einmal durch Adelaide. Zum Glück ist Samstag und es gibt keinen Berufsverkehr... dachte ich. Aber wahrscheinlich wollen alle an den Strand. Es ist warm, es ist sonnig und es ist Samstag. Nachdem ich inzwischen die Verbindung zwischen Kalli und Google Maps optimiert habe, es funktioniert nur ganz old school mit Kabel, aber egal, es funktioniert, werde ich problemlos durch die Stadt gebracht. Auf dem Princess Highway fahre ich gemütlich nach Norden. Gemütlich heißt: Höchstgeschwindigkeit 110 (mehr darf man in ganz Australien nicht, nie!) und wenig Verkehr Ab und zu mal ein Roadtrain und sonst ein paar Autos. Der Highway ist meist einspurig. Man kann überholen, kann es auch lassen und warten bis eine Overtaking Lane kommt, die kommt ca. alle fünf Kilometer und macht das ganze dann wirklich entspannt. Es ist so entspannt, dass ich spontan bei dem nächsten Pink Lake anhalten kann. Überzeugt hat mich der Nessi, der da rausguckte. Irgendwie muss man die Touris ja motivieren, gucken zu kommen. Klappt! Inzwischen weiß ich, der Lake Bumbunga ist eine Touristenattraktion. Ist aber auch wirklich schön und ich lerne, dass das nicht Nessi ist, sondern der dort ansässige "Loch-Eel". Hmmmm... ich weiß ja nicht, für einen Aal ist der wirklich etwas groß. Es ist ein Wortspiel von Lochiel, dem nahen Ort. Angeblich hat irgendwann in den späten 1880ern ein Monster rumgespukt und in Anlehnung an Loch Ness, da ist es doch wieder, hat man hier einfach den Bruder entdeckt und ihn Loch-Eel genannt. So, ist das auch geklärt.
Ich fahre weiter und erreiche am Nachmittag Port Augusta (sprich: Portägasta), diese Industriestadt ist das Tor zu Outback, hier kommen täglich riesige Roadtrains und kilometerlange (ok, etwas übertrieben) Züge an. Ansonsten hat die Stadt nicht viel zu bieten. Im Reiseführer steht: die größte Attraktion ist der ehemalige Wasserturm, von dem man einen tollen Rundumblick hat. Ok, also rauf da. Ja, der Blick ist toll. Ich wusste, dass es hier nicht viel zu sehen gibt, aber der nächste attraktive Stopp ist einfach zu weit und der Campingplatz in Port Augusta bietet sich als Übernachtungsmöglichkeit einfach an.
Nachdem ich jetzt also alles gesehen habe, was man sehen muss, ja, der Blick ist wirklich toll, auf der einen Seite die Eyre Halbinsel, auf der anderen die Flinders Range, der Eingang zu Outback, und dann noch die kleine, angeblich quirlige Industriestadt, zieht es mich doch noch in die Innenstadt. Von quirlig bekomme ich allerdings nicht viel mit, ich schlendere vorbei an vielen geschlossenen Geschäften und Cafés und plötzlich wird mir klar: Mist, es ist Samstag und samstags schließen die Geschäfte spätestens um fünf. Also, shoppen klappt schon mal nicht. Also mache ich mich auf den Weg, zurück zum Campingplatz. Ich nehme den Weg am Wasser entlang und komme durch ein Stück Buschland. Und da warten doch glatt wieder zwei Kängurus auf mich. Yeeeha.
Den Abend verbringe ich mit der weiteren Reiseplanung, komme aber nicht wirklich voran und muss noch eine Nacht darüber schlafen, ob ich die Nullarbor nun mit einem oder zwei Übernachtungsstopps durchfahre. Also, eigentlich habe ich mich schon für zwei entschieden, die Frage ist nur... welches Roadhouse hätten Sie denn gern?
Und noch ein Tag ohne große Fahrt. Kalli muss trotzdem ran. Nach der „großen“ Wäsche geht es in die Adelaide Hills nach Hahndorf. Die Stadt wurde 1839 von deutschen Lutheranern gegründet und die Kirche ist immer noch evangelisch-lutherisch, hier schon eher ungewöhnlich. Die Gründer nannten die Stadt nach Kapitän Dirk Hahn, der viele religiös Verfolgte hier her brachte und noch heute lebt die größte deutsche Gemeinde in Australien rund um Adelaide. Hahndorf ist eigentlich alles andere als deutsch, das Ganze hat eher die Anmutung von Disney Land. Hier werden wirklich alle Klischees erfüllt bzw. übererfüllt. Es gibt Wurscht(!), Hofbräuhaus-Bier, sogar Dirndl und Lederhosen und überall den besten Kuchen… natürlich. Ich hatte mich ja auf Schwarzwälderkirschtorte gefreut, die finde ich allerdings nicht. Stattdessen Zimtschnecken, Streuselschnecken, natürlich Apfelstrudel und... Bienenstich. Die Beschriftung ist allerdings englisch und so heißt es: Beestick. :-D Musste ich natürlich probieren und war auch wirklich ganz gut in Ottos‘s Bäckerei. Wenn schon deutsch, hätte er ja auch das Deppenapostroph weglassen können, der Otto. ;-) Die Leute schleppen alles mögliche weg. Die Asiaten können ihre Tüten mit echt (!!!!) deutschen Kulturgütern kaum noch tragen. Ich frage mich, warum kauft man Kuckuckuhren, Erzgebirgsengel, Pyramiden oder Nussknacker aus Deutschland in Australien? Spätestens als mir Kängurus und Emus aus Holz als original deutsche Weihnachtsdeko angeboten wird, steige ich aus bzw. ein... in Kalli.
Wir machen noch einen Abstecher an die Küste und nach dem feisten Bienenstich, wandere ich noch über den Coastal Bridgeway. Das haben sie wirklich schön gemacht. Immer an der Klippe entlang und wo ein paar Schluchten dazwischen liegen, wurde es einfach mit ein paar Hängebrücken überspannt. Wirklich cool. Man sollte allerdings Treppen mögen, es geht ständig auf und ab. Aber seit ich im 5. Stock arbeite, sind Treppen kein Problem mehr für mich. :-D
Heute heißt es mal nicht, frühstücken, packen, los, heute darf ich bleiben und genieße das auch gleich mal und schlafe aus... also bis 9, mehr geht wohl nicht mehr. :-D Aber da man normalerweise den Platz um 10 verlassen muss und ich ja immer anständig frühstücken möchte, war das an den letzten beiden Tagen nicht möglich. Aber da ich ja auch nicht unbedingt bis in die Puppen um die Häuser gezogen bin und mir ein Bier nach dem anderen hinter die Binde gekippt habe, war das auch alles gar nicht schlimm. Aber heute alles etwas langsamer und gemütlicher. Ich habe dann erst einmal das Auto aufgeräumt und, nützt ja nix, muss ja gemacht werden, die Scheißbox ausgeleert. War gar nicht so schlimm, war ja auch nur ne Pipibox, jetzt keine weiteren Details. Aber manchmal wünsche ich mir auch einen Mann, ich habe bisher nur Männer mit den Dingern über den Platz gehen oder, es geht auch vornehm, ziehen sehen. Aber selbst ist die Frau, ich schaffe das natürlich auch.
Mittags mache ich mich dann auf den Weg in den Belair National Park. Der liegt direkt hinter dem Campingplatz und es gibt sogar einen direkten Zugang. Wie praktisch. Ich suche mir einen schönen mittellangen Trail und wandere los. Scheint nicht so wirklich gut besucht zu sein, die ersten zwei Stunden treffe ich niemanden. Leider auch nicht die von mir erhoffen Koalas oder Kängurus. Außer zwei Papageien und jeder Menge Kakadus lässt sich nichts blicken. Ich kann natürlich auch nicht die ganze Zeit nach oben in die Bäume gucken, womöglich übersehe ich dann die Schlange auf dem Boden, wäre ein bisschen doof. Als ich es schon fast aufgegeben habe, sehe ich doch einen Puschel in den Bäumen hocken... jucheeeeee. Ich gehe noch zwei Schritte weiter und dann wacht er auf und guckt mich tatsächlich an. Wie cool ist das denn.
So dicht habe ich noch nie einen Koala in freier Natur gesehen. Klar, das Bild ist rangezoomt, aber ich konnte ihn schon genau erkennen.
Sofort geht es sich etwas beschwingter durch den Park. Die Vegetation ist super abwechslungsreich und ich wundere mich, als ich durch eine Zone mit Kastanien und Eichen komme. Ist nicht unbedingt die typische Vegetation in Australien, wenn da mal nicht die gar nicht so kleine deutsche Kolonie rund um Adelaide nachgeholfen und ein paar Kastanien und Eicheln eingepflanzt hat.
Eigentlich wollte ich nur eine kleine Runde gehen, aber es ist gerade so schön und ich bin von meinem Treffen mit dem Koala so beschwingt, dass ich doch die große wähle. Einziges Problem: ich habe
gar kein Wasser dabei. Ich weiß, soll man nicht machen, aber der Plan war ja ein anderer und irgendwo im oder um den Park herum wird es schon einen Shop geben, wo es etwas zu trinken gibt. Ich gucke
und finde gleich in der Nähe einen "General Store". Name ist Programm und es gibt wirklich alles. War für ein schräger, aus der Zeit gefallener Laden. Zuerst denke ich, der hat gar nicht auf, alle
Fenster sind zugeklebt und die Tür ist zu, lässt sich aber öffnen. Also trete ich ein und komme in einen von oben bis unten vollgepackten Laden. Total Crazy. Die beiden Damen hinter dem Tresen sind
aber super freundlich und erzählen mir, dass irgendwer in der 7. Generationaus der Nachbarschaft (oder so ähnlich) auch in Deutschland lebt...aha! Ja, nee, sorry, kenne ich nicht. :-D
Aber ich bekomme meine Cola und mein Wasser und setze meine Wanderung fort. Leider fängt es irgendwann an zu regnen und ich kürze nun doch wieder ab. Dann gucke ich mir eben das Old Government House
an, vielleicht bekomme ich da ja sogar noch einen Kaffee. Aber nee, Mist, zu früh gefreut, schon geschlossen. Also laufe ich weiter durch den Regen und überlege mir schon mal, was ich heute Abend
essen könnte. Nochmal losfahren? Keine Lust. Also irgendwas aus dem Bestand kochen. So groß ist der Bestand nicht, es gibt Nudeln... und Nudeln... ach und Nudeln. Ok, Brot oder Müsli hätte ich auch
noch. Und als ich mir gerade Gedanken über das Essen mache und eigentlich auch schon wieder im Auto sitze, hüpft ganz unverhofft ein Känguru über den Weg und sucht unter einem Baum Schutz vor dem
Regen. So doll ist das nun auch nicht, ich finde es stellt sich ein bisschen an. Aber gut für mich, heute ist mein Glückstag. Koala und Känguru so nah in freier Natur, an einem Tag. Das hatte ich
noch nie... glaube ich. ;-)
Und jetzt ist mir der Regen völlig egal. Ich gehe zurück zum Campingplatz, lege mich trocken und mache mir eine ordentliche Portion Pasta. Da es leider nicht wieder aufhört, mache ich es mir in meinem Auto gemütlich und genieße den Abend auf dem "Sofa" mit meinem Hörbuch.
Puh... habe ich gut geschlafen. Selbst den Stoffbergen werde ich langsam Frau. Und dann: Pokalspiel!!!!! Erst einmal Radio an. Ich danke der Erfindung des Internetradios und freue mich, dass NDR 90,3 so herrlich parteiisch ist. Boa, was für ein Krimi. Geführt, Ausgleich, Verlängerung, dann Elfmeter für Hoffenheimn und Tor, total ungerechtfertigt, höre ich. Kann ich nicht beurteilen, sehen kann ich es nicht. Und auch meine Freunde von AFM-Radio im Pauli-Stream wollen nicht so richtig ans andere Ende der Welt senden. Also, das Beste am Norden funktioniert auch ganz weit im Süden. Ausgleich in der 122. Minute. Dann noch Elfmeterschießen. Ich dreh durch und bin schon morgens um viertel nach neun völlig fertig. Darf man schon Bier trinken. Ach nee, ich fahre ja gleich weiter. Es geht hin und her... und am Ende hat St. Pauli die das bessere Ende und einfach mehr Glück. Muss man auch mal haben. Der Schiri war sche... höre ich und das Stadion steht Kopf. Irgendwo dort feiert jetzt jemand und freut sich, dass er von mir ein Ticket bekommen hat. Es sei ihm gegönnt. Sorry, dieser kleine Exkurs musste gerade mal sein. :-)
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Erst einmal zum Obelisken und zum Leuchtturm. Warum da an der Kante ein Obelisk steht, weiß ich nicht. Der kann auch nix. Also, er leuchtet nicht, steht da nur rum und macht mit seinen rot-weißen Ringeln einen auf Leuchtturm. Der neue Leuchtturm findet dagegen nicht so viele Anhänger, ist aber auch wirklich ein bisschen hässlich das neue Ding. Hinterher bummele ich noch einmal durch die Hauptstraße, organisiere mir einen Kaffee und mache mich auf den Weg nach Norden. Über den Coastal Highway, Name ist Programm, immer an der Küste entlang, geht es an kleinen Hafenstädten, riesigen Dünen, pinkfarbenen Seen und einem riesigen Hummer vorbei bis nach Belair, einem Vorort von Adelaide.
Der Campingplatz liegt direkt am Belair Nationalpark und da bietet es sich doch glatt an, morgen mal ein bisschen wandern zu gehen. Heute Abend sitze ich das erste Mal vor meinem Kalli. Es ist tatsächlich warm genug. Langsam ruckelt sich alles zurecht. Apropos Kalli. Ich glaube, der arme Kerl ist jetzt auch noch dement. Alles, was ich ihm gestern beigebracht habe, hatte er heute Morgen schon wieder vergessen. Die Sprache, die Einstellungen, nur die Uhrzeit hat er sich gemerkt. Vielleicht keine Demenz, aber dann partielle Amnesie. Mal gucken, was er morgen noch so weiß.
Geschlafen habe ich in meinem Stoffberg ziemlich gut. Zwischendurch hatte ich die ganzen Lappen zwar in der Hand, zwischen den Beinen oder irgendwie gar nicht mehr da, wo sie sein sollten, aber gemütlich war es trotzdem. Und auch das Jetlag scheint überwunden zu sein. Bevor ich mich wieder ans Steuer setze und mich mit dem unverständlichen Bordcomputer auseinandersetze, frühstücke ich in aller Ruhe. Mit Heizung... :-)
Die erste Fahrt geht gleich um die Ecke zur Griffiths Island mit seinem kleinen Leuchtturm. Heute beherbergt die Insel, die eigentlich keine Insel ist, weil sie durch eine kleine Landzunge mit dem Festland verbunden ist, eine riesige Kolonie von Sturmtauchern, die auch gerade Brutzeit haben... es ist also ganz schön viel Flugverkehr auf dem Island. Ich wandere einmal herum, bestaune die Vögel, treffe eine Robbe, die in der Sonne döst und sich wahrscheinlich aufwärmt, es ist immer noch windig und immer noch frisch (aber immerhin trocken) und bestaune den kleinen Leuchtturm. Danach fahre ich dann noch in die Stadt. Port Fairy ist ein kleines Küstenstädtchen und ehemalige Walfangstation. Der Leuchtturm war früher gar nicht so unwichtig, die Passage nach Süden war u.a. für die Auswandererschiffe ein gefährliches Unterfangen. Die Strömung und die Brandung auf der 120 km langen Seestrecke hat für so manche Havarie gesorgt und so versanken vor der Küste über 80 Schiffe. Das hat dem Küstenabschnitt zwischen Cape Otway und Port Fairy dann auch den Namen "Shipwreck Coast" eingebracht.
Ich mache noch einen kleinen Abstecher in die Stadt, besuche die anglikanische Kirche von 1857 und organisiere mir einen Kaffee, bevor ich mich wieder auf die Straße begebe. Apropos Straße. Natürlich versuche ich gleich mal, mein angelesenes Wissen bei Kallis Bordcomputer anzuwenden. Mit, sagen wir mal, keinem durchschlagenen, aber zumindest kleinem Erfolg. Ein Navi gibt's immer noch nicht, ein Hoch auf Google Maps, aber ich kann die Sprache ändern und, und das ist das Wichtigste, die Lautstärke des Radios ändern. Das Handy muss ich immer noch an die Leine nehmen, weil Bluetooth nicht wirklich funktioniert, aber egal, es geht ja irgendwie. Und meine Podcasts und Hörbücher kommen jetzt auch über den Lautsprecher... und ich kann es verstehen, weil es nicht im Flüsterton rüberkommt.
Ich fahre über den Princes Highway, der Name ist für diese Straße echt niedlich, es ist einfach eine normale Straße, bei uns vielleicht ne Bundesstraße, Richtung Norden. Die Landschaft ist abwechslungsreich und mir "begegnen" ein paar lustige Tiere. Erst einmal sitzt ein Koala im Baum, leider gibt's keine Möglichkeit anzuhalten und einfach zu stoppen traue ich mich nicht, obwohl ich gerne ein Foto gemacht hätte. Aber man hätte außer seinem Plüschmors wahrscheinlich eh nichts gesehen. Im Übrigen, mir wäre jetzt nicht unbedingt jemand hinten drauf gefahren und wahrscheinlich hätte es niemand gemerkt, wenn ich angehalten hätte, so richtig viel los ist auf diesen Straßen nämlich nicht. Eigentlich bin ich ziemlich alleine.
Später läuft dann direkt vor mir ein Ameisenigel über die Straße, da halte ich an. Ich will ihn schließlich nicht überfahren. Was für ein lustiges Tier. Es ist ungefähr so groß wie ein Fußball, rollt sich bei Gefahr zusammen wie ein Igel, hat auch Stacheln, aber eine sehr lange Nase. Und, das ist besonders spannend, es ist zusammen mit dem Schnabeltier, das einzige eierlegende Säugetier und gehört damit zur Gattung der Kloakentiere... nicht gerade ein freundlicher Begriff. Klingt, also ob die in der Kanalisation leben würden. Wie gemein. Ok, aber ich habe es auf einem Bild festgehalten:
Ich überfahre die Grenze nach South Australia und das hat ein paar Auswirkungen. Erstens wir die Uhr um eine halbe (!!!) Stunde zurückgestellt. Ich nähere euch also in kleinen Schritten wieder an. Die Zeitverschiebung beträgt jetzt nur noch 9,5 Stunden. Und auf diversen riesigen Schildern wird gewarnt, dass es unter Strafe steht, Obst, Gemüse, Pflanzen und (!!!) Erde mitzubringen. Alles muss in dafür vorgesehene Container entsorgt werden. Ein bisschen albern, ob die Fruchtfliege (die es in Australien gar nicht gibt) weiß, dass sie nicht über die Grenze fliegen darf? Ich bin natürlich wieder sehr gewissenhaft und werfe meine Banane und die zwei Tomaten artig in den Müllcontainer bevor ich weiterfahre. Dass es streng an der Grenze nach Westaustralien wird, habe ich gewusst, dass sie hier auch so einen Aufriss machen, war mir neu. Es wäre übrigens auch nichts passiert, ich habe nicht eine einzige Kontrollstation hinter der Grenze gesehen und weiß nicht, wie sie mir hätten nachweisen wollen, dass ich die Banane nicht erst in Südaustralien gekauft habe.
Am Abend erreiche ich dann, ohne Obst und Gemüse, Robe. Ein kleines Hafenstädtchen, dass für seinen Fisch und seine Meeresfrüchte bekannt ist. Apropos Früchte, ich gehe erst einmal Nachschub kaufen, beziehe dann mein Nachtlager auf dem Campingplatz und gönne mir eine Portion Fish & Chips. Der Platz ist eigentlich total schön, etwas außerhalb, aber toll gelegen. Trotzdem bin ich in meinem Teil des Platzes fast alleine. Ich hoffe, dass mir in der Dämmerung zumindest ein paar Kängurus Gesellschaft leisten, aber leider nein. Also freue mich wieder über meine Heizung und mache es mir mit Kalli gemütlich.