Tag 7: Pucón -> Lago Falkner 

Aufbruch nach Argentinien. Es gibt nochmal ein ausgiebiges Frühstück bei Elvira. Wie schon in den letzten Tagen fährt sie alles auf, was sie hat. Diesmal hat sie sogar Kuchen gebacken... zum Frühstück, auch mal eine neue Erfahrung. 
Vorher packe ich noch meinen Rucksack, was immer schneller geht. Alles hat seinen Platz gefunden und die Routine macht sich bemerkbar... naja und die Hälfte der Klamotten habe ich ja auch im Bus verteilt.

Um 8.30 Uhr ist Abfahrt. Auch an unserem letzten Tag ist der Villarrica nicht bereit sich zu zeigen. Schade, aber es ist, wie es ist.

 

Wir Schrauben uns den Marmuil Malal-Pass hoch und zum Glück hat es hier nicht übermäßig geschneit. Oben angekommen müssen wir uns erst bei den Chilenen artig in die Schlange stellen, um ausreisen zu dürfen, dann geht es ein paar hundert Meter weiter und wir machen das Gleiche bei den Argentiniern nochmal. Zum Glück ist es leer, das ganze Prozedere kann wohl auch mal,ein paar Stunden dauern. Der erste Unterschied: Während auf der chilenischen Seite die Straße bis zum Pass hervorragend asphaltiert ist, ist es auf der argentinischen eine holprige Schotterstraße. Ich bin gespannt, ob das die nächsten Tage so bleibt.

Ein paar Kilometer hinter der Grenze machen wir dann Mittagspause. Schnell werden ein paar Brote geschnitten, die Petra noch in der deutschen Bäckerei gekauft hat und wirklich lecker sind, dazu Wurst und Käse, ein bisschen Gemüse und fertig. Essen ist hier  allerdings nicht  ganz einfach, man muss tierisch aufpassen, dass einem nicht die Wurst vom Brot weht. 

 

Wir setzen die Reise fort und die Landschaft verändert sich. Statt üppiger Vegetation ist es jetzt eher trist mit wenigen Bäumen. Dafür aber mit viel Wind. Wir machen ein paar Fotostopps und Petra erzählt uns ein paar Fakten und Geschichten aus der Vergangenheit und erklärt die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation des Landes. Eigentlich sollen sich herrliche Ausblicke auf den Vulkan Lanin bieten, aber mit Vulkanen haben wir es ja nicht so... auch dieser Geselle versteckt sich hinter einer dicken Wolkenschicht. 

 

Nachmittags erreichen wir unseren Campingplatz. Leider ist außer uns niemand da. Grundsätzlich natürlich kein Problem, aber auch kein Betreiber oder Verwalter. Das Gemeinschaftshaus sieht aus, als ob es noch im tiefsten Winterschlaf läge... Irgendwann finden Petra und Frank dann doch jemanden, der uns das Haus aufschließt und den Ofen anheizt. Und wir beginnen uns Plätze für die Zelte zu suchen und aufzubauen. 

 

Am Abend wird gemeinsam gekocht, das heißt geschnippelt. Kochen tut Frank. Es gibt Kartoffelsuppe. Nach einem leckeren Essen und einem lustigen Abend verziehen sich alle in ihre Zelte. 

 

Tag 8: Lago Falkner -> La Angostura 

Heute sind nur 55 km zu fahren. Es geht entlang der Sieben-Seen-Route nach Angostura. Aber vorher gibt es Frühstück. Frank und Petra zaubern in der kleinen Hütte auf dem Campingplatz ein tolles Frühstück und wir bauen währenddessen unsere Zelte ab. 

Nachdem alles wieder verpackt und verstaut ist,geht es an den Seen entlang und es bieten sich immer wieder tolle Fotomotive... die allerding noch etwas schöner wären, wenn dieser fiese Nieselpiesel nicht wäre. Aber nützt ja nix, es ist wie es ist. 

 

Nach kurzer Fahrt erreichen wir unser Hotel in La Angostura am Nahuel Huapi-See. Wir beziehen unsere Zimmer, juchee, ich habe direkt mit Meerblick...ähhh... Seeblick und genießen ein kurzes Mittagessen am Bus. 

 

Um 13 Uhr fährt uns der Hotelbesitzer mit seinem Boot auf eine naheliegende Halbinsel und dem kleinsten Nationalpark Arkentiniens, dem Los Arrayanes. 

 

Zurück zum Hotel geht es über  einen 12 km Wanderweg quer durch den Nationalpark auf der Halbinsel Quetrihué. Vorbei an alten, riesigen Südbuchen und einem kleinen Bestand Arrayanes. Diese Myrtenbäume, wir lernen, es sind Büsche, obwohl auch sie eine Höhe von 20 m erreichen, aber sie haben keine Jahresringe, also sind es Büsche... hab ich auch nicht gewusst. Naja, auf jeden Fall wachsen diese interessanten "Büsche" weltweit nur hier. Man erkennt sie an ihrer zimtfarbenen Rinde. Die Frage ist, wie lange noch, denn immer mehr davon werden von einer nicht bekannten Krankheit befallen und sterben ab. Es geht bergauf und bergab und immer wieder bietet sich eine tolle Aussicht auf die umliegenden, schneebedeckten Berge und den Lago Nahuel Huapi. Ja, wir können sie endlich mal sehen. Ok, der Himmel ist nicht strahlend blau, aber heute eben auch nicht verregnet grau... und man kann was sehen.

 

Irgendwann erreichen wir das Hotel und jetzt haben wir uns das Bier redlich verdient. Und die Dusche sowieso. 

 

Am Abend wird noch gemeinsam gegessen und ziemlich früh verschwinden alle in ihren Betten. Erstens war die Wanderung ganz schön anstrengend, zweitens ist das gesamte Hotel völlig überhitzt und drittens ist morgen ein langer Bustag mit Frühstück um 7.30 Uhr, Auto laden vorher.... Gute Nacht. 

 

Tag 9: La Angostura -> Trevira 

Eine Nacht in einem völlig überhitzten Zimmer. Ich habe zwar ganz gut geschlafen, dafür war das Fenster die ganze Nacht sperrangelweit auf. Nein, die Heizung konnte man nicht runter drehen, wohlweislich hat man schon mal die Regler abgebaut.
Aber ich habe überlebt, was für ein Glück... wenn auch dehydriert und völlig zugeschwollen.

Nach dem Frühstück geht es auf die Straße. Alle sind pünktlich und gut organisiert... mehr oder weniger. Heute zeigt sich Patagonien von seiner schönen Seite. Die Sonne scheint, die Berge zeigen sich und ich gehe meiner Lieblingsbeschäftigung nach. Ich glotze einfach aus dem Fenster... herrlich. 

Am Vormittag erreichen wir Bariloche. Eine Kleinstadt direkt am Lago Nahuel Huapi. Die Stadt ist das Touristenzentrum der Region. Wir befinden uns jetzt übrigens ganz offiziell in Patagonien. Bei den Argentiniern beginnt die Region nämlich erst am Rio Negro (auch wenn viele Orte nördlich davon sich mit der Bezeichnung schmücken. Bariloche liegt wunderschön am See, im Hintergrund die Berge. Im Sommer ein beliebtestes Wander- und Kletterziel mit Bademöglichkeit, im Winter das größte Skigebiet der (Achtung, da ist es wieder) südlichen Hemisphäre. Im Moment kann man weder baden noch Ski laufen, also,war es noch angenehm leer. Aufgrund seines Aussehens nennt man das Gebiet auch Südamerikanische Schweiz. Und was gehört zu Schweiz außer Berge und Seen? Schokolade! Und die gibt es in Bariloche zu Hauf. An jeder Ecke ist eine Schokoladenmanufaktur und entsprechende Geschäfte. Nur schmecken tut es leider nicht wie in der Schweiz. 

Wir fahren weiter auf der Route 40 Richtung Süden. Nächster Stopp, der Hippiemarkt in El Bolsón. Eigentlich ein kleines, ruhiges Städtchen, in dem sich seit den 70er-Jahren viele Hippies angesiedelt haben. Das Klima ist mediterran und wir waren sehr überrascht, wie warm es plötzlich war. Inzwischen wurde El Bolsón zur "atomwaffenfreien Zone" und zur "ökologischen Gemeinde" erklärt.  Dreimal die Woche findet ein Markt statt, auf dem Einheimische Handwerker ihre Waren und ihren Schmuck anbieten... und ihr selbstgebrautes Bier. Wir haben Glück, Samstag ist Markttag, das ist fast wie zu Hause. Wir bummeln über den Markt und machen unsere Mittagspause an einem der Stände mit frisch gebackenen Enchiladas, bevor wir die Reise fortsetzen. 

Unterwegs treffen wir sie. Die Namensgeber unserer Reise. Über uns schweben drei Kondore. Diese Riesenvögel ziehen über uns ästhetisch ihre Kreise, aber leider sind sie zum Fotografieren zu hoch, also nur gucken und staunen. 

Nach einer langen Fahrt erreichen wir am Abend Trevira. Wir laden das Auto aus, damit Petra und Frank das Abendessen vorbereiten können. Danach werden die Zelte aufgebaut und genau dann fängt es an zu regnen... typisch. Aber dadurch geht es schnell und es gibt schnell was zu essen. Frank grillt argentinische Würstchen und Rindfleisch... perfekt. Schnell noch aufgeräumt und abgewaschen, dann wird der Abend lang und lustig. Bis der Regen stärker wird, das hält uns aber nicht davon ab, weiter zu schnattern und zu lachen, wir verziehen uns in die angeschlossene Hütte und genießen Wein und Bier aus Literflaschen. Irgendwann brechen wir aber ab, morgen ist wieder frühes Wecken. 

 

Tag 10: Trevira -> Puahuadingsbums (Chile)

Frühstück um 7.30 Uhr. Vorher alles im Zelt verpackt. In der Nacht hat es gestürmt und gegossen, aber das Zelt hat gehalten und der Schlafsack war kuschelig... nur morgens da raus und in die kalten Klamotten war etwas gewöhnungsbedürftig. Inzwischen scheint aber wieder die Sonne und wärmt ganz ordentlich. Wir frühstücken unter freiem Himmel... mit Sonnenbrille und Mütze. Danach wird schnell aufgeräumt. Klare Arbeitsteilung... die Frauen waschen ab, die Männer kümmern sich um die Zelte. :-) Morgen machen wir es anders rum. 

Dann ist Aufbruch Richtung chilenische Grenze. Über Schotterstraßen geht es durchs  Tal. Vorbei an blühenden Lupinenwiesen, Kuh- und Pferdeweiden, im Hintergrund eine atemberaubende Bergkulisse mit schneebedeckten Gipfeln. 

Wir erreichen die Grenze und die Argentinier lassen uns schnell ausreisen, sie haben wohl ein neues Durchleuchtungsgerät, alle müssen ihr Handgepäck einmal scannen lassen, aber dann geht es zügig weiter. Die Chilenen sind etwas pingeliger. Die Personenkontrollen sind schnell erledigt. Aber dann, alles Handgepäck und auch die großen Taschen müssen raus und werden kontrolliert. Es dürfen keine rohen Lebensmittel und unbehandelte organische Stoffe importiert werden. Bei dem aus Chile mitgebrachten Schinken gibt es Probleme. Der Zöllner meint, wir hätten den aus Italien mitgebracht, da wäre kein chilenischer Preis drauf... dabei hat Petra den in Pucón von Elvira bekommen. Sie kann den strengen Herren dann zum Glück überzeugen, denn eingeschmuggelte Lebensmittel kosten extrem viel Strafe. 
Die Taschenkontrolle fällt eher lasch aus. Wir müssen alles öffnen, eine junge Frau grabbelt alles mal an und gut ist. Und auch der Hund im Inneren unseres Busses wird nicht fündig und wir dürfen weiterfahren. 

Wir fahren die Schotterstraße weiter und machen am Rio Fu....?.. (auf der argentinischen Seite heißt er einfallsreich Rio Grande) Mittag. Auf dem Fluss werden vor allem Raftingtouren angeboten. Das Gebiet zählt zu den anspruchsvollsten der Welt und bietet alle Schwierigkeitsgrade. Nach der Pause gibt es wieder traumhafte Ausblicke. Berge, Seen, Wasserfälle, eine Hängebrücke und vor allem: die Sonne! Alles perfekt für zahlreiche Fotostopps. 

Am Nachmittag lassen wir die Querverbindung von der Route 40 hinter uns und erreichen die Careterra Austral. Die 1.300 km lange Strecke im Süden Chiles ist inzwischen vollkommen asphaltiert (seit etwa zwei Jahren) und ist eine wichtige Verbindung des Südens mit dem Rest der Welt. Allerdings war Pinochets Ansinnen ein anderes. Er baute sie in den Siebziger Jahren vor allem aus militärischen Aspekten.