Es hat die ganze Nacht weiter geschüttet. Aber im Zelt war es trocken und der Schlafsack warm. Wie hatte Petra so schön gesagt, hier gibt es keinen Dauerregen, hier regnet es höchstens mal drei Minuten... hmmm... hat nicht ganz geklappt. Wir frühstücken erst einmal in unserem Hüttchen und packen unseren Kram zusammen. Dann geht es in den Parque Nacional Torres del Paine. Im Besucherzentrum gucken wir uns einen Film über Patagonien an und unser Guide, der uns die nächsten drei Tage begleiten wird (auch in diesem Nationalpark geht nichts ohne Guide) zeigt uns die Wanderungen der nächsten Tage an einem Modell. Und außerdem warten wir, dass es endlich aufhört zu regnen.
Als es endlich etwas besser wird fahren wir Richtung Grey-Gletscher und wandern herum. Inzwischen hat es tatsächlich aufgehört zu regnen und die Sonne lässt sich blicken. Auch der Wind frischt auf und reißt immer größere Löcher in den grauen Himmel. Riesige Eisberge liegen in der Grey-Lagune und geben mit ihrem blauen Eis ein bizarres Bild ab. Im Windschatten will uns der Guide einen "wissenschaftlichen Versuch" zeigen und holt einen Eisblock aus dem Wasser ... er haut darauf und zeigt uns, wie hart das Eis ist. Und dann holt Petra ein paar Gläser aus dem Rucksack und serviert Pisco Sour :-) Perfekt!
Es bleibt zum Glück trocken und wir kehren mit vielen neuen Eindrücken zum Bus zurück. Weiter geht es durch den Park zum nächsten Highlight. Immer wieder schieben sich die Türme, die Torres del Paine, aus den Wolken. Diese knapp 3000 m hohen Granitsäulen bieten einen spektakulären Anblick. Während sie sich gestern komplett versteckt haben, lässt sich jetzt erahnen, was hier los ist. Wir besteigen einen kleinen Berg, um sie oben noch besser zu sehen. Wer weiß, was morgen das Wetter sagt und ob wir überhaupt zu unserer Wanderung aufbrechen können. Denn auch hier sperrt die Parkverwaltung die Tracks, wenn es zu sehr regnet oder schneit. Hoffen wir mal, dass das nicht der Fall sein wird. Oben angekommen trifft uns nicht nur ein sensationeller Ausblick sondern auch ein extremer Wind. Es ist schwer sich auf den Beinen zu halten und alles, was nicht fest am Körper verankert ist, verschwindet in den Weiten Patagoniens. Trotzdem entstehen sensationelle Fotos und wir gehen beseelt vom Gesehenen zurück zum Bus.
Aber das soll nicht alles gewesen sein. Direkt neben dem Parkpatz vergnügt sich ein Fritz beim Abendessen. Der kleine Kerl lässt sich überhaupt nicht stören. Normalerweise hauen die Tiere sofort ab, wenn sich jemand nähert. Dieser ist wohl etwas taub. Sehen können sie eh nicht so gut und so lässt er sich auch von zwölf staunenden Fotografen nicht vom Fressen abhalten.
Abends kocht Frank erstmal Gulasch... aber das wird verpackt und für morgen aufbewahrt. Wir schnippeln was das Zeug hält, Zwiebeln, Kartoffeln, Karotten. Und dann kommt endlich mal wieder ein Steak auf den Grill. Feinstes argentinisches Rindfleisch... versteht sich. Heute ist es zum Glück auch trocken. Windig und kalt, aber trocken.
Heute hat uns die volle Breitseite des patagonischen Wetters getroffen. Man sagt, im Torres del Paine kann man an einem einzigen Tag alle vier Jahreszeiten zu spüren bekommen. Den Sommer haben sie heute vergessen, aber mit Frühling, Herbst und Winter würden wir versorgt... wie heißt es so schön, es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Zum Glück sind wir alle richtig gut angezogen und was macht dann so ein bisschen Regen, Schnee und Wind :-)
Die Nacht war eine Katastrophe. Es hat aus Eimern geschüttet. Zwischendurch gab es auch mal einen Graupelschauer. Wintercamping war noch nie mein Ding.
Auch morgens ist ist sehr ungemütlich und ich mag kaum aus meinem kuscheligen Schlafsack kommen. Aber nützt nix. Heute steht eine acht-stündige Wanderung zu den drei Türmen die dem Nationalpark ihren
Namen gegeben haben, auf dem Programm.
Pünktlich um. 8 Uhr steht der Transferbus vor dem Camp und bringt uns zum Ausgangspunkt. Der örtliche Guide, wir nennen ihn nur "Amigo" soll uns den Tag über begleiten. Petra bleibt im Camp, Frank kümmert sich um die Wanderunlustigen und die Gehandicapten. Bleiben noch acht... und Amigo. Der, im Gegensatz zu uns Weicheiern, die mit langer Unterbüx und mindestens vier Lagen Oberbekleidung unterwegs sind, in kurzer Hose den Berg hinaufeilt. Inzwischen hat auch der Regen aufgehört, aber natürlich ist die komplette Regenmontur im Rucksack dabei... in Patagonien weiß man nie, wie das Wetter in zehn Minuten aussieht.
Die Stecke ist abwechslungsreich. Erst geht es entlang des Rio Ascencio stetig bergauf. Zwischendurch überholen uns immer wieder Reiter mit ihren Versorgungspferden, die das Campamento Torres auf halber Strecke mit Lebensmitteln versorgen. Später führt der Weg relativ flach durch einen ursprünglichen Wald. Es geht immer mal wieder auf und ab. "Patagonische Ebene" nennt Amigo das. Alle sind gut drauf, bis wir einen Blick auf den letzten Teil des Weges werfen können. In der letzten Stunde geht es zum Teil auf allen Vieren über ein Geröllfeld. Immer wieder sind riesige Felsen zu überwinden. Anstrengend, aber lustig. Jürgen musste vorher aufgeben. Beim Anblick der Steinwüste hat er Angst um sein Knie und dreht wieder um... da waren es nur noch sieben. Auch wenn wir das Gefühl haben, wir seien im Hochgebirge (so fühlt es sich an und so sieht es hier auch aus), wir sind nur auf knapp 1000 m Höhe. Nach der Anstrengung werden wir mit einem traumhaften Blick auf die drei Türme belohnt. Anfangs versteckt sich der Südturm noch in den Wolken, aber schon nach kurzer Zeit zeigt auch er sich vor teilweise blauem Himmel. Die Türme zählen wegen der sehr steilen Wände zu den am schwersten zu erkletternden Berge der Welt, wir schaffen es nur bis zum davor liegenden See und wundern uns, wie man da überhaupt hoch kommen soll, aber Amigo verspricht, das sei überhaupt kein Problem! ;-)
Wir packen lieber unsere Stullen aus und machen auf dem Aussichtspunkt vor den Türmen Mittag, bevor wir uns an den anstrengenden und nicht gerade knieschonenden Abstieg wagen. Inzwischen ist es warm
und sonnig, eine nach der anderen "Lage" verschwindet im Rucksack, aber der Wind ist an manchen Stellen warm und so werden wir nicht zu übermütig und bleiben (ein bisschen) vernünftig angezogen.
Nicht ganz pünktlich erreichen wir wieder den Bus und die davor wartenden "Spaziergänger". Alle sind ziemlich erschöpft. Die Rückfahrt zum Camp verläuft eher ruhig.
Abends gibt es dann wieder eine leckere Campmahlzeit. Heute gibt es das bereits gestern vorbereitete Gulasch. Erstaunlich, was Frank und Petra auf den zwei Herdplatten des Gaskochers gezaubert haben.... zum Abschluss gibt es dann auch Mousse au Chocolate und, zur Feier des Tages, GLÜHWEIN!!! Unglaublich. Es bleibt trocken und wir genießen den Abend, bevor alle erschöpft in den Zelten verschwinden.
Die erste Zeltnacht ohne Regen und diesmal war es auch nicht mal kalt, so dass das Anziehen am Morgen keine große Überwindung ist... vielleicht habe ich mich jetzt auch dran gewöhnt... wäre doof, ab morgen sind wir wieder im Hotel. Ich freue mich schon auf die Dusche! Schon vor dem Frühstück packen wir zusammen, bauen die Zelte ab und beladen das Auto. Am Horizont zeigt sich eine bedrohlich, schwarze Wolke und bevor die gerade mal trockenen Zelte wieder nass regnen, beeilen wir uns lieber.
Nach dem Frühstück fahren wir nochmal in den Park und machen eine kleine Wanderung durchs Gelände. Am Weg treffen wir auf Guanakos, die südamerikanischen Kleinkamele, die aussehen wie Lamas, spucken wie Lamas und keine Lamas sind. Sie bespucken uns nicht, gucken uns aber genauso interessiert an wie wir sie. Wir besteigen noch einen Hügel, nach den Wanderungen der letzten Tage, sind das alles nur "Hügel". Oben hat man einen tollen Blick über die patagonische Weite und man sieht ein paar tausend Jahre alte Höhlenmalereien der Ureinwohner.
Wir fahren weiter nach Süden, machen unsere obligatorische Kaffeepause und vergessen prompt unseren Amigo. Es geht zurück und wir sammeln ihn doch noch ein. Abends erreichen wir Puerto Natales. Das war wohl mal ein kleines, beschauliches Fischerdorf am Ultima-Esperanza-Fjord, heute ist es ein Touriort, von wo täglich tausende Besucher in die nahen Nationalparks aufbrechen.
Am Nachmittag erreichen wir Puerto Natales und checken im Hotel ein. Jeder freut sich auf eine warme Dusche und ein bisschen Privatsphäre. Ich ärgere mich erstmal mit einer verstopften Toilette herum. In Südamerika ist die Kanalisation so schlecht und manchmal fehlt es aufhängen Kläranlagen, so dass man alles Papier in einem Eimer entsorgen muss. Ich kenne das ja schon aus Ägypten, mein Vormieter wohl nicht. Aber egal, die Dusche kann ich trotzdem genießen, das Wasser ist warm und der Wasserdruck auch angenehm und meine Haare freuen sich auch wieder über eine gründliche Wäsche. Die Mütze bleibt wohl wegen des Windes trotzdem mein ständiger Begleiter.
Ich versuche noch ein paar Fotos hochzuladen, aber das Netz ist genauso labil wie die Klospülung. Also vertage ich das auf morgen und gehe mit ein paar anderen die Stadt angucken. Erstmal staunen wir am Wasser. Es sieht ein bisschen aus wie Norwegen. Nicht, dass ich schon mal in Norwegen gewesen wäre, aber so stelle ich es mir vor. Heißt hier ja auch nicht umsonst "Fjord". Grüne abfallende Hänge, schneebedeckte Gipfel im Hintergrund, Reiher und Schwäne auf bzw. am Wasser und lustig tanzende Wolken. Dazu weht eine steife Brisen und das Wasser schmeckt salzig. Wir sind Nähe vom Pazifik. Wir wandern noch durch die Straßen, kehren in den ein oder anderen Shop ein und bewundern Kitsch und Kunst, bevor wir den Rest der Truppe im Restaurant treffen. Auch hier macht sich die Nähe zum Ozean bemerkbar. Es gibt Fisch... Baby.
Weiter geht die Reise, die Reise geht weiter. Das letzte Mal in voller Besetzung den Bus beladen. Wir passieren die schmalste Stelle Chiles. Hier ist das Land nur 16 km breit. Auf der einen Seite der Pazifik, auf der anderen Argentinien. Genau genommen durchqueren wir heute den kompletten amerikanischen Kontinent. Vom Pazifischen zum Atlantischen Ozean... und eigentlich sind das nur 240 km.
Unterwegs halten wir an einem mysteriösen Wald. Die Bäume stehen im Wasser, sind abgestorben und komplett mit Flechten überzogen. Hier hätte Hollywood auch gut "Herr der Ringe" drehen können. Oder man hat den Eindruck, jeden Moment könnten Feen und Elfen durch die Luft schweben.
Es geht weiter mit diversen Fotostopps... und mit Blick auf Feuerland. Da drüben ist es also in Sicht, das Ende unserer Reise. Aber das ist ja zum Glück noch eine Woche hin.
Am Nachmittag erreichen wir Punta Arenas. Wir bringen unser Gepäck ins Hotel und machen uns gleich wieder auf ins Schifffahrtsmuseum am Rande der Stadt. Hier gibt es einen originalgetreuen Nachbau
der "Neo Victoria", dem Schiff, mit dem Magellan von Spanien aus 1520 den Südamerikanischen Kontinent erreicht und als erster die Ost-West-Passage, die heutige Magellanstraße, durchfahren hat. Wenn
man das Schiff sieht, kann man kaum glauben, dass man mit dem Ding überhaupt bis Mallorca gekommen ist, aber hat es tatsächlich auch wieder nach Hause geschafft.
Das patagonische Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite, auf Regen- und Graupelschauer mit Sturmböen folgt Sonnenschein. Auf dem Rückweg fahren wir mit dem öffentlichen Bus und sind die
Attraktion. Susanne freundet sich gleich mit einem Gaucho an. Sie führen ein angeregtes Gespräch, der eine im genuschelten Spanisch, sie in einem genuschelten Schwäbisch und ich sitze zwischen ein
paar kiechernden Jungs in der letzten Reihe. Als wir aussteigen werden wir von allen mit einem fröhlichen "Adios" verabschiedet. Wir wandern über den geschichtsträchtigen Friedhof der Stadt. Hier
liegen Pioniere und Schiffsbesatzungen. Und auch Graf Spee hat ein Denkmal, dessen Schiff Scharnhorst hier 1914 versenkt wurde.
Wir laufen weiter, erkunden die,Stadt und machen ein bisschen Sightseeing, bevor wir ins Hotel zurückkehren. Am Abend gibt es nochmal ein letztes gemeinsames Abendessen in voller Besetzung. Morgen werden uns vier Teilnehmer verlassen, die die Anschlussreise nicht gebucht haben. Drei fliegen nach Hause, einer geht auf die Stella Australis, um für kleines Geld (Achtung, Ironie!!!) das Kap Horn zu umfahren. Petra und Frank haben für jeden noch ein kleines Abschiedsgeschenk und eine persönliche Anekdote. Wir werden zumindest zwei von denen nicht sonderlich vermissen. :-)
Ein entspannter Tag. Das beginnt schon mit dem Frühstück... um 9! Das hatten wir den ganzen Urlaub noch nicht, was für ein Luxus. Danach gehe ich erst mal Geld tauschen. Nachdem die Argentinier nicht in der Lage waren, ihre Geldautomaten und Wechselstuben zu bestücken. Versuche ich es einfach mal in Chile. Und, was soll ich sagen, es gibt Argentinische Peso in Massen. Kein Wunder, vor mir stehen drei Großfamilien in der Schlange, die anscheinend einen Wochenendausflug ins Nachbarland machenund dabei jede Menge Bargeld in die Wechselstube tragen u d ihr Geld "andersrum" tauschen.
Zurück im Hotel verabschiede ich unsere Abtrünnigen und der Rest fährt noch ein bisschen Richtung Süden. Alle denken, wir sollten demnächst den südlichsten Punkt Chiles, und damit das Ende der Welt, erreicht haben, aber weit gefehlt. Wir halten am geographischen Mittelpunkt Chiles. Das ist damit zu erklären, dass das Land auch noch einen Teil der Antarktis beansprucht... und dann ist auch klar, warum der Punkt ganz imSüden als "Mittelpunkt" des Landes bezeichnet wird. Wir fahren noch kurz weiter zum Puerto del Hambre, dem sogenannten Hungerhafen. 1584 versuchten hier 300 spanische Siedler ihr Glück, aber die Bedingungen waren so schlecht, das Klima war rau und es gab nur sehr wenig zu essen, dass, als ein britischer Pirat dort eintraf, er nur noch einen einzigen Überlebenden antraf.
Wir laufen ein bisschen herum, lassen uns durchpusten und suchen einen schönen, windgeschützten Platz im fürs Mittagessen. Am Nachmittag kehren wir nach Punta Arenas und in unser Hotel zurück.
Der Nachmittag ist frei und jeder kann machen, was er will. Ich nutze die Zeit für die Campingvorbereitung, packe meinen Rucksack so, dass ich nicht gerade die untersten Sachen brauche, genehmige mir eine lange heiße Dusche und relaxe. Abends geht es in der Stadt noch einmal zum Essen und rechtzeitig ins Bett. Morgen steht eine lange Fahrt und ein erneuter, letzter Grenzübertritt auf dem Programm. Man weiß ja nie, wie lange das dauert und ob nicht mal wieder irgendeiner der Grenzbeamten schlecht geschlafen hat und uns etwas genauer kontrollieren möchte. Außerdem nehmen wir die Fähre nach Feuerland... und da wir uns bei den LKW hinten anstellen müssen, kann es sein, dass das etwas dauert. Wir werden sehen...
Nix mit entspanntem Tagesbeginn heute... 6.30 Uhr Frühstück, 7:15 Uhr Abfahrt. Nachdem wir in den letzten Wochen bereits 4.315 km zurückgelegt haben, stehen heute weitere 500 auf dem Zettel. Dazu noch eine Fähre und eine Grenze.
Also geht es los. Aber das Wetter spielt mit und versüßt den letzen Morgen auf dem südamerikanischen Kontinent mit strahlend blauem Himmel und wenig Wind.. Nach einer halben Stunde ist der komplette Bus im Tiefschlaf... naja, nicht ganz, Frank kutschiert uns sicher durch die patagonische Steppe. Nach knapp zwei Stunden erreichen wir die Fähre nach Feuerland. Wir habe Glück, auch wenn uns das eine Schiff gerade vor er Nase wegfährt und noch ein paar LKW vor uns stehen, bis vor zwei Tagen habe auch die Fährleute gestreikt und die Schlange war Kilometer lang. Inzwischen ist das abgearbeitet und mit dem nächsten Schiff können wir übersetzen. Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit mit einer Ditschkompetischen und einem Kaffee im Restaurant.
Und dann haben wir es erreicht, das Finale Ziel unserer Reise: Feuerland. Zwar noch nicht endgültig die richtige Stadt (Ushuaia) und auch noch nicht das richtig Land (Argentinien), aber immerhin die Insel Feuerland. Wir fahren weiter und es sieht, ehrlich gesagt, genauso aus wie auf dem Festland. Nur, dass die Steppe direkt am Meer endet. Mittags stoppen wir an einem netten Platz zur Mittagspause. Es ist richtig warm und das erste Mal seit Santiago Essen wir ohne Daunenjacke. Wer hätte das gedacht, zumal alle mit antarktischen Temperaturen für die kommenden Zeltnächte gerechnet haben. Nach dem Essen müssen wieder alle Lebensmittel im Auto versteckt werden. Da es nicht erlaubt ist, frisches Fleisch, Wurst oder Pflanzen über die Grenze zu bringen.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir die chilenische Grenze. Wieder haben wir Glück, kein Streik, kein Stau. Und die Grenzer sind uns wohl gesonnen... oder bocklos. Wir müssen nicht mal persönlich vortreten. Petra gibt einfach die Pässe ab, alles wird abgestempelt und fertig. Weiter gehts durchs Niemandsland, vorbei an tausenden Schafen mit ihren Lämmern. Sind das jetzt eigentlich Chilenen oder Argentinier? Egal! Wir müssen über die Grenze und das Einreiseprozedere über uns gehen lassen. Die Personenkontrollen funktionieren auch hier reibungslos. Wir befürchten eine genaue Inspektion des Gepäcks und des Buses, aber sie winken uns einfach durch... jucheeee. Heute haben sie es wohl eher auf die Autos abgesehen, die in der Freihandelszone bei Punta Arenas einkaufen waren. Viele müssen ihre Wagen komplett auspacken und es stehen Fernseher, Computer und anderes elektronisches Gedöns herum. Glück gehabt. Nach wenigen Kilometern stoppt Frank den Bus und alle Lebensmittel werden wieder in den Kühlschrank verfrachtet. Bei den Temperaturen heute, es sind inzwischen 17 (!!!) Grad, sind Fleisch, Wurst und Käse da definitiv besser aufgehoben.
Wir kommen an den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden einer früher florierenden Estancia vorbei, die auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Würde man etwas Geld in die Hand nehmen und die Häuser vor dem Zerfall schützen, könnte man den Touristen bestimmt Spannendes bieten. So sind sie Wind und Wetter ausgesetzt und werden demnächst komplett zerstört sein. Zumal der nahe Atlantik und die salzige Luft nicht gerade schonend mit Holzhäusern umgehen. Wir gehen noch zum Strand, wo zwei riesige Schiffe ihrem Schicksal überlassen wurden und vor sich hinrotten.
Am Nachmittag erreichen wir die Estancia Las Hijas ("Die Töchter", zwar hat der Besitzer drei Söhne... und keine Tochter, aber der Gründer der Estancia hatte eben drei Töchter. Und da es Unglück bringen soll, wenn man den Namen ändert blieb es auch nach dem Verkauf bei den Töchtern). Wir bauen unsere Zelte in einer wunderschönen Umgebung mitten auf dem Gelände auf. um uns herum laufen Pferde und im Hintergrund hört man die Schafe meckern. Wir wandern übers Gelände und staunen mal wieder über verwunschene Wälder und idyllische Flüsse. Ich weiß, das klingt furchtbar kitschig, aber anders kann ich es wirklich nicht beschreiben.
Am Abend wird in der angeschlossenen Hütte der Ofen angeheizt und gekocht. Strom gibt es für drei Stunden, um 11 heißt es Licht aus und ab in die Zelte... oder mit Taschenlampe sitzen
bleiben.
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