Kilimanjaro

Tag 1 - Freitag, 02. August - Abflug

Happy Birthday, Naschi ;-)

 

Auf geht’s! Nach einer viel zu kurzen Nacht (es war heiß und ich war aufgeregt) beginnt ein aufregender Tag (und er wird gut). Draußen gefühlte 45 Grad, drinnen ungefähr 40 kg Gepäck… Ich habe das Gefühl, trotzdem irgendetwas vergessen zu haben, aber egal, dafür ist es jetzt auch zu spät… rein in die Boots… wollen wir nicht doch lieber an die Ostsee fahren??? Nein wollen wir nicht!

Am Bahnhof Dammtor dann die erste Hiobsbotschaft. Der Zug, der doch erst aus Altona kommt, hat tatsächlich 20 Minuten Verspätung. Das nenne ich mal Unternehmen Zukunft! Die Temperaturen haben sich zur Mittagszeit auch nicht unbedingt zu unseren Gunsten verändert und Dammtor ist ein unklimatisierter, offener Bahnhof… Aber  irgendwann kommt der Zug… und sogar die Klimaanlage funktioniert. Geht doch. Die Fahrt verläuft reibungslos, die ersten Brötchen werden noch vor Harburg vernichtet und die Stimmung ist gut. Ein kleiner Junge am Nachbartisch unterhält uns mit seinem Furzkissen (!!!)… naja, ganz lustig.

 

Ohne umzusteigen erreichen wir Frankfurt Flughafen. Leider werden wir unser Gepäck nicht direkt am Bahnhof los und müssen mit den Taschen über den halben Flughafen laufen, und wir haben viele Taschen. Aber wir sind eh viel zu früh und müssen am Schalter noch einige Zeit ausharren. Es gibt viel zu gucken. Afrikanische Großfamilien, amerikanische Touris und perfekt ausgestattete, deutsche Wandersleute. Und zu allem kommt noch ein Polizeieinsatz. Die halbe Halle wird abgesperrt, ein Roboter zur Bombenentschärfung herangekarrt und viele Polizisten, scheinen ziemlich wichtige Aufgaben zu haben. Aber falscher Alarm, nach einigen Minuten ist der Spuk vorbei, der Besitzer der herrenlosen Tasche scheint aufgetaucht zu sein und die Halle wird wieder freigegeben.

Naja und dann machen wir das, was man am Flughafen so macht. Wir schlendern durch Gegend, gucken, was es Neues im Parfümregal gibt und genießen ein anspruchsvolles Abendessen beim großen M. Als wir dann am Gate auf unseren Flieger warten, kommt ein netter, junger Herr auf uns zu und meint „wenn der Sohnemann eine lange Hose an haben würde, hätte ich ein Geschenk für Sie“… OH! Der Sohnemann hat seine Beine dabei und schneller als gedacht sind die Hosen lang und wir haben Sitzplätze in der Business-Class! So kann der Urlaub beginnen. Der Flieger ist nicht gerade der neueste, um nicht zu sagen, ziemlich alt. Aber die Beinfreiheit ist fantastisch und der Service lässt nicht zu wünschen übrig, wenn man sich erst einmal an die afrikanische Gelassenheit gewöhnt hat. Jetzt beginnen wir unseren Urlaub wirklich und starten mit einem Glas Champus in der „Cloud Nine“ eines Ethiopian Airlines Flieger auf dem Weg nach Adis Abbeba. Bis alle Getränke ausgeschenkt, wir sind inzwischen aus Gründen des besseren Schlafes auf Gin Tonic umgestiegen, die Tischdecken verteilt und das Essen gereicht wird, ist es 1 Uhr… naja, nach unserer neuen Zeit eigentlich schon 2… und schon beim Dessert fallen mir die Augen zu.

 

Tag 2 - Samstag, 03. August - Ankunft Kilimanjaro

Man schläft ziemlich gut in den Liegesitzen, aber leider auch ziemlich kurz. Es gibt noch schnell ein Frühstück und dann landen wir auch schon in einer anderen Welt. Während der Terminal 2 noch ziemlich „normal“ aussieht, ist Terminal 1 (wir werden die 200 Meter tatsächlich mit einem Bus kutschiert) so wie man es sich vorstellt. Und vor allem: voll! Wieder warten…

Und das zieht sich… und wir sind furchtbar müde. Sitzplätze gibt es nicht, also gehen wir direkt zum Gate… böses Foul. Es gibt weder Animation noch Getränke… aber zumindest sitzen können wir. Leider müssen wir uns für den Anschlussflug mit der Holzklasse zufrieden geben… aber wir sind ja froh, dass es zumindest bei dem langen Flug ein nettes Geschenk gab. Auch dieser Flieger zählt nicht gerade zu den neuesten, aber eigentlich egal… denke ich… Wer hatte eigentlich gesagt, Ethiopian Airlines hat die modernste Flotte Afrikas? Dann würde mich interessieren, wie es bei den anderen aussieht ;-) Wir werden mit dem Bus zum Flieger gefahren und stellen fest, da fehlt ein Rad! Dafür arbeiten mindestens 5 Techniker angestrengt daran, den Schaden (was auch immer es ist) zu beheben. Schön auch, dass die Passagiere trotzdem einsteigen und sich anscheinend auch keiner drüber wundert. Willkommen in Afrika.
Alles funktioniert reibungslos, die Jungs scheinen gute Arbeit geleistet zu haben. Das Rad hält und auch sonst gibt es keine Probleme… naja doch, das Essen ist nicht ganz nach unserem Geschmack… zu scharf… aber den anderen scheint auch das zu schmecken. Wir sind halt manchmal etwas komisch!
Der Flughafen Kilimanjaro ist übersichtlich. Die Visaabfertigung funktioniert problemlos, die erste und anscheinend wichtigste Kontrolle: Der Impfpass. Schließlich reisen wir aus Äthiopien an, Gelbfiebergebiet. Ohne Impfung kommst Du nicht nach Tansania… aber wir sind ja gut vorbereitet! Wir werden direkt in Empfang genommen, das Gepäck auf einem Kleinbus verstaut und los geht es auf eine einstündige Tour zum Hotel. Total übermüdet versuche ich alles aufzusaugen, leider bleiben einige Eindrücke auf der Strecke (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber ich bin ja noch etwas länger hier und die eine oder andere Besonderheit werde ich noch wahrnehmen.
Im Hotel läuft es auch gut. Zimmeraufteilung, kurze Einweisung, Verabredung zum Briefing… erinnert mich irgendwie an Tauchurlaub in Ägypten ;-). Naja, ist ja auch der gleiche Kontinent. Am Nachmittag treffen wir unseren Guide. Johanna… naja oder zumindest so ähnlich. Der arme Kerl läuft den Berg eigentlich immer nur rauf und runter, macht aber einen vertrauenserweckenden und zuverlässigen Eindruck. Morgen wissen wir mehr. Um 8, oder so, geht es los. Vorher nehmen wir noch ein „Kilimanjaro Premium Lager“ und genießen den Abend! Mückenschutz nicht vergessen!!! 


Keine Ahnung, wann ich wieder online bin… ich hoffe erst am Freitag! Dann habe ich den Berg nämlich erfolgreich bezwungen!

 

Tag 3 - Moschi - Mandara Hut - Sonntag, 04. August

Auf geht’s! Nach einer aufregenden Nacht mit Mückenjagd und wilden Träumen von hohen Bergen geht es endlich los. Das Frühstück ist… sagen wir mal… übersichtlich! Und vielleicht etwas anders als wir es kennen. Aber egal, wir werden satt. Die Taschen sind gepackt, eine wird im Hotel eingelagert, eine andere, stabil und wasserfest, auf dem Minibus verzurrt. Johanna (ich nenne ihn jetzt einfach so… also nennen ist ja auch richtig, aber ich schreibe es jetzt einfach mal so) ist pünktlich da und sorgt dafür, dass wir im richtigen Bus sitzen… und zwar in genau dem, auf dem auch unsere Taschen landen. Im Hotel ist großes Gewusel, viele Leute wollen auf den Berg, andere auf Löwenjagd… zumindest mit der Kamera. Das ist für uns allerdings erst in der nächsten Woche dran. Wir fahren eine Stunde über holprige Straßen, durch Moshi und stetig bergauf bis zum Merangu Gate. Dort wird alles abgeladen und wir müssen uns registrieren. Muss schließlich alles seine bürokratische Ordnung haben. Name, Alter, Beruf… keine Ahnung wofür die wissen müssen, was ich arbeite. Aber wir sind ja freundliche Menschen, meistens zumindest, und füllen sämtliche Spalten in dem großen Buch aus. Und dann wären wir bereit. Nochmal schnell zum Klo und nun aber… Aber nix da. Johanna hatte uns gestern noch erzählt, es wäre am einfachsten, wenn wir jeder für den ersten Tag zwei Flaschen Wasser im Hotelshop kaufen würden. Und da wir natürlich fast alles machen, was man uns sagt, haben wir auch das getan. Aber am Gate steht nun eine nicht besonders freundlich dreinblickende Dame und erzählt, dass es nicht erlaubt wäre, Plastikflaschen mit in den Nationalpark zu nehmen. Schade eigentlich! Denn von dieser neuen Regelung hat anscheinend niemand gewusst. Alle füllen vor dem Tor ihre Getränke um und die Träger müssen sämtliche Lebensmittel irgendwie anders, Hauptsache nicht in Plastik, verpacken. So werden die Eier vorsichtig in Leinenbeuteln verstaut und mit Sägespänen geschützt. Und auch alle anderen Lebensmittel, Dosen, Hühner, Gemüse, einfach alles muss umverpackt werden. Das dauert natürlich und so dauert es auch ein wenig länger, bis wir endlich los kommen. Aber dann dürfen wir. Johanna ordnet uns erst einmal einem anderen Guide zu, weil er noch mit der Organisation der Träger und eines Wasserbehälters für uns beschäftigt sind.

 

Später, beim Lunch, treffen wir ihn dann wieder. Und wir machen uns endlich auf den Weg. Durch den Regenwald stetig bergauf. Die Strecke ist gut „ausgebaut“ und erinnert eher an einen Wanderweg in den Alpen als an einen mitten in Afrika. Nur die Vegetation sieht anders aus. Es ist richtiger Regenwald… und der wird seinem Namen auch voll gerecht. Es ist warm, es ist feucht und es ist … ja was, denn, naja Regenwald eben. Der Ersatzguide, keine Ahnung, wie der heißt zeigt uns gleich, wie der Hase am Kili läuft… seeeeeehr langsam. „Pole, Pole Kilimanjaro!“ Dadurch kommen wir nicht sonderlich schnell, dafür aber sehr entspannt voran. Nach zwei Stunden erreichen wir den Rastplatz, an dem wir unser Mittagessen, wir haben am Parkplatz jeder ein Lunchpaket bekommen, einnehmen. Es ist allerdings regnerisch und nicht sonderlich gemütlich. Aber immerhin ist Johanna inzwischen dazu gestoßen und bringt den Assistentguide gleich mit: Ludowig (oder so ähnlich). Später bekommen wir dann noch einen Assistenten, dessen Namen ich weder aussprechen noch schreiben kann, ich nenne ihn einfach Goofy. Ja und dann geht es noch weiter durch den nassen Regenwald bis zur Mandara Hütte. Pünktlich zu unserer Ankunft regnet es jetzt auch richtig und durch den ganzen Quatsch am Eingang zum Park sind wir ziemlich spät und alle „guten“ Hütten, nämlich die kleinen, für vier Personen, sind voll. Wir müssen also in die „alte“ Mandara Hut und uns ein Zimmer mit zwei Australiern teilen. Eigentlich kein Problem… ABER: Wir haben das Durchgangszimmer und das stellt sich im Laufe der Nacht als großes Problem heraus, denn anscheinend haben die Menschen zu viel getrunken oder eine Sextaner Blase. Und die Toiletten sind weit weg. Vorher bekommen wir aber jeder eine Schüssel mit heißem Wasser für die (Katzen-)Wäsche gereicht. Es ist allerdings saumäßig kalt und die Schüsseln stehen draußen, außer einer kleinen Gesichtswäsche wird also auf die große Reinigung verzichtet. Duschen gibt es auf dem Berg natürlich genauso wenig, wie Zimmer mit irgendwelchem Luxusschnickschnack… und eigentlich braucht das auch keiner.

 

Anschließend werden wir in die „Dining Hut“ gebeten. Jede Gruppe hat ihren eigenen Tisch, eigenes Geschirr und natürlich auch eigenes Personal. Es gibt Kaffee und Tee, Kekse und Popcorn. Das soll in den nächsten Tagen ein Ritual werden, das wir nach den langen Wanderungen ausgiebig genießen. Danach können wir dann unsere Betten bereiten. Das heißt, Isomatte aufpusten und Schlafsack ausbreiten. Umziehen lohnt sich nicht, erstens ist es viel zu kalt, zweitens haben wir eh nicht viele Klamotten dabei und drittens lohnt sich das sowieso nicht! Und dann gibt es auch schon wieder Abendessen. Wir bekommen das erste Mal unseren Kellner (!!!!) Gerhard zu Gesicht und leckeres Essen in den Bauch. Dazu gibt es dann wieder Kaffee und Tee und Johanna erklärt uns den weiteren Ablauf. Morgen geht es weiter zu Horombo Hütte. Das sind dann 12 km und knapp 1000 Höhenmeter, die wir zu bewältigen haben. Da das Animationsprogramm zu wünschen übrig lässt, es inzwischen in Strömen gießt und wir von der ganzen Aufregung auch ziemlich müde sind, geht es relativ früh… ich glaube, es ist zwischen acht und neun… ins Bett und versuchen mehr oder weniger zu schlafen, was sich, wie schon beschrieben, auf Grund des Bahnhofcharakters unseres Zimmers als relativ schwierig herausstellen wird.

 

Tag 4 - Montag, 06. August - Horombo Hut

Gegen 6 Uhr ist es dann mit der Nachtruhe vorbei. Ein mir wohlbekannter Herr meint seine Tasche packen zu müssen und fuchtelt mit seiner Taschenlampe wild im Zimmer rum… Das ganze Zimmer denkt, der spinnt, aber keiner sagt was, dreht sich nur verstohlen in die andere Richtung. Aber um halb sieben kommen auch schon Ludowig und Gerhard und servieren Kaffee und Tee ans Bett (!!!). Was für ein Service. Danach können wir uns dann anziehen (wer nicht sowieso schon in voller Montur geschlafen hat, weil es so kalt ist). Außerdem werden wieder die Plastikschüsseln mit warmem Wasser bereitgestellt. Allerdings draußen und es ist immer noch saukalt. Müssen wir uns wirklich ausziehen und waschen??? Das Deo hat doch noch gar nicht versagt! Ich entscheide mich für eine kurze, schnelle Waschlappenwäsche und packe meine Sachen. Schlafsack, Isomatte, Kopfkissen, alles wird verstaut. Und dann gibt es Frühstück. Wieder draußen. Es gibt Toast und Marmelade, Erdnussbutter und Honig. Und vorweg: Porridge! Muss man eigentlich englisch sein, um das zu mögen??? Wir finden es alle nicht besonders lecker, aber es ist warm und es gibt bestimmt ganz viel Kraft… man muss sich das nur einreden!


Und dann geht es weiter. Die nächste Etappe. 12 km und wieder ca. 1000 Höhenmeter. Wieder gaaaanz langsam. „Pole, Pole Kilimanjaro“! Mir bekommt das sehr gut. Ich empfinde unseren Marsch als nicht sonderlich anstrengend und auch die Höhenluft macht mir erstaunlich wenig zu schaffen. Nur das Wetter nervt. Aber das ändert sich zum Glück im Laufe des Tages. Genauso wie die Vegetation. Der Regenwald endet, die Bäume werden kleiner und irgendwann ist es nur noch Graslandschaft. Allerdings eine ziemlich verkohlte. Vor etwa drei Wochen gab es hier einen ziemlich heftigen Buschbrand und an einigen Stellen schwelt die Glut noch immer. Schade, denn dadurch sind viele Blumen und Pflanzen verbrannt, die wohl einen großen Reiz an der Strecke ausmachen… so steht es zumindest in der einschlägigen Touriliteratur! Nun gut, wir können es nicht ändern und kämpfen uns langsam aber stetig bergauf und irgendwann wird es auch wieder grün und trocken ist es auch.

 

Am Nachmittag erreichen wir die Horombo Hütte auf ca. 3.800 m. Wir bekommen unsere Hütte zugewiesen, diesmal klappt es auch mit der 4er Hütte und nehmen sie erst mal in Beschlag. Naja, besonders groß ist dieses „Nurdach“-Häuschen nicht, es hat etwa eine Grundfläche von 7 qm, aber egal, wir sind unter uns und können uns ausbreiten… soweit das eben geht. Es gibt warmes Wasser und im Anschluss Popcorn und Tee. Das ist ein herrliches Ritual, könnten wir beibehalten. Der Nachmittag ist dann ziemlich relaxed, aber furchtbar kalt. Der beste Platz sich aufzuhalten ist also der Schlafsack und genau dahin verziehe ich mich bis zum Abendessen… und direkt danach auch wieder. Mehr gibt es also auch nicht zu berichten.
 

Tag 5 - Dienstag, 07. August - Akklimatisierungstag Horombo Hut

Der heutige Tag ist entspannt. Frühstück ist erst um halb neun und wir brauchen unsere Taschen nicht schon wieder packen, da wir eine weitere Nacht in der Horombo Hütte bleiben. Das Wetter ist immer noch nicht besonders prickelnd, diesig, aber trocken! Wir machen eine kleine Wanderung zum Zebra Rock und dann noch auf 4.200 m Höhe zur Akklimatisierung. Das sind ungefähr 6 km und ist relativ entspannt. Leider ist es ziemlich voll und das verhagelt ein bisschen die Stimmung. Am Zebra Rock, der wirklich schwarz weiß gestreift ist wie ein Zebra, gibt es dann ein paar Erinnerungsfotos, bevor wir uns noch ein bisschen höher schrauben, um uns und unsere Körper an die Höhe und die dünne Luft zu gewöhnen. Zurück im Camp gibt es Mittagessen und einen freien Nachmittag. Leider fehlen ein bisschen die Freizeitmöglichkeiten. In den Dininghütten ist es voll und groß bewegen mag man sich auch nicht… bleibt wieder nur eines: ab in den Schlafsack bis zum Abendessen. Und danach wieder genau dort hin.

 

Tag 6 - Mittwoch, 08. August - Horombo Hut – Kibo Hut

Heute geht es weiter bergauf. Wir überschreiten die magischen 4.000 Meter (nachdem wir das gestern schon einmal probeweise gemacht haben) und gehen einen langen und geraden Weg immer höher. Inzwischen ist um uns nur noch Wüste und es ist ziemlich windig und kalt. Die Anstrengungen der letzten Tage machen sich bemerkbar. Der Körper kühlt ziemlich schnell aus. Wir ziehen immer mehr Klamotten an und sehen inzwischen aus wie Nordpolforscher, aber kalt ist es irgendwie immer noch! Mittags machen wir Pause an einem Rastplatz und vernichten den Inhalt unserer Lunchbox, aber ein gemütliches Mittagessen sieht anders aus. Es ist einfach zu windig und einfach zu kalt und das, obwohl wir uns schon hinter einem Stein versteckt haben. Unterwegs treffen wir auf die „Last Water“-Quelle. Von hier wird tatsächlich das gesamte Wasser für die Leute nach oben geschleppt. Die Träger haben große Kanister dabei und füllen sie hier, um dann damit noch etwa 500 m höher und mehrere Kilometer weiter zu gehen. Es ist schon beeindruckend, was die Jungs so leisten. Ab dieser Stelle sollte man das Wasser tatsächlich nur noch abgekocht trinken und vor allem auf unnötigen Verbrauch verzichten.


Am Nachmittag erreichen wir die Kibo Hütte auf knapp 4.800 Metern. Hier sieht es wirklich aus wie am Nordpol... oder besser gesagt, so wie ich es mir dort vorstelle. Mitten in einer Steinwüste stehen ein paar Baracken. Hier gibt es auch nur 12er Zimmer. Wir werden einer Kammer zugeordnet und belegen unsere Betten. Kurze Zeit später werden auch die restlichen Betten belegt und ein großes Schauspiel beginnt. Unsere Mitschläfer sind nämlich Koreaner und es wird schlagartig laut. Obwohl wir bereits bei Tee und Popkorn sind und gemütlich um einen Tisch herum sitzen, werden wir erstens mit Nichtachtung gestraft und zweitens komplett rücksichtslos behandelt. Und dann kommt zu allem Überfluss auch noch so etwas wie der Häuptling und sappelt uns auf Koreanisch voll. Unglaublich laut und unglaublich hektisch der gute Mann. Nachdem er wohl doch merkt, dass wir ihn nicht verstehen versucht er das Gleiche bei Johanna… ohne Erfolg. Er läuft rein und raus und gestikuliert wild mit Armen und Beinen. Inzwischen unterhalten sich die beiden Guides… und der Koreaner quatscht dazwischen. Das geht so weit, dass deren Guide fast handgreiflich wird. Irgendwann begreifen wir, dass die unsere Betten haben wollen, weil sie zu 10 sind und nicht in zwei verschiedenen Zimmern schlafen wollen. Wir erklären uns bereit, das Zimmer zu wechseln. Mit den Chaoten kann man sicher vor der Besteigung kein Auge zu machen. Im neuen Zimmer wohnt bereits eine holländische Familie, die sich später als Belgier herausstellen. Aber das ist auf jeden Fall die bessere Wahl. Johanna ist das Ganze sehr unangenehm und kümmert sich rührend um uns. Er tauscht Matratzen, organisiert Kissen und fasst beim „Umzug“ tatkräftig mit an. Die Koreaner dagegen belegen schon unsere Betten, während wir noch dabei sind, unsere Sachen zusammen zu packen und stehen ständig im Weg rum. Sehr unangenehm.


Um 5 Uhr gibt es dann schon Abendbrot. Nudeln! Wir brauchen schließlich Kraft! Und um 6 liegen wir nach einem schnellen Zähneputzen vor der Tür (selbst die Katzenwäsche fällt heute mangels Wasser aus) im Bett… Gute Idee, aber so richtig schlafen kann man um diese Zeit natürlich noch nicht.

 

Tag 7 - Donnerstag, 09. August - Besteigung des Kilimanjaros

geschaftt!!!

Endlich ist es soweit. Um 23.00 Uhr ist wecken. Unglaublich! Naja, eigentlich war ja gar nicht erst richtig einschlafen. In unserem Zimmer war es mal wieder ein Kommen und Gehen und so richtig gut schlafen kann man ja auch nicht, wenn man um sechs ins Bett geht. Dazu kommt natürlich noch die Aufregung. Es ist verdammt kalt und jeder zieht eine Lage nach der anderen an. Ich habe insgesamt sieben (7!!!) Schichten an und fühle mich wie das Michelin-Männchen… und sehe wohl auch so aus. Im Diningroom gibt es ein übersichtliches Frühstück aus Porridge (es schmeckt immer noch nicht) und Keksen. Dazu noch Kaffee und Tee. Es ist ein furchtbares Gewusel, alle sind müde, allen ist kalt, alle sind aufgeregt. Kurz nach 0.00 Uhr beginnt dann endlich das Abenteuer Kilibesteigung für uns. Ausgestattet mit einer Stirnlampe geht es langsam, ganz langsam („Pole, Pole Kilimanjaro“ ;-) nach oben. Eine scheinbar endlose Lichterkette kämpft sich im Zickzack den Berg hinauf. Wo kommen bloß die ganzen Menschen her? Auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt ist es kaum voller. Das ist schon eine Nummer zu heftig. Es hieß mal, sie ließen täglich nur 50 Leute auf den Berg… dann war von 150 die Rede, aber das was sich hier abspielt ist wohl die dreifache Menge. Aber auch wir wollen auf den Gipfel. Zusammen mit Johanna und unseren beiden Assistenten Ludowig und Goofy. Während wir natürlich total gut ausgestattet sind, gehen die drei es ganz locker an. Ludo mit Jogginghose, aber immerhin Treckingboots, trägt Goofy unsere Tischdecke diesmal als Umhang. Ein wirklich praktisches Stück Stoff. Entweder liegt es als Tischdecke und Revierabgrenzung auf dem Tisch im Diningroom, es wird als Tragesack für Lebensmittel verwendet oder eben, wie diesmal, als Schal und wärmender Umhang. Sowas von praktisch! Aber weiter zu unserer Besteigung. Der Berg zieht sich. Es ist steil, es ist windig und es ist kalt. Es ist saukalt. Selbst die sieben Schichten scheinen nicht zu reichen. Langsam lassen auch die Kräfte nach und die drei vorherigen Tage machen sich bemerkbar. Die Anstrengung steckt uns doch noch in den Knochen. Und irgendwann geht es Jannik schlecht. Er hat Kopfschmerzen und ihm ist übel. Er versucht es noch eine Weile und kämpft sich weiter nach oben, aber irgendwann geht es nicht mehr und er muss aufgeben. Einige Pausen haben nicht gereicht, damit es ihm wieder besser geht. Ganz im Gegenteil. Sobald man stehen bleibt, kühlt man sofort aus und es ist schwierig wieder in Gang zu kommen. Jannik muss wieder runter und auch Astrid entscheidet sich, die Besteigung abzubrechen. Zu groß ist die Erschöpfung und die Vernunft siegt. Goofy nimmt beiden die Rucksäcke ab und geht mit ihnen zurück zur Kibo Hütte. Was heißt „geht“, wie sie später erzählen, rennt er eher den Berg hinab, mit der Höhenkrankheit ist nicht zu spaßen und man muss so schnell es geht wieder nach unten. Marco und ich kämpfen uns dagegen weiter, aber auch Marco hat bei 5.400 m keine Kraft mehr und muss umdrehen und mit Ludowig nach unten. Nun bin ich als einzige vom Team Kili 2013 übrig. Mir geht es immer noch ziemlich gut, mir ist nicht sonderlich kalt, meine Beine sind noch nicht besonders müde und ich bin gut drauf. Zusammen mit Johanna kämpfe ich mich weiter nach oben. Es gibt nur ein Problem, mein Wasser ist eingefroren. Und das macht sich langsam bemerkbar. Man soll in der Höhe möglichst viel trinken… das geht aber leider nicht und ich habe Durst. Die letzten zweihundert Meter bis zum Gilman’s Point sind ziemlich hart. Es geht durch eine riesige Geröllwüste und große Steinblöcke müssen überwunden werden, aber um Punkt 6.12 Uhr komme ich tatsächlich an diesem verdammten „ersten“ Gipfel am oberen Kraterrand an. Ein Erreichen dieses Punktes gilt bereits als Besteigung des Kilimanjaros!!! Und Johanna und ich sind tatsächlich ganz alleine da oben und genau zu diesem Zeitpunkt geht die Sonne auf, gut geplant… würde ich sagen. Fantastisch! Die Massen kommen erst einige Minuten später oben an, andere sind schon unterwegs zum Summit, zum Uhuru Peak auf 5,8, der höchsten Spitze des Kilimanjaros. So sieht es also aus, auf dem Dach Afrikas. Für mich ist das Ganze noch nicht greifbar, aber wunderschön. Johanna stellt mir die Frage, ob wir weiter gehen… ich überlege hin und her. Das ist eine Entscheidung zwischen Kopf und Bauch. Der Kopf sagt NEIN! Da oben ist die Luft noch dünner, es sind noch einmal mehr als 200 Meter nach oben. Ich bin auch von den letzten Tagen erschöpft und vor allem: ich habe nichts zu trinken. Aber der Bauch will natürlich da nach oben… Das sieht doch noch einmal viel besser aus! Ganz nach oben!!! Aber nee, das sind noch einmal 2 bis 3 Stunden und das ohne Flüssigkeit… das könnte tatsächlich gefährlich werden. Also siegt, mal was Neues, die Vernunft und ich entscheide mich für den Abstieg.

 

Unterwegs treffen wir Menschen, bei denen ich mich frage, wie sie es so weit nach oben geschafft haben. Teilweise werden sie die Geröllwüste nach oben gezogen und ich möchte nicht wissen, wie die wieder runter kommen. Aber das ist jetzt nicht meine Baustelle. Wir rennen fast den Weg nach unten, durch knietiefen Lavasand, ich sehe aus wie Sau, es ist hölle anstrengend, aber egal. Ich war tatsächlich da oben!!!! Mambo Poa!

Um kurz nach acht erreichen wir die Kibo Hütte. Die anderen sind gerade wieder aufgestanden. Allen geht es gut und das ist die Hauptsache. Ich bekomme noch ein Frühstück serviert und dann packen wir auch schon unsere Sachen zusammen und es geht noch weiter nach unten, zurück zur Horombo Hütte. Zu lange sollte man da oben nämlich nicht bleiben, das ist ein bisschen sauerstoffarm da. Die letzten 9 km sind dann ganz schön langweilig. Die Strecke durch die Wüste zieht sich und ist nicht besonders aufregend. Außerdem ist das ständige bergab gehen anstrengend und geht auf die Knie. Aber nach 13 Stunden und 21 km erreichen wir endlich die Hütte und ich höre das Bett schon rufen. Wir bekommen eine 6er Hütte zugewiesen und ich packe nur schnell Isomatte und Schlafsack aus, mache die bergübliche Katzenwäsche und begebe mich nach dem Mittagessen direkt weiter ins Bett.


Nach zwei Stunden Schlaf sieht die Welt dann schon wieder anders aus. Es ist aber nicht besonders spannend da oben, bewegen will sich auch keiner mehr und so spielen wir auf dem Fußboden unserer Hütte eine Runde Karten, bis wir zum Abendessen gerufen werden. Wir hören von anderen erfolgreichen Besteigern und dass sie vier Leute mit der Rettung aus dem Berg holen mussten. Und das ist gar nicht so einfach. Das erste Stück werden die zu Rettenden in Leinentüchern von Trägern bis zur Kibo herunter getragen, dann auf einer Trage mit einem Rad (ähnlich einer Schubkarre) die nächste Etappe geschoben und wenn man Glück hat, kommt ein Hubschrauber aus Kenia und holt einen aus einer Höhe von ca. 4.200 m ab. Das kann aber bis zu drei Stunden dauern… es sollte also nicht zu dringend sein.
Und danach endet unser Tag auch schon… ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal um sieben im Bett war… und dann auch noch sofort eingeschlafen bin.

 

Tag 8 - Freitag, 09. August - Horombo Hut – Moshi

Der letzte Tag am Berg. Den morgendlichen Kaffee verschlafen wir und erst als das Wasser für die Katzenwäsche um viertel nach sechs gebracht wird, werden wir wach. Also raus aus dem Schlafsack, Sachen packen, Frühstück und los. Der Kili verabschiedet sich von seiner besten Seite. Es ist strahlend blauer Himmel und man kann ihn in seiner vollen Pracht sehen. Allerdings ist es auch heute wieder ziemlich kalt. Um halb neun brechen wir zu unserer letzten Etappe auf. 18 km liegen vor uns und es geht stetig bergab. Unter uns sehen wir eine durchgängige Wolkendecke und ich frage mich, warum wir nicht einfach da oben in der Sonne bleiben.

 

Wir durchwandern noch einmal die verschiedenen Vegetationszonen, diesmal allerdings nicht im Schneckentempo und mit den Wolken wird es auch gleich wieder nasser und ungemütlicher. 18 Kilometer können sich ganz schön hinziehen. Ohne große Pausen passieren wir die Mandara Hütte und durchqueren den Regenwald. Die Knie fangen an zu schmerzen und auch die Oberschenkelmuskeln machen sich langsam bemerkbar. Sind wir bald da?????

 

Jawoll. Pünktlich zur Mittagszeit passieren wir das Marangu Gate. Die freundliche Dame vom letzten Sonntag sitzt immer noch da und schaut uns grimmig an, während andere freundlich gratulieren. Wir müssen uns ein letztes Mal registrieren lassen und gehen anschließend mit unseren Guides erst einmal Mittagessen… und Bier trinken. Boa, das schmeckt richtig gut! Aber dann wollen wir auch schnell zurück ins Hotel. Endlich wieder duschen. Nach sechs Tagen riecht man nicht ganz so frisch und auch meine Haare könnten dringend eine Wäsche vertragen. Zum Glück riechen am Berg alle gleich und man fällt nicht sonderlich auf, aber hier unten ist das dann schon etwas anderes. Also fahren wir zurück, beziehen unser Zimmer und treffen zuerst Felix, der sich die Besteigung nicht antuen wollte und inzwischen auch angereist ist, und dann noch einmal unser ganzes Team in der Hotelbar.  Dreizehn Mann haben uns in den letzten sechs Tagen den Aufenthalt am Kilimanjaro so angenehm wie möglich gemacht. Jeder von uns vieren hatte jeweils zwei Träger, wir hatten einen Koch, der sehr gute Arbeit geleistet hat (und wenn ich das sage, heißt das was!), einen Kellner, zwei Assistenzguides und Johanna. Jetzt sitzen alle vor uns, die meisten von denen habe ich vorher noch nie gesehen. Wie die Heinzelmännchen haben sie unsere Taschen abgeholt, wenn wir gegangen sind und sie schon wieder bereitgestellt, bevor wir angekommen sind. Wir sagen „Danke“ und stoßen noch einmal mit allen an, jeder bekommt einen Umschlag mit seinem Tip und ich bekomme mein Zertifikat! Helau! Muss halt alles seine Ordnung haben! ;-) Und dann geht es endlich unter die Dusche!

 

Der Abend wird kurz.  Es gibt Abendessen Hotel und mal wieder eine ziemlich frühe Nachtruhe!

 

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