Tag 25: Estancia Las Hijas

25 Grad, Sonne, windstill... das soll Heuerland sein? Ich habe heute tatsächlich das erste Mal ein T-Shirt an... abgesehen von Santiago. Aber von vorn.

Es hat, wie sollte es anders sein beim Zelten, in der Nacht aus Kübeln geschüttet... aber das sind wir ja inzwischen gewöhnt. Die Zelte halten, der Schlafsack ist warm und auch von den Pferden oder Schafen hat mich keines übergerannt... auch wenn mir so ein Gaul, als ich verschlafen aus dem Zelt guckte, ziemlich nahe kam. 


Es gibt eine morgendliche Zeltwäsche mit dem Waschlappen. Eigentlich waren uns waren Duschen versprochen worden, aber das Gas ist alle und so blieben die Duschen kalt. Aber alles kein Problem, sind wir ja schon gewohnt. Immerhin ist es in der Hütte warm, González, der Estanciero, hat schon mal eingeheizt. Dem gemütlichen Frühstück steht also nichts im Wege.

 

Danach bekommen wir eine Führung übers Gelände. Und eine Präsentation, wie die Hütehunde die Schafe zusammentreiben. Sehr eindrucksvoll... und ein bisschen wie bei "Ein Schweinchen namens Babe". Hier sind es aber wirklich Hunde. Harald versucht sich dann im Sortieren, gar nicht so einfach Die Männer von den Frauen zu trennen. Wir bekommen den Schafscherschuppen erklärt und möchten uns nicht vorstellen, was hier abgeht, wenn an einem Tag tausend Schafe zum Frisör müssen. Die Viecher hatten schon Angst als sie ein bisschen Show machen mussten, wenn es ernst wird, ist es bestimmt laut, eng und stinkig. Hinterher laufen wir noch einmal durch den Zauberwald, sehen mit Flechten behängte Bäume, Biberbauten, Mistelzweige und jede Menge Guanakos.


Als wir zum Camp zurückkommen, hat Petra schon das Mittag gerichtet... im Garten. Inzwischen ist es richtig war und eine Schicht nachdem anderen fliegt in die Ecke, bis alle nur noch im Shirt und ohne Schuhe und Strümpfe da sitzen. Herrlich, damit hätte nun wirklich keiner gerechnet. Wir dachten ehr, dass es hier, am Ende der Welt windig und bitterkalt ist und uns er Klamotten gar nicht ausreichen. Ich hatte echt Sorgen wegen des Camps hier... völlig umsonst. Und in der nächsten Nacht wird der Winter auch nicht einbrechen.

 

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug ans Meer. Wieder ein vor sich hinrostendes Schiffswrack. Dafür aber ein langer, breiter Strand, Dr. zu einem Spaziergang einlädt. Jeder macht, was ihm am liebsten ist. Petr schläft in der Sonne, Susanne und Jürgen sammeln Muscheln und Steine, Bettina und Harald machen Fotos und ich laufe einfach am Wasser entlang und lasse die Seele baumeln, tut auch mal ganz gut. 

 

Am Abend wird ein letztes Mal gegrillt. Ab morgen sind wir in Ushuaia und dann gibt es nur noch Restaurantküche. Also zeigt uns Frank noch einmal seine Grillkünste und haut ein ordentliches Steak aufs Feuer. Wir sitzen in unserem warmen Hüttchen und genießen den Abend. Als gerade alle aufbrechen wollen, kommen unsere "Herbergseltern" auf einen Besuch vorbei und fahren diverse Snacks und Sekt auf. Obwohl alle pappsatt und müde sind, bleiben wir noch und freuen uns über Geschichten aus der Einöde Feuerlands (zum Glück kommt Carol aus Australien und Carlos hat lange in England gelebt, sie sprechen also Englisch und Petra und Frank müssen nicht alles übersetzen). Irgendwann ist dann doch Feierabend, schnell noch Zähneputzen und ab ins äugelt, bevor der Strom abgestellt wird. 

 

Tag 26: Estancia -> Ushuaia

Die letzte Nacht im Zelt ist "überstanden". Heute hat es tatsächlich mal nicht geregnet, eine ganz neue Erfahrung. Dafür ist es morgens neblig und die Zelte sind trotzdem patschnass. Wir frühstücken erstmal in Ruhe. Aber anstatt trockener, wird es immer feuchter, keine Chance die Zelte trocken zu verpacken. Es sieht so aus, dass wir mittags wieder eine Trocknungssession einlegen müssen. Zumal die nächste Tour eine Hotelreise ist und die Zelte für Wochen im Bus liegen. Oder wir legen die Dinger, zusammen mit dem leicht feuchten Schlafsack, einfach im Hotel  zum Trockenen aus ;-)

 

Als alles wieder verpackt ist, verabschieden wir uns von Carol und Carlos und brechen auf zu unserer finalen Reise nach Ushuaia. Wir halten in einem kleinen, unscheinbaren Dorf, das eigentlich niemand angucken würde, aber hier gibt es "die" berühmteste Bäckerei ganz Feuerlands. Und, man mag es kaum glauben, kaum biegen wir um die Ecke, ist Trubel in den Gasse und ein riesiger Laden präsentiert jede Menge süße Stückchen, Kuchen und Schokolade... Brötchen fürs Mittagessen gibt es natürlich auch. Hier hält jeder Überlandbus und jeder Tourbus und alle versorgen sich mit leckeren Schweinereien... wir natürlich auch. 

Der nächste Stopp wäre auf dem Garibaldi Pass... wäre... denn eigentlich sollte man einen herrlichen Blick auf einen verwunschenen See haben... hätte, könnte, wollte... wir hängen mitten in den Wolken und sehen nicht mal den nächsten Baum und verzichten auf einen Fotostopp am Aussichtspunkt mit gefühlten 5 Metern Sicht. Kaum fahren wir auf der anderen Seite runter, zeigt sich die Sonne und blauer Himmel... nachdem uns den ganzen Morgen graues, feuchtes Nieselpieselwetter begleitet hat... aber besser so als anders rum!


Immer besser wird das Wetter, der Himmel blauer, die Luft wärmer. Wir halten an einem Berg, an dem diverse Schreine für Gauchito Gil aufgestellt sind. Überall in Argentinien wird dieser Volksheilige verehrt. Man baut ihm an die Straße kleine, rote Häuschen, hängt Fahnen auf und bringt ihm Zigaretten und Getränke. Hier ist ein riesiges Gebiet vollgepackt mit Geschenken und in einem Haus, das man sogar betreten kann, stehen volle, geöffnete Weinflaschen, Bierdosen und andere "Leckereien". Es stinkt mindestens wie in einer Kneipe und es sieht aus wie auf einer Müllhalde, denn neben Gauchito Gil wird auch noch Defunta Correa gedacht, die in der Wüste auf der Suche nach ihrem Mann verdurstet ist. Ihr Kind überlebte aber dank der Muttermilch und lag saugend an der Brust der Mutter, als man sie fand. Wenn irgendwo etwas trauriges oder glückliches passierte baut man ihr einen Schrein und die Leute bringen tausende Wasserflaschen und verehren sie. Sieht für uns etwas ungewohnt aus... aber auch faszinierend. Wir spenden eine Dose Bier und fahren weiter.

 

Am Nachmittag erreichen wir Uschuaia,,die südlichste Stadt der Welt... sagt man. Es ist gar nicht, wie ich es mir vorgestellt habe. Es sind etwa 25 Grad, vor uns liegt spiegelglatt der Beaglekanal, kein Wind, kein Sturm, nicht mal eine kleine Brise. Aber es ist toll. Wir fahren auf einen Parkplatz am Rande der Stadt und wandern auf einem schmalen Weg am Kanal entlang. Statt auf Pinguine und Seelöwen treffen wir auf Gänseblümchen und Pusteblumen. War nicht so zu erwarten, aber ich will mich gar nicht beklagen, es ist echt schön. Zurück am Bus müssen wir erstmal die Zelte trocknen. Der Dunst am Morgen macht es leider nötig, dass wir die Zelte noch einmal auspacken und in der Sonne durchpusten lassen. Wir versuchen verschiedene Techniken und sorgen für allgemeine Erheiterung, denn auch  für die Argentinier ist das hier ein beliebtestes Ausflugsziel und alle wollen das gute Wetter genießen.

 

Gegen Abend fahren wir in die Stadt. Ich bin mit Kollege Uwe verabredet, der tatsächlich zur gleichen Zeit am gleichen Ort am anderen Ende der Welt ist. Das muss gefeiert werden. Die anderen gehen in ein Restaurant und da ich noch nicht weiß, wo und wann ich Uwe treffen, die verabredete SMS will sich  nicht so richtig versenden lassen, bleibt offen, ob ich mit zum Hotel fahre. Frank meint aber, bis neun sind die wohl da, wer länger bleiben will, muss mit dem Taxi nachkommen. Das mit der SMS klappt überhaupt nicht und ich beschließe, ganz Old School, anzurufen. Funktioniert und wir treffen uns auf ein Bier. Pünktlich vor neun bin ich aber zurück im Restaurant... aber die Gruppe ist weg... und der Bus auch. Doof, ich weiß nicht mal den genauen Namen des Hotels, war ja auch noch nicht da. Und nun? Ich mache mich auf zur Touri-Info. Da gibt es WLAN. Ich weiß ungefähr wo das Hotel liegt, hat Frank uns bei der Wanderung gezeigt, ich weiß, dass es ein grünes Dach hat und ich erinnere mich vage an das Aussehen (hatte ich zuhause schon gegoogelt). Über Google-Maps sehe ich auf dem Stadtplan die Lage der Hotels (ich gucke nur die links vom Flughafen an) und rufe mir eines nach dem anderen auf und, BINGO, das zweite kommt mir sehr bekannt vor. Und auch der Name klingt vertraut. Ich mache einen Screenshot und gehe damit zu einem Taxistand vor der Tür. Zehn Minuten später stehe ich auf dem Hotelparkplatz vor dem Bus und werde herzlich von Petra begrüßt. Alle waren müde und wollten unter die Dusche und da sie dachten, ich komme sicher noch nicht und ich finde den Weg bestimmt auch alleine, sind sie schon losgefahren. Hat ja auch alles geklappt.

 

Ich will auch duschen und dann nur noch Inns Bett. 

Übrigens: Petra hatte uns im Bus einen Stadtplan verteilt, mit Namen und Lage des Hotels. Hatte ich auch artig eingesteckt... und es dann aus meinem Kopf verdrängt. 

 

Tag 27: Ushuaia

Heute steht die letzte Wanderung auf dem Programm. Aber erstmal wird entspannt gefrühstückt. Wir haben Zeit und Buffet... aber leider sind wir in Argentinien und dem Frühstück wird nur eine kleine Bedeutung zugesprochen. Ist aber auch kein Wunder, wenn man immer erst ‪um 23 Uhr‬ zu Abend isst. Die Auswahl ist klein, es gibt Toast, Croissants, eine Sorte Käse, Kochschinken und gelbe Marmelade. Aber der Kaffee schmeckt und satt werden wir auch. Danach können wir uns dann am Bus noch unsere Stulle fürs Mittagessen schmieren (hier gibt es eine größere Auswahl an Wurst und Käse). ‪Um 9.15 Uhr‬ kommt Thommy unser argentisch-schweizerischer Guide, der uns in den Tierra del Fuego Nationalpark begleitet. Wir machen diverse Wanderungen, er erzählt uns etwas über die Vegetation und Geschichte von Feuerland und erklärt alles, was wir wissen müssen. Mittagspause machen wir an einem See in der Sonne. Es ist warm und schön. Thommy, inzwischen auf Flipflops unterwegs, nachdem er sich nach und nach diverser Kleidungsstücke entledigt hat, erzählt, dass er schon sehr lange nicht mehr in sommerlicher Kleidung hier gewandert ist. Wir haben wirklich Glück, häufiger ist es, dass man bei Sturm und Regen durch den Park jetzt. 

 

Am Nachmittag kommen wir zum Ende der Welt... natürlich geht es noch weiter nach Süden, aber hier endet die Ruta 3, die Panamerikana, die von Alaska nach Feuerland führt.  Hier gibt es auch das südlichste Postamt der Welt und man kann seinen Pass abstempeln lassen... was ich natürlich sofort tun muss.

Um vier sind wir zurück im Hotel und kümmern uns beim Kaffee um die "Verwaltungsaufgaben". Frank und Petra haben Pause und wir können uns über das Trinkgeld austauschen und uns was lustiges für das Gästebuch ausdenken.

 

Am Abend besuchen wir noch einmal das beste Restaurant der Stadt. Alle machen sich schick... also, so schick es geht. Keiner hat noch saubere Klamotten und so richtig schicke schicke Klamotten hat ja auch keiner dabei. Aber statt der dreckigen Wanderhose und dem Funktionsshirt gibt es heute zur Feier des Tages mal Jeans und Shirt... und die Wanderstiefel bleiben auch im Hotel. Natürlich gibt es argentinisches Steak und Rotwein. Mit einen tollen Blick aufs Wasser und auf einen gigantischen Sonnenuntergang. Zwar ist es nicht der letzte Abend, aber erfahrungsgemäß ist der wohl eher etwas stressig... mit Abrechnung und Verabschiedungsgesäusel. Wir lassen es uns gutgehen, nehmen nicht den billigsten Rotwein, gucken nicht auf den Preis des Essens (ist auch besser so), bestellen alles was die Karte hergibt und werden langsam sentimental, weil das Abenteuer jetzt wirklich fast zu Ende ist. 

 

Tag 28: Ushuaia

Letzter Tag... was schon??? Ich könnte noch ein paar Wochen weiter reisen... aber nützt ja nix.

 

‪Heute Nacht‬ habe ich aufgegeben. Nachdem mir zum wiederholten Mal die Pferdedecke verrutscht ist und ich nur mit dem Laken gefroren habe, habe ich kurzentschlossen den Schlafsack rausgeholt und mich eingekuschelt... herrlich. Werde ich mir für Buenos Aires merken... aber da bin ich wahrscheinlich froh, wenn ich nur ein Laken habe. Aber erstmal bin ich ja noch hier. 

Um 7.30 Uhr‬ ist Frühstück. Es ist immer noch nicht umfangreicher, aber ein Croissant mit Schinken und Käse ist auch ganz lecker... ein bisschen portugiesisch wie im Transmo. Um 08.15 Uhr erwartet Frank uns zu unserem letzten Ausflug am "Busle"... keine Sorge, die schwäbische Sprache werde ich nicht annehmen, auch wenn ich vier Wochen lang fast ausschließlich diesen Dialekt hören musste... aber das Busle heißt nun mal Busle. Also auf zum Hafen. Wir besteigen unser Schiff und fahren Richtung Antarktis... naja, zumindest ein winzig kleines Stück in diese Richtung. Unterwegs fahren wir an verschiedene Inseln heran, beobachten Kormorane, dann Seelöwen und nach drei Stunden... endlich am Ziel... Pinguine!!!! Am letzten Tag laufen uns die lustigen Gesellen tatsächlich noch über den Weg. Sogar ein paar Königspinguine sind dabei. Einer gockelt gekonnt an unserem Boot vorbei... von rechts nach links und wieder zurück. Als ob ihm das jemand beigebracht hätte, damit jeder auch ein anständiges Foto von ihm hat. Nach einer halben Stunde haben alle ihre Fotos gemacht und wir liefern ein paar Leute noch auf einer Estancia ab, bevor es für uns mit dem Schiff zurück nach Ushuaia geht. Das Wetter ist immer noch prima, die Sonne scheint, der Wind hält sich zurück und wir genießen eine lustige Seefahrt. Zumal ganz spannende Gestalten an Bord sind. Eine Combo gestraffter, gebotoxter Argentinier mit Strohhut (genau die richtige Kopfbedeckung... haben sie leider auch schnell gemerkt, wir hatten uns auf fliegende Hüte gefreut) macht immer wieder interessante Fotos... Duckface lässt grüßen. 

 

Am Nachmittag erreichen wir Ushuaia und die letzten Shoppingrunde wird eingeläutet. Mein Rucksack ist voll, ich brauche keine Staubfänger und Funktionsklamotten habe ich auch genug im Schrank. Und der Pinguin, den ich vorhin von der Insel mitgenommen habe, braucht auch viel Platz und der ist ja auch noch nicht ganz stubenrein. Also setze ich mich lieber mit Petra in ein Traditionscafé während die anderen durch den Regen laufen, der inzwischen einsetzt. Um 6 geht es mit dem Hotelshuttle zurück... und es heißt Koffer packen. Keiner hat dazu besonders große Lust, aber ich habe ja auch noch was vor. Also packe ich schon mal um. Die kurze Hose und die Sandalen kommen nach oben, nachdem sie die letzten vier Wochen kein Licht gesehen haben, die Wanderhose, die langen Unterbüxen und Wollhemden werden nach ganz unten verbannt. Und, es passt tatsächlich alles wieder rein.

 

Nun ist wirklich der allerletzte Abend erreicht. Wir bleiben im Hotel, dann kann auch Frank etwas trinken und da wir nicht direkt in der Stadt wohnen, ist das die beste Alternative. Das Essen ist nicht der Brüller, aber es ist ok. Eigentlich gab es die ganze Zeit nichts, bei dem ich sagen musste, dass ich es nicht essen kann... ok, doch, bei den ganzen Lämmern mit Innereien und anderem Gedöns musste ich aufgeben, aber da gab es ja auch ausreichend Alternativen. Ansonsten war es immer lecker... Aber den Fleischkonsum werde ich in der nächsten Woche wieder zurückfahren. 
Es werden ein paar Worte des Dankes gewechselt, Petra und Frank verabschieden alle mit einer persönlich geschriebenen Karte und einem kleinen Geschenk. Ich bekomme eine Langflügeldampfschiffente... weil ich mich immer so über deren Namen gefreut habe. Andere Guanakos, Pumas oder ein Schaf. Auch wir bedanken uns artig bei unserem Kutscher und seiner Frau, die Zwei haben einen großartigen Job gemacht, und es fließen ein paar Tränen. Und dann gehen alle mit einem gemischten Gefühl aus Vorfreude auf zuhause und Traurigkeit, dass es vorbei ist, ins Bett. 

 

Tag 29: Ushuaia -> Buenos Aires

Der Rucksack ist gepackt, jetzt müssen nur noch die letzten Utensilien untergebracht  und das Ganze im blauen Wunder verpackt werden. Ich bin schneller fertig als gedacht und gehe zum Frühstück.

 

Verdammt, die gleiche Idee hatten andere auch... und leider nicht nur die acht aus unserer Gruppe sondern auch die Teilnehmer einer russischen Reisegruppe. Schlange stehen am Frühstücksbüffet ist ja genau mein Ding. Zumindest die Schlange am Kaffee ist überschaubar. Also warte ich, bis alle anderen abgefüttert sind und mache mir ein Schinken-Käse-Croissant. Wir suchen uns ein Plätzchen, damit alle zusammen sitzen können und lassen die Reise mit seinen Highlights noch einmal Revue passieren.

Feuerland verabschiedet uns mit Sonnenschein. Petra sagt noch einmal, dass sie so eine lange Schönwetterphase (vom kurzen Schauer gestern abgesehen), noch nie auf Feuerland erlebt hat. Wir freuen uns darüber, der Anfang war ja eher durchwachsen und hat uns schon schlimmstes befürchten lassen. Jetzt werden wir ein letztes Mal kutschiert, die kurze Strecke zum Flughafen. Petra und Frank begleiten uns noch zum Check In und verabschieden sich dann von uns. Und wir, wir warten auf unseren Flieger nach Buenos Aires, dann heißt es auch für mich Abschied nehmen... in Madrid geht Peter und so wird die Gruppe langsam immer kleiner, bis wieder jeder seinen eigenen Weg geht. Ich bin gespannt, ob das mit dem "wir treffen uns bald... irgendwo zwischen Schwabenland und Hamburg" wirklich klappt. 

 

Der Flug ist ruhig, dauert 4 Stunden und ich erreiche Buenos Aires am Nachmittag. Nachdem ich lange überlegt habe, wie ich zum Hotel komme, wähle ich die einfachste Methode und nehme ein Taxi. Nach meiner ungewollten Separierung am ersten Tag in Ushuaia, weiß ich ja dass Taxi fahren in Argentinien einfach und billig ist. Also wird nicht gezuckt. 

Aber irgendwie habe ich trotzdem das Gefühl, dass er nicht den direkten Weg gefahren ist, aber es ging schnell und mich macht es nicht arm. 

 

Ich checke in mein Hotel ein... was für ein riesiges Zimmer, es ist wirklich schön... und zentral, wie ich später feststelle. Erstmal Klamotten wechseln. Es sind 27 Grad und endlich kommt mein Rock zum Einsatz. Ich packe das Nötigste zusammen und mache mich gleich zu einem Erkundungsspaziergang auf den Weg. Nicht weit entfernt ist der Plaza de Mayo mit der Casa Rosada, mit den Amtsräumen des Präsidenten. Von den Balkonen hielten Juan und Eva Perón ihr flammenden Reden ans Volk... und natürlich hat auch Madonna hier gestanden und ihr Liedchen geträllert... aber das war weniger wichtig. Wenn ich in den nächsten Tagen noch Zeit habe, werde ich mit das Ganze auch noch von innen angucken. Heute ist schon geschlossen. Ich laufe weiter durch die Stadt und bin fasziniert von den riesigen, prachtvollen Wohnhäusern. Da merkt man schon, dass Argentinien mal zu den reichsten Ländern der Welt zählte. Eigentlich laufe ich ziemlich ziellos durch die Gegend, ich habe noch keine Lust auf die Besichtigung von Kirchen und Museen, für Letzteres fehlt mir wahrscheinlich eh die Zeit. Ich nehme erstmal die Atmosphäre auf und lasse mich mit den Menschen treiben. Während die im Süden eher die Ruhe weg haben, ist es hier ganz schön hektisch und ich ahne, warum es "feurige" Argentinier heißt.

 

Am Abend bummele ich noch durch "mein" Viertel. Hier brennt die Luft. Es ist Freitagabend und es scheint, die ganze Stadt ist auf der Straße, es sind immer noch über 20 Grad alles spielt sich draußen ab. Ich suche mir ein nettes Restaurant und genieße den Abend... allerdings war es in den letzten Wochen in Gesellschaft irgendwie lustiger. Auf dem Rückweg erlebe ich dann aber auch die Kehrseite dieser Stadt. Überall leben Menschen, auch Kinder, auf der Straße. Sie durchsuchen den Müll nach allem, was man verwerten kann. Dosen, Flaschen, Pappe, alles wird gesammelt und verkauft. Petra hatte mir schon von den Cartoneros erzählt, die für ein Peso abends zwischen 7 und 10 Uhr die Müllsäcke aufreißen, die andere auf die Straße gestellt haben, um paar verwertbare Schätze zu finden. 

 

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