INDIEN und NEPAL

Tag 33 – Lahore -> Amritsar

Auf geht’s nach Indien. Ein letztes Frühstück in Pakistan, eine letzte Fahrt in unserem kleinen, gemütlichen, aber viel zu engem Bus und Abschied von Amjad. Es geht zur Grenze und eine lange Prozedur beginnt. Wie berichtet mögen sich die beiden Staaten Pakistan und Indien nicht besonders, dass aber auch wir darunter leiden müssen finde ich etwas ungerecht. Wir müssen an der pakistanischen Grenze tatsächlich viermal unseren Pass vorzeigen. Um auszureisen, versteht sich. In Indien sieht es nicht viel besser aus, wir müssen außerdem einen Fragebogen zu unserem Gesundheitszustand ausfüllen und den von einem Arzt abzeichnen lassen, damit wir auch ja keine Schweinegrippe ins Land bringen. Meine (Klimaanlagen-)Erkältung verschweige ich lieber und drücke alle Daumen, dass ich nicht Husten oder Niesen muss… Es klappt. Nach gefühlten sieben und tatsächlichen drei Stunden sind wir endlich in Indien. Unser neuer Bus wartet auf uns. Er ist etwas geräumiger und auch für westeuropäische Popos geeignet.

Wir fahren die 30 Kilometer nach Amritsar, checken in unser Hotel ein und machen uns gleich wieder auf zu einem Besuch im goldenen Tempel, dem heiligsten Schrein der Sikh. Wieder heißt es Kopf bedecken und Schuhe aus. Alkohol und Zigaretten sind absolut verboten. Zum Glück sind wir ja gerüstet. Inzwischen kennen wir die Begebenheiten und gehen ohne Schal kaum noch aus dem Haus (wenn es irgendwelche Moscheen, Tempel oder sonst was zu besuchen gibt). Aber der Goldene Tempel ist schon etwas Besonderes. Ein riesiger Komplex, in der Mitte ein Pool und ein goldverzierter Tempel. In ihm lesen Priester ununterbrochen Gebete aus dem heiligen Buch der Sikh, die über Lautsprecher auf dem ganzen Gelände ertönen. Gläubige pilgern um den Pool herum, besuchen den Tempel und murmeln die ganze Zeit Gebete. Man kann sich an den Pool setzten (oder in dem heiligen Wasser baden) und die Prozedur beobachten, dabei muss man allerdings im Schneidersitz sitzen, um dem Gott der Sikh nicht zuerst die Füße zu zeigen! Wir gucken uns das Schauspiel einige Zeit an und fahren mit der Fahrradrikscha zurück ins Hotel. Ein großes Abenteuer, bei dem Verkehr in Indien. Trotzdem wohl eines der schnellsten und vor allem günstigsten Verkehrsmittel. Wir zahlen umgerechnet 70 Cent für eine knappe halbe Stunde Fahrt.

 

 

Tag 34 – Amritsar -> Delhi

Die Straßen sind schlecht und der Verkehr grauenvoll. Für gute 350 Kilometer brauchen wir fast 10 Stunden. Dass es nicht immer so fließend (mehr oder weniger) geht, wie bei uns, war mir ja schon klar, aber das… hatte ich nicht erwartet. Das einzige Highlight auf der Strecke: Ein Elefant! Der erste auf der Reise (und hoffentlich nicht der Letzte) und das auch noch Mitten auf der Autobahn. Die Inder nehmen das wohl nicht so genau. Da laufen Elefanten und Kamele, fahren Eselskarren oder laufen Kinder über die Straße, alles halb so wild.

 

Delhi, diese 12 Mio. Stadt begrüßt uns auch gleich mit einem Verkehrschaos. Autos, Motorräder, TucTucs und Rikschas fahren wild durcheinander und nutzen jeden noch so kleinen, freien Platz auf der Straße aus. Gut, dass ich hier kein Auto fahren muss.

Wir checken in unser Hotel ein und machen noch einen kleinen Rundgang durch (Old)Delhi. Die Menschenmassen und Blechlawinen bei unangenehmen Temperaturen sind aber zu viel für mich heute Abend und so kehren wir ziemlich schnell ins Hotel zurück.

 

Tag 35 – Delhi

Das Hotel ist ok, kein Luxusschuppen, aber erträglich. Frühstück gibt es auf der Dachterrasse. Bitte jetzt nichts Tolles erwarten, es ist eine dreckige, einfache Terrasse mit ein paar Stühlen und Tischen. Es gibt Sandwiches mit Gurke und Tomate und Corn Flakes. Naja, immerhin keinen Reis. Und scharf ist es auch nicht.
Danach geht das Abenteuer Delhi los. Mit dem Bus fahren wir in die Innenstadt zum Connaught Place, einem riesigen, kreisrunden Platz. Wir sind die Attraktion im Bus und werden (mal wieder) angestarrt. Die Fahrt kostet doch tatsächlich 7 Cent für gut 4 Kilometer und einer halben Stunde Fahrt. Wahrscheinlich wären wir im TuckTuck schneller, aber auf jeden Fall teurer und wir wären nicht so nah dran am „echten“ Leben. Zwischendurch steigen immer mal ein paar fliegende Händler ein, versuchen ihre Geschirrhandtücher, Zeitschriften oder Kokosspalten an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Wobei die Männer ganz klar in der Überzahl sind.

Am Platz angekommen geht es erstmal in ein Café. Endlich wieder leckeren Kaffee. „Echten“ Cappuchino, kein Nescafé. Gut gestärkt halten wir gleich mal zwei TuckTucks an und lassen uns zum India Gate fahren. Auf dem Weg bietet uns der Fahrer an, uns auch den restlichen Tag durch die Gegend zu fahren. Wir nehmen das Angebot an und haben unseren Chauffeur. Auf geht’s zur Stadtrundfahrt durch Delhi.

Parlamentsgebäude, Präsidentenpalast, Haus von Mahatma Gandhi, Qutb Minar (eine ehemalige Moschee, mit einem einmaligen, 73 m hohen Turm) und Lotus Tempel. Klasse. Überall haben wir Zeit für eine Besichtigung und bei unserer Rückkehr wartet schon unser „Fahrer“. Und außerdem versorgt er uns immer mit den wichtigsten Informationen und guten Tipps. Am Ende des Tages fährt er uns dann auch noch zurück ins Hotel. Was für ein Service. Und das Ganze für 8 Euro inklusive Trinkgeld.

Abendessen gibt es beim Chinesen. Nicht nur mir ist der Appetit auf scharfes Essen vergangen. Auch andere haben Probleme damit. Ich weiß, es ist eine Sünde, in Indien nicht indisch zu essen, aber was soll ich denn machen, wenn mir das ständig auf den Magen schlägt und ich vor lauter Betäubung meiner Geschmacknerven nichts anderes mehr wahrnehme als ein Brennen in Mund- und Rachenraum. Das chinesische Essen ist lecker und vor allem gibt es endlich mal wieder ein leckeres, kühles Bier. Das erste seit … seit wann eigentlich? Istanbul, glaub ich.
 

Tag 36 – Delhi -> Agra

Wieder ein schnelles Frühstück auf der Dachterrasse und los geht die Fahrt im Bus Richtung Agra und Richtung Taj Mahal. Ich freue mich drauf, das ist sicherlich einer der Höhepunkte unserer Reise. Morgen früh um 5.00 Uhr heißt es auf zum Sonnenaufgang am Taj Mahal.

Vorher liegen aber noch gut sechs Stunden Fahrt vor uns. Wir machen noch einen Stopp in Fatehpur Sikri, der ehemaligen Hauptstadt (1571 – 1585) des monglolischen Reiches. Noch heute steht eine riesige Mosche und einen riesigen Palast aus drei Bereichen. Einen für jede seiner Lieblingsfrauen: Einer Hindu, einer Muslimin und einer Christin. Und entsprechend sind die drei Teile dann auch eingerichtet bzw. verziert. In der Mitte gibt es einen riesigen Innenhof in dem dann auch gerne mal Exekutionen vorgenommen wurden: Gefangene wurden von Elefanten zertreten. Lecker.

Am Abend erreichen wir dann unser Hotel in Agra. Wir haben mal die Zimmerverteilung gewechselt. Immer dieselbe Mitbewohnerin wird ja auch langsam langweilig. Allerdings waren Tamara und ich schon ziemlich gut eingespielt, mal sehen, wie es mit Lou klappt. Wir haben jetzt zwei Nächte Zeit es auszuprobieren und sonst wird zurück gewechselt.
 

Tag 37 –Agra

WOW – WOW – WOW!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich war da, ich hab es gesehen! Das Taj Mahal! Und es ist tatsächlich so faszinierend, wie erwartet! It’s magic!

Aber von vorne! Um 5.00 Uhr klingelt der Wecker nach einer grauenvollen Nacht. Lou und ich haben um die Wette gehustet und geschnieft. Nach einem Abendessen im total unterkühlten Chinesischen Restaurant vorgestern hat sich meine Erkältung mit Volldampf zurückgemeldet. Toll! Dann ist auch noch die Klimaanlage ausgefallen und der Ventilator hat uns den Wind um die Nase gepustet… nicht gerade gesundheitsfördernd. Wir sind dann mit dem TuckTuck, unser Fahrer heißt Babalu und hat Tamara gleich ins Herz geschlossen, sie ist etwa doppelt so groß und doppelt so breit, zum Taj Mahal. An der Kasse machen wir Bekanntschaft mit indischer Gemütlichkeit. Oder soll ich sagen Organisationsunfähigkeit? Es dauert Ewigkeiten bis ein paar Tickets verkauft werden. Die Schlange wird länger und länger und ständig kommen von hinten irgendwelche Inder, drängeln vor und werden vorrangig behandelt. Die kaufen allerdings keine Tickets für sich, denn für Indische Bürger gibt es eine gesonderte Schlange, nee, die lassen es sich bezahlen, dass die Leute ungeduldig werden, weil sie ja zum Sonnenaufgang am Taj Mahal sein wollen. Irgendwann hat auch Phil die Nase voll und kauft uns einen Ticketinder. Plötzlich geht es ganz schnell, wir haben unser Ticket, bekommen noch eine Flasche Wasser gratis und ein paar Überzieher für die Schuhe. Und dann geht es auf das Gelände. Taschenkontrolle, keine elektronischen Geräte, keine Handys, keine Videokameras. Fotografieren erlaubt. Und dann biegen wir um die Ecke und schon durch das Eingangstor lässt sich die Größe dieses weißen Kolosses erahnen. Und dann steht man da, wo man steht und tolle Bilder macht. Großartig. Ich sehe das Taj Mahal. Heiß übrigens Kronen Palast. Die arme Frau, für die das Ding gebaut wurde, hat es leider nie gesehen, weil sie bei der Geburt ihres 14. (!!!) Kindes gestorben ist. Vielleicht hätte ihr Mann ihr lieber weniger Kinder machen und auf den Bau des Palastes verzichten sollen… jetzt liegt sie hier zumindest begraben… und er auch. Er, das ist übrigens Schah Jahan und sie ist seine Ehefrau Mumtaz Mahal, die 1631 gestorben ist.

Nach diesen faszinierenden Momenten, die ich versucht habe in Bildern festzuhalten, was sicher nur zum Teil gelungen ist, geht es im TuckTuck zurück ins Hotel. Frühstück. Nach vier Stunden bin ich schrecklich hungrig. Danach geht es dann noch zu einer Marmor Manufaktur. Faszinierend, wie klein die einzelnen Glassteinchen für die Tische, Teller, Schachteln oder auch nur Kitsch sind. In friemiliger Handarbeit wird jedes einzelne Teil geschliffen und dann ins Marmor eingearbeitet. Ob man es dann leiden mag, ist Geschmackssache.

Wir lassen uns zurück fahren und genießen erstmal einen leckeren Cappuccino in Costas Café, der Frühstückskaffee schmeckte nämlich eher nach Abwaschwasser!
Nachmittags fährt uns Babalu dann zum Fort. Dieses rote Fort am Yumuna Fluss wurde bereits vor dem Taj Mahal errichtet und bietet einen beeindruckenden Ausblick auf die Region. Mit mindestens einer Millionen Indern schleppen wir uns durch diverse bunt verzierte Räume (ich sehe die Marmorarbeiten plötzlich mit ganz anderen Augen), kleine Moscheen und Innenhöfe. Es ist wirklich schön, aber nach dem beeindruckenden Vormittag bin ich kaum noch aufnahmefähig.
 

Tag 38 – Agra -> Lucknow

Eigentlich wollte ich den heutigen Tag mit einem einzigen Wort beschreiben: Bus fahren!
Wird aber nichts! Es gibt doch etwas zu berichten. Wir fahren morgens erwartungsgemäß in Agra ab. Es geht über die Dörfer und Städte nach Lucknow. 350 Kilometer. Allerdings gibt es keine Autobahn und so zieht sich die Strecke doch etwas. In Kanpur müssen wir mitten durch die Stadt. Die Umgehungsstraße ist gesperrt, bzw. es gibt sie zum Teil noch gar nicht… indische Logik. Wie immer beobachte ich das Treiben aus dem Fenster und dann hockt sich da ein Mann direkt an der Straße auf einen Grünstreifen, bitte jetzt keine gepflegte Grünanlage mit Alleebäumen erwarten, und erledigt sein großes Geschäft. Ein paar Meter weiter kackt eine Kuh auf die Straße und dazwischen spielen verdreckte Kinder. Überall liegt bergeweise Müll, Plastiktüten fliegen durch die Gegend und die Menschen schmeißen alles, was sie gerade nicht mehr brauchen können auf die Straße… Männer schlafen in dem ganzen Gewusel tagsüber auf dem Boden, Frauen kochen auf Gaskochern irgendwelche mehr oder weniger leckeren Mahlzeiten (ich hab es nicht probiert und werde wohl auch nicht mehr in die Gelegenheit kommen) und Hunde streunen durch die Müllberge. Ein paar Kilometer weiter pinkeln die Nächsten direkt neben unserem Bus gegen eine Wand… sorry, aber das ist echt ekelhaft. Dass die Kühe durch die Stadt laufen und machen können, was sie wollen, damit habe ich mich ja inzwischen abgefunden und finde es sogar ganz lustig (wenn sie mir nicht gerade auf bzw. vor die Füße scheißt), dass man aber in so viel Dreck leben kann und es wirklich niemanden interessiert, dass ständig irgendwelche Kinder bettelnd an mir rumzerren oder dass mir ständig penetrant irgendetwas angeboten wird, was ich nicht haben möchte, das ist zu viel für mich. Und es fällt mir wirklich schwer, mich daran zu gewöhnen und an Indien das Positive zu erkennen, aber vielleicht kommt das ja noch.
Es gibt so viele Menschen, die begeistert von Indien schwärmen, das kann ich (im Moment noch) nicht nachvollziehen. Entweder bin ich an den falschen Stellen oder ich habe einfach eine andere Erwartung und bin zu empfindlich. Keine Ahnung, zurzeit habe ich meine Liebe zu diesem Land auf jeden Fall noch nicht entdeckt. Und ob ich noch einmal wieder kommen möchte, wage ich zu bezweifeln, ich fühle mich hier einfach nicht wohl.
 

Als wir in die Stadt Lucknow fahren, befürchte ich ja schon das Schlimmste. Unser Hotel ist aber zum Glück eine kleine Oase. Menschenmassen, TukTuks und Rikschas drängeln sich auf der Straße und der Bus hält direkt neben einer ruhenden Kuh, aber als wir die Lobby betreten ist es ruhig und sauber. Auch die Zimmer und Bäder sind sauber. Hier kann ich es aushalten.

 

Tag 39 – Lucknow -> Varanasi

Morgens um 8.00 Uhr verlassen wir das Hotel und es steht wieder eine lange Etappe an. Nicht weit, aber lang. Die Straßen sind ziemlich katastrophal und so kommen wir nur langsam voran. Zumal viele LKW unterwegs sind und es sich um eine Landstraße handelt. Trotz abenteuerlicher Überholmanöver, ich möchte hier definitiv NICHT Fahrrad fahren, brauchen wir wieder gute 9 Stunden. Pausen machen wir nur die nötigsten, Pinkelpausen und Nachschub an ungesunden Lebensmitteln erstehen. Da sowieso keiner mehr an den Raststätten isst, brauchen wir dort auch nicht mehr anzuhalten.

Heute sieht die Welt aber schon wieder anders aus. Die Vegetation verändert sich, es ist alles ganz grün und dicht bewachsen. Wir fahren durch mehrere kleine bis große Dörfer und, anders als gestern, sind die Hütten zwar einfach, aber zumindest sauber. Keine Müllberge, keine urinierenden Menschen… ein paar Kühe, OK, aber die gehören ja hierher.
Am Abend gibt es dann allerdings eine neue Episode aus der Serie „Schlimmer kann es nicht werden…“ Folge „Schlimmer geht immer!“ Der Name unseres Hotels in Varanasi „The Golden Buddha Hotel“ verspricht einiges und hält nichts. Wir betreten unser Zimmer und … uuuuuuaaaaaahhhh … das ist wie im Knast! Vergitterte Fenster, weiß getünchte Wände, obwohl, weiß ist etwas übertrieben, vergilbt, abgeblättert grau passt besser. Die Laken waren vielleicht auch mal weiß, jetzt sind sie vor allem fleckig… da bin ich doch mal wieder froh, meinen Schlafsack dabei zu haben. Zum Glück bleiben wir ja auch gleich zwei Nächte!

Den Abend verbringen wir dann bei McDonald’s. Endlich wieder richtig lecker essen ;-)
 

Tag 40 – Varanasi

Wir dürfen unser Hotel schon um 4.45 Uhr verlassen. Ist nicht schlimm. Ist ja nicht besonders schön hier. In der Nacht hat uns irgendjemand geärgert, der meinte mit einem Holzstock regelmäßig auf den Boden schlagen zu müssen. Zuerst dachte ich ja, das wäre ein Traum, aber irgendwann war es dann doch zu viel… ich weiß bis jetzt allerdings nicht, was das sollte.

Wir fahren auf jeden Fall zum Ganges, wo bei Sonnenaufgang die Gläubigen ihre u.a. ihre Waschung vornehmen. Das Wasser ist heilig und so sollte jeder Hindu einmal im Ganges baden bzw. das Wasser des Flusses trinken… Leider werden auch diverse Abfälle ins Wasser gespült, die Toten werden am Ufer verbrannt und auf die Reise in die Ewigkeit geschickt und wenige Meter weiter waschen die Waschmänner die Wäsche für diverse Hotels… Fragen zur Lakenfarbe in unserem Hotel? Sie ist ungefähr Ganges-braun. Wir lassen uns mit dem Boot am Ufer entlangfahren und bestaunen das ganze Ritual. Menschen baden, andere meditieren am Flussufer, Mönche beten die aufgehende Sonne an und wir schippern in aller Ruhe und gucken zu. Fernab von sämtlichen Postkarten- und Stempelverkäufern, himmlisch.

Danach besuchen wir noch eine Seidenweberei. Ist ein bisschen wie Kaffeefahrt, wir können auch günstige Seidenkissen und –Decken erstehen. Ist aber ganz interessant zu sehen, wie so etwas hergestellt wird.

Um 10.00 Uhr geht’s endlich zurück zum Hotel zum Frühstück und zu einer kleinen Erholungspause. Ab Mittags stehen dann wieder ein paar TukTuks zur Verfügung. Wir packen ein paar Sachen zusammen und machen uns auf in ein nettes Hotel. Es ist endlich mal Zeit für ein bisschen Erholung am Pool, muss ja auch mal sein. Wir lassen es uns gut gehen, genießen den Service und die Sonne. Abends machen wir noch einen Abstecher an den Ganges und gucken uns das geschäftige Treiben noch einmal bei Sonnenuntergang an. Unterwegs verreckt unser TukTuk. Bremse defekt. Zum Glück fällt das unserem Fahrer rechtzeitig auf, denn in dem chaotischen Verkehr ohne Bremse, könnte fatale Folgen haben. Schnell wird ein Ersatz herbeigerufen, damit wir pünktlich am Fluss sind. Täglich um 18 Uhr veranstalten die hinduistischen Mönche eine Zeremonie am Ufer, schwenken Räucherlampen und Feuerkelche, murmeln dazu ihre Gebete und werden von typisch indischer Musik (NEIN, nicht die aus den Bollywoodfilmen!!!) begleitet. Sehr spannend anzugucken und anzuhören. Leider werden wir wieder von nervigen Postkartenverkäufern, bettelnden Pilgern und Blumen verkaufenden Kindern belästigt. Irgendwie wollen sie alle mein Geld. Das ist anstrengend.

 

Tag 41 – Varanasi -> Lumbini, Nepal

8.00 Uhr Abfahrt Richtung Nepal. Uns wird eine 8-stündige Fahrt angedroht. Wir machen es uns im Bus so bequem und genießen unser mitgeliefertes Frühstück. Trockenes Toastbrot mit Butter oder Marmelade. Die Strecke zieht sich und scheint kein Ende zu nehmen. Zwischendurch werden wir immer mal wieder durch übermäßiges Verkehrsaufkommen in den Städten aufgehalten oder einfach nur durch katastrophale Straßenverhältnisse. Dazu kommen Massen an Radfahrern, die überholt werden wollen und langsame Trucks, die sich nicht so gerne überholen lassen… Pinkelpausen gibt es nur auf unser Drängen und da es an der Strecke keine Rastplätze gibt, müssen wir den indischen Weg gehen und in die Wicken pinkeln… Um 19.30 Uhr (die 8 Stunden haben wir nicht ganz geschafft) erreichen wir endlich die indische Grenze. Eine ganze Horde Rikschafahrer lauert und bereits auf und es ist kaum möglich das Gepäck auszuladen. Wir versuchen sie abzuwimmeln und lehnen ihr Angebot ab, aber sie bewegen sich kaum. Erst als alle ihre Rucksäcke gesattelt haben und sie feststellen, dass wir das auch ganz gut alleine schaffen, verschwinden sie und wir können mehr oder weniger ruhig die Grenze übertreten. Die Prozedur ist schnell erledigt und kein Vergleich zu dem Theater in Pakistan. Ein Stempel auf der indischen Seite, ein Stempel auf der nepalesischen und schon können wir ein neues Land betreten. Unser Bus wartet bereits und bringt uns zum Hotel, das zum Glück kurz hinter der Grenze liegt.

Und es ist schön! Es ist sauber, hell und ruhig. Überhaupt ist es sehr ruhig hier. Keine Menschenmassen, keine bettelnden Kinder, keine hupenden TukTuks… ganz anders als noch die letzen Meter vor der Grenze. Herrlich! So kann es bleiben. Nach dem Abendessen gehen wir noch einmal durch die Stadt und suchen einen Geldautomaten. Es sind kaum noch Menschen unterwegs und die die wir treffen begrüßen uns freundlich. Ansonsten treffen wir nur noch ein paar Hunde und Kühe…
 

Tag 42 – Lumbini -> Chitwan National Park

Wir verlassen das Hotel morgens um 8.00 Uhr. Die Fahrt nach Chitwan bestätigt meinen Eindruck: Nepal ist wirklich ganz anders als Indien. Auch wenn es zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, es macht auf mich einen viel besseren Eindruck. Am Straßenrand stehen viele Lehmhütten, aber es hocken keine lethargischen Menschen davor und Müllberge sehe ich auch keine. Dafür aber die echten!!! Was für ein Bild. Wir fahren durch satte grüne Landschaften und im Hintergrund erheben sich die schneebedeckten Gipfel des Himalaya. Ein Traum!

Aber dann kommt es zu unserem ersten Unfall. Der Bus rammt ein Motorrad, das gerade auf der Gegenfahrbahn einen anderen Bus überholt… Ich sitze zum Glück auf der „falschen“ Seite und muss das Elend nicht angucken. Der Fahrer bricht sich wohl das Bein und wird von ein paar Bewohnern auf einen Truck geladen. Ein Polizist springt in unseren Bus und wir müssen zur nächsten Polizeistation fahren. Da geht dann alles seinen bürokratischen Gang, Keith aus unserer Gruppe, der vorne gesessen hat, muss eine Zeichnung anfertigen und nach knapp einer Stunde können wir weiterfahren.
Um 15.30 Uhr erreichen wir Chitwan. Das Hotel ist super. Wir haben ein tolles Zimmer, alles ist sauber und wir bekommen ein leckeres, unscharfes Essen. Zum Sonnenuntergang gehen wir noch an den Fluss. Die Berge im Hintergrund färben sich rot, wir sitzen bei angenehmen 25 Grad (und unangenehmer Luftfeuchtigkeit) bei einem kühlen „Everest“ Bier in Nepal und beobachten, wie die Sonne langsam verschwindet… ach, ist das schön.

 

Tag 43 – Chitwan National Park

Aufstehen vor Sonnenaufgang… 4.45 Uhr Frühstück, 5.30 Uhr Abmarsch zum Fluss. Mit Kanus lassen wir uns durch die tolle Landschaft gleiten. Und dann alles ganz still, wir treffen das erste Nashorn bei der morgendlichen Wäsche. Nicht ganz ungefährlich, die Viecher können ganz schön aggressiv werden und sind vor allem ziemlich schnell. Wir lassen uns ruhig am gegenüberliegenden Ufer entlang gleiten und das Nashorn lässt sich nicht stören. Auf der weiteren Fahrt treffen wir dann noch zwei kleine Krokodile, nur der Bengalische Tiger lässt sich nicht blicken, aber das ist vielleicht auch besser so. Am Ende der Fahrt wartet dann ein Jeep auf uns und wir fahren in die Elefantenaufzuchtstation. Großartig, Babyelefanten zum anfassen. Ich liebe Babyelefanten und der kleinste in der Gruppe ist mein absoluter Favorit. Vier Monate alt und ganz viel Blödsinn im Kopf, dafür aber noch ein bisschen schüchtern, er versteckt sich am liebsten unter Mamas Bauch. Den würde ich am liebsten einpacken, aber selbst der ist schon ein bisschen zu groß für’s Handgepäck. Die Größeren (Zwillinge, ein paar Monate älter) lassen sich auch anfassen und ich komme in den Genuss, das erste Mal einen Babyelefantenrüssel anzufassen… ist gar nicht so weich wie ich dachte… und die Struppelhaare sind ganz schön borstig. Aber trotzdem toll.

Am Ende geht es dann mit den Elefanten baden. Die morgendliche Dusche musste ja auf Grund der frühen Uhrzeit ausfallen und wird deshalb im Fluss nachgeholt. Auf dem Rücken eines Elefanten lassen wir uns von ihnen nassspritzen. Hinterher wird dann im Hotel dann doch noch eine Dusche fällig, denn in den Wasserfontänen ist auch ganz schön viel Sand, den sie mit aufgesaugt haben. Also erst duschen, dann Mittagessen und dann Siesta. Ganz schön anstrengend so ein Tag im Dschungel. Und wir müssen neue Kraft sammeln für den Nachmittag. Elefantenreiten. Auf dem Rücken reiten wir durch den Dschungel und uns erschließt sich eine ganz neue Perspektive. Ganz schön hoch da oben und ganz schön wackelig. Wieder treffen wir ein Nashorn, aber diesmal sitzen wir sicher. Gegen Elefanten hat es wohl keine Chance und so können wir im beruhigt beim Abendessen zusehen.

Unser Elefantenführer nimmt die Spur des Tigers auf und erspäht Fußspuren und frisches Hirschblut… nur der Tiger ist weg und taucht auch nicht auf. Oder wir sehen ihn einfach nicht, denn das Gras ist ganz schön hoch (höher als der Elefant, wir können gerade so oben heraus gucken) und da kann man sich als Tiger ja prima verstecken. Erst Recht, wenn man von sechs Elefanten, mit jeweils vier verrückten Touris darauf, verfolgt wird. Also wieder kein Tiger, aber egal. Wir sehen springende Hirsche, fliegende Pfauen und noch so einiges andere Getier.

Das Ende des Tages wird wieder beim Sonnenuntergang am Fluss eingeleitet. Die Fahrt dorthin erfolgt ganz typisch nepalesisch. Auf dem Dach des Busses geht es durchs Dorf. Die Kinder winken uns fröhlich zu und die Erwachsenen lachen über die Bekloppten da oben, denn im Bus sind noch jede Menge Plätze frei, aber das ist ja schließlich nur der halbe Spaß.

Am Abend wird gefeiert. Diwalli, das Fest des Lichtes. Auf dem Rückweg vom Fluss sind schon überall vor den Häusern Kerzen aufgestellt, wer es sich leisten kann hat sein Haus mit bunten Lichterketten geschmückt. Und auch unser Hotel erstrahlt in buntem Lichterglanz und mit vielen Kerzen. Bevor es Abendessen gibt, führt uns die örtliche Stock- (nicht Bauch-)tanzgruppe dann noch stolz ihre Tänze vor.

 

Tag 44 – Chitwan National Park -> Pokhara

Ein neuer Bustag liegt vor uns. Abfahrt ist aber erst um 10.00 Uhr. Die Vogelbeobachtung im Park lasse ich ausfallen. Ich habe wirklich keine Lust schon wieder um halb sechs aufzustehen, um mir ein paar Geier aus der Entfernung anzusehen. Morgen müssen wir wieder früh raus und so entscheide ich mich liegen zu bleiben. Weise Entscheidung.

Nach dem Frühstück statte ich der „German Bakery“ noch einen Besuch hab und versorge mich mit Verpflegung für die Bustour. Es gibt Schokocroissants, nicht besonders deutsch, aber auch nicht unbedingt typisch Croissant. Vielleicht hätte Schokohörnchen besser gepasst. Egal, das Ding stellt sich später als ganz lecker heraus.
Die Fahrt führt uns direkt in Richtung Himalaya und an dessen Rand liegt das kleine, aber sehr beliebte Urlaubsörtchen Pokhara. Am frühen Nachmittag erreichen wir unser direkt am See gelegenes Hotel. Sehr nett. Die Zimmer werden kurz gecheckt, die Rucksack abgeladen und dann mache ich noch einen Abstecher in den Ort. Gefällt mir super. Viele kleine Geschäfte, Bars, Restaurants, Internetcafés usw. Die Menschen alle super freundlich und überhaupt nicht aufdringlich. Hier kann ich gerne mal drei Tage bleiben. Soll ja auch so sein.

Um 19.00 Uhr gibt es Abendessen im Hotel. Es gibt typisch nepalesiches Gerichte. Schon wieder! Ich mag es ja, aber muss es jeden Abend das gleiche geben? Ich will Nudeln! OK, ich MÖCHTE Nudeln. Einfach mal wieder Spaghetti Pesto wären großartig. Im Ort habe ich verschiedene italienische Restaurants gesehen, das werde ich morgen mal ausprobieren. Ich finde bestimmt Leute, die mitgehen.

 

Tag 45 – Pokhara

Der Wecker klingelt um 4.00 Uhr!!! Es ist stockfinster und ich bin elendig müde. Mit dem Bus geht es den Berg hinauf, bis es nicht mehr weiter geht und wir müssen das letzte Stück zum Narangkot laufen. Etwa eine halbe Stunde geht es steil bergauf, aber was uns oben erwartet lässt alle Anstrengungen vergessen. Ein atemberaubender Ausblick auf den Himalaya mit Anapurna 1 (8.091 m) und seinen kleineren Freunden. Der erste Achttausender liegt vor uns, noch im Schatten, aber das soll sich bald ändern. Die Sonne geht langsam auf und der Schnee leuchtet rot. Wenig später liegt er dann in strahlendem weiß vor uns. Atemberaubend. Das ist wirklich fantastisch und kaum zu beschreiben. Nach knapp zwei Stunden wagen wir den Abstieg. Wir entscheiden uns für die komplette Route und lassen den Bus fahren. Eine gute Entscheidung, denn auch hier kommen wir aus dem Staunen kaum heraus. Im Tal liegt der See, Nebel wabert an den Bergen entlang, oben strahlt die Sonne von einem quietscheblauen Himmel und im Hintergrund erstrahlen die weißen Gipfel des Himalaya. Durch satte grüne Wiesen und Wälder geht es über Stock und Stein immer bergab. Toll, wie gut, dass ich meine Wanderstiefel dabei habe. Die Jungs und Mädels in knappen Schühchen haben einige Probleme und nehmen den Bus.
Im Hotel, nach zwei stündiger Wanderung erwartet uns dann ein leckeres Frühstück und eine angenehme Dusche. Das ist wohl der tollste Montagmorgen, den ich je erlebt habe.

Der Nachmittag verläuft sehr entspannt. Wir hangeln uns von einem Café zum nächsten, treffen immer mal wieder Mitreisende und machen das, was andere Touris auch so machen: Shoppen und Postkarten schreiben, dann wieder shoppen und Kaffee trinken. Das ist fast wie Urlaub.

Am Abend wollen wir dann ins italienische Restaurant. Am Nachmittag haben wir eins ausgeguckt mit „Homemade Pasta“ klingt super, aber als wir da ankommen, ist es leider geschlossen. Es ist immer noch Diwalli, das Lichterfest, und das ist ein ziemlich wichtiges Fest in Nepal und Indien und deshalb haben diverse Geschäfte und Restaurants heute geschlossen. Aber gleich neben dem Italiener finden wir einen anderen Laden mit „Kontinentaler Küche“. Und es gibt zwar keine Pasta, dafür aber gegrillten Fisch mit Lemon-Butter und frischem Gemüse. Lecker! Und das Ganze für knapp fünf Euro. Die Preise sind hier wirklich ein Traum. Wenn man allerdings bedenkt, dass der Durchschnittsnepalese von 2 $ am Tag lebt, ist es ganz schön bedrückend, mal eben 1,50 € für einen Kaffee auf den Tisch zu legen… aber zumindest freut sich der Kaffeehausbesitzer… und der Kellner… und noch ein paar Leute, die dadurch Geld verdienen, das ich mich über leckeren Kaffee im Himalaya freue und verhältnismäßig viel Geld dafür ausgebe.

Danach will ich eigentlich endlich mal wieder Berichte ins Internet stellen und eigentlich gibt es in unserem Hotel WiFi, aber das funktioniert leider gerade nicht und da Diwalli ist, kommt auch keiner, um es zu reparieren. Ich versuche mein Glück in der Stadt, aber da sind auch bereits alle Internetcafés geschlossen, weil Diwalli ist… na toll, da hilft nur eins: Auch Diwalli feiern!

 

Tag 46 – Pokhara

Und noch ein ganzer Tag zur freien Verfügung. Herrlich! Ganz ohne Planung, der Wecker klingelt nicht und ich kann endlich mal ausschlafen. Das Frühstück nehmen Tamara und ich nicht im Hotel ein. Auch da brauchen wir mal etwas anderes und Pokhara, diese kleine, aber doch touristische Stadt, bietet eine Menge Abwechslung. Es gibt French Toast mit Zimt und Honig. Lecker. Omelette, Marmelade und Toast kann ich nicht mehr sehen… ich will Nutella. Das gab es gestern tatsächlich im Supermarkt, ich habe aber die Vernunft walten lassen und entschieden, bis kurz vor Weihnachten zu warten! Jetzt auch noch ein Nutella-Glas mitzuschleppen wäre wohl etwas verrückt (aber lecker!).

Jetzt sitze ich im Internetcafé und kann endlich neue Berichte einstellen. Es kommen schon Nachfragen per SMS, was denn los sei. Ja, es geht mir gut, aber das Internet ist in den letzten Tagen in Pokhara zusammengebrochen. Und im Chitwan National Park gab es keine Verbindung. Aber jetzt: Viel Spaß beim lesen!

Der Nachmittag  verläuft weiter entspannt mit einem Spaziergang am See, Lesen im Garten und einem leckeren Kaffee. Am Abend gibt es dann „homemade Pasta“, was will man mehr, ich habe Urlaub!

 

Tag 47 – Pokhara -> Kathmandu

Schade, dass wir Pokhara schon verlassen müssen, hier hätte ich es gut noch ein paar Tage aushalten können. Aber nützt ja nix, wir wollen ja schließlich noch Sydney! Also geht’s wieder los. Heute erst um 10.30 Uhr, da ein Teil der Gruppe noch zum Raften ist. Wir haben also noch ein bisschen Zeit, durch die Stadt zu bummeln und ein paar Einkäufe der nötigen Kleinigkeiten zu erledigen: Cola, Kekse, Schokolade… und was man sonst noch so braucht im Bus.

 

 

Heute ist es extrem voll auf den Straßen. Diwali Rückreiseverkehr. Ungefähr zu vergleichen mit Ostern und Weihnachten am gleichen Wochenende. Vollgepackte Busse mit vollgepackten Dächern (Gepäck und Menschen) schleichen durch die Berge und wir mittendrin. Und vor Kathmandu bricht der Verkehr vollends zusammen. Wir stehen fast zwei Stunden auf einer Stelle und bewegen uns nur Zentimeterweise voran. Ganz schön anstrengend. So erreichen wir unser Ziel erst um halb neun statt der angepeilten 16.00 Uhr… Schnell werden die Zimmer bezogen und schon geht es weiter zum Abendessen. Unser Hotel liegt mitten in der Altstadt. Ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen durch Kathmandu, alles ist gut zu erreichen, aber hier ist es auch eng und laut. Ganz anders als die letzten Tage am beschaulichen See. Mir gefällt es trotzdem

 

 

Übrigens heute ist Bergfest. Die Hälfte der Bustour ist rum. Schon die Hälfte… erst die Hälfte? Ich kann mich nicht so recht entscheiden, aber ich glaube SCHON die Hälfte. Ging doch ganz schön schnell!

 

Tag 48 – Kathmandu

Auf geht es in die zweite Hälfte und das gleich mit einem Paukenschlag. Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker und ich springe aus dem Bett, wie selten zuvor um diese Uhrzeit. Der Flieger wartet. Der Flieger zum Dach der Welt!!!
Am Flughafen angekommen, hat er es dann aber doch nicht so eilig. Erst haben wir eine halbe Stunde Verspätung, dann dürfen wir endlich in das doch sehr kleine Flugzeug einsteigen, müssen aber wieder eine halbe Stunde auf dem Flugfeld warten. Hätte ich doch glatt noch eine Stunde länger schlafen können. Zumindest hat jeder einen Fensterplatz.

Aber dann geht es endlich los! Aus dem Tal kann man die Berge nicht sehen. Zu viel Smog und Dunst liegt in der Luft. Sobald wir diese aber überwunden haben liegen sie vor uns, die schneebedeckten Berge des Himalaya. In voller Schönheit, wolkenlos. Was für ein Traum. Wir haben die Möglichkeit einen Blick durch das Cockpitfenster zu werfen und so habe ich die Chance das erste Mal den höchsten Berg der Erde zu erspähen. Es ist nur ein Berg, aber irgendwie ist es auch mehr. Im Flugzeug ist es ziemlich ruhig. Jeder ist fasziniert von den traumhaften Bildern da draußen. Auf Fotos kann man das kaum festhalten, trotzdem knipse ich alles, was mir vor die Linse kommt. Bergsteiger kann man nicht erspähen, so dicht sind wir dann doch nicht dran. Wir fliegen auf 25.000 Fuß (ca. 8.200 m?) und der Berg ist noch höher. In den Alpen hat man die Baumgrenze, dann die Schneegrenze (manchmal überlappt das auch) und dann den Gipfel. Hier kommt zwischen den Bäumen und dem Schnee lange Zeit nichts, nur braunes Geröll. Aber wie bereits erwähnt, die Berge sind hier auch fast doppelt so hoch!
Nach gut einer Stunde geht es zurück zum Flughafen. Wir bekommen alle ein Zertifikat, dass wir einen aufregenden Flug unternommen haben. Ich glaube, das hätte ich auch ohne Urkunde gewusst… aber gut. Es geht zurück ins Hotel und es gibt endlich Frühstück.

Eine neue Aufgabe erwartet uns: T-Shirt Design. Wir sind ja nun die Hälfte der Zeit unterwegs und es ist Zeit sich zu uniformieren, bzw. zu zeigen, dass wir zusammengehören. In Kathmandu ist es ziemlich einfach ein T-Shirt individuell gestalten zu lassen und so wollen auch wir ein einmaliges OZ-Bus Shirt. Ich finde es ist gelungen. Eine endgültige Aussage kann ich allerdings erst am Samstag machen, wenn ich das Ergebnis fertig in meinen Händen halte.

Am Nachmittag besuchen wir den Bundanath Tempel (oder so ähnlich). Einen der wichtigsten Tempel der Buddhisten. Eine wahre Farbenpracht. Ungewohnt ist, dass man nicht hineingehen kann, sondern nur im Uhrzeigersinn drum herum. Ursprünglich war die/der/das Stupa zur Aufbewahrung der Gebeine Buddhas gedacht, aber so viele Knochen hat der gar nicht, wie es Stupas in Nepal gibt. Aber entsprechend unspannend ist es wohl im Innern. Auf jede Seite des Turms ist ein Augenpaar aufgemalt. Die Augen Buddhas (natürlich!) und man hat immer das Gefühl, sie gucken einen an, egal wo man steht, egal aus welchem Winkel. Spooky! Danach geht es weiter zum so genannten Affentempel (…hab den Namen vergessen) (wieder ein/e Stupa) und der heißt so, weil eine Menge Affen herumrennen. Bei den Buddhisten ist es ja verpönt, den Tieren Unheil zuzufügen. Also, keine Fliegen klatschen und keine Kühe essen (oder Schafe, Schweine, Hunde, Katzen…). Grund dafür ist der Glaube an die Wiedergeburt in jeglicher Lebensform. Es könnte ja sein, dass man als Mücke wiedergeboren wird… also, keine Mücken klatschen, könnte ja deine Großmutter sein… oder meine. Also dürfen die Affen auch auf dem Tempel herumturnen, die Hunde in die Ecken machen und sich wild vermehren und niemand tut etwas dagegen. Stört aber auch nicht wirklich. Es ist alles ziemlich sauber.

Am Abend machen wir einen Bummel durch die Altstadt und suchen einen netten Platz zum Essen. Wir werden fündig im Kathmandu Guest House. Einem ehemaligen Palast und heutigem Hostel bzw. Hotel (es gibt verschiedene Zimmerkategorien) mit einem wunderschönen Innenhof und Garten. Weit ab von den nervigen Motorrädern in den engen Straßen, die gnadenlos drauflosfahren und keine Rücksicht auf Fußgänger nehmen, stattdessen ohrenbetäubend hupen, damit man rechtzeitig zur Seite springen kann. Zusätzlich fahren noch ein paar (kleine) Autos rum und Rikschas suchen ihren Weg und vor allem Kunden. Schade eigentlich, denn ansonsten könnte es in der Altstadt ganz schön sein. Wir haben allerdings heute in der ortsansässigen Himalaya-Zeitung gelesen, dass die Straßen ab 1. November tagsüber für Autos und Motorräder gesperrt werden sollen. Super Idee finde ich.
 

Tag 49 – Kathmandu

Der Morgen beginnt mit einem entspannten Frühstück im Kathmandu Guest House und einem leckeren Frühstücksbuffet. Danach machen Kate, Tamara und ich uns auf zu einer kleinen bis mittelgroßen Stadtbesichtigung. Mit dem Lonely Planet Guidebook in der Hand wandern wir durch die Altstadt und finden einen Tempel nach dem anderen und diverse Stupas. Das sind die Dinger, die aussehen wie kleine Atomkraftwerke, nicht zu betreten sind und ursprünglich die Gebeine Buddhas beherbergen sollten.

Unsere erste Tour endet mittags am Durban Square. Hier wurde wirklich ein Tempel neben den anderen gesetzt. Große, kleine, hohe, flache, die für Buddhisten und die für die Hindus. Einige hübsch mit „erotischen“ Skulpturen verziert. Bei genauerer Betrachtung würde ich sie allerdings schon fast als pornografisch bezeichnen. Ich glaube, wir dürften solche Sachen nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zeigen… nicht mal nach 23.00 Uhr. Wie heißt es so schön? Toll trieben es die Römer? Ich glaube die Nepalesen waren auch nicht schlechter. An diesem Platz steht auch der Königspalast, der heute ein Museum beherbergt. Natürlich müssen wir auch das besuchen und sehen Fotos von Königen… viele Fotos von Königen… zu viele Fotos von Königen. Fotos vom König bei der Hochzeit mit der Seniorfrau oder mit der Juniorfrau (gleicher Mann, andere Dame), bei der Jagd, bei Staatsbesuchen, bei der Beerdigung, neuer König mit Frau und Kindern, bei der Jagd, am Schreibtisch, … usw. Dazwischen noch die Gewehre der Könige, die Uniformen der Könige, die Boxhandschuhe der Könige… wenn man bedenkt, dass Nepal seit Mai 2008 keinen König mehr hat (der wurde nach 10-jährigem Bürgerkrieg und der Wahl der kommunistischen Maopartei vom Hof gejagt) ganz schön viel Könige. Aber der Ausblick vom 9-stöckigen Tempel im Palast ist großartig. Einige Bereiche und Innenhöfe (ursprünglich 35 Innenhöfe!!!) sind gesperrt und werden von Soldaten bewacht. Würde mich natürlich brennend interessieren, was hier versteckt wird, aber das werde ich wohl nie erfahren.

Nach dem aufschlussreichen Museumsbesuch haben wir uns erstmal eine Stärkung verdient und machen eine Mittagspause auf der Dachterrasse eines nahen Restaurants. Das Essen schmeckt bei dem grandiosen Ausblick über Kathmandu gleich noch besser.
Am Nachmittag steht der zweite Teil unsere Stadtwanderung an. Diesmal erkunden wir den südlichen Teil der Altstadt. Dieser ist fast überhaupt nicht touristisch und wir scheinen (mal wieder) die Attraktion des Tages. Viele Kinder begrüßen und begleiten uns. Es gibt noch mehr Tempel zu sehen, aber irgendwie ändern sie sich dann doch.
Nach einem anstrengenden Tag geht es zurück zum Hotel. Nach einer kleinen Erholungspause entscheiden wir uns für ein Abendessen im italienischen Restaurant (ich weiß, nicht stilecht, aber lecker) und fallen totmüde ins Bett.

 

Tag 50 – Kathmandu

Es geht an die tibetanische Grenze ins „Last Resort“. Das liegt aber nicht gleich um die Ecke sondern bedarf einer längeren Busfahrt. Damit sich das Ganze auch lohnt geht es mitten in der Nacht los. Um 5.30 Uhr ist treffen in der Rezeption, was für eine perverse Uhrzeit. Ich hab doch Urlaub!? Im Bus kann man den Schlaf leider auch nicht nachholen, es ist mal wieder viel zu eng. Dafür werden wir bei unserer Ankunft mit traumhaften Landschaften und Ausblicken entschädigt. Nur 12 km von der Grenze entfernt, bietet das Resort jede Menge aufregenden Aktivitäten an. Mountainbike- oder Treckingtouren, Bungy Jumping, Swinging (von einer Hängebrücke aus durch eine Schlucht schwingen), außerdem noch etwas zur Entspannung: Massagen, Sauna, Meditation… genug, um es sich hier ein paar Tage gut gehen zu lassen. Wir bleiben aber nur einen Tag und so bleibt wenig Zeit. Ich hatte mich schon vor Tagen für das Bungy Jumping angemeldet und so werde ich kurz nach meiner Ankunft gebrieft und gewogen. Das Gewicht wird mit Edding dick auf den Handrücken geschrieben: Danke auch, für immer gezeichnet. Danach geht es dann zu einer Hängebrücke über eine Schlucht, von der es 160 m in die Tiefe geht. Unten fließt ein kleines Flüsschen. Total verrückt, sich hier, nur an einem Gummiband befestigt (und das auch noch an den Füßen) in die Tiefe zu stürzen. Ich mache es trotzdem, und was soll ich sagen, großartig. Man steht da oben auf der Plattform, fertig angeschnallt und guckt runter. Der Fluss ist winzig, die Höhe atemberaubend. Und dann, 1 – 2 – 3 Kopfsprung. Ich kann es immer noch nicht fassen, aber ich springe tatsächlich ohne zu zögern und während des freien Falls, der ganz schön lang ist, gehen einem, oder zumindest mir, total verrückt Dinge durch den Kopf. Es ist wahnsinnig schnell und der Boden der Schlucht kommt immer näher und dann ist es auch schon wieder vorbei und es geht wieder nach oben. Aber ohne ein Rucken, ich merke überhaupt nicht, wann der freie Fall endet und das Gummiband seine Arbeit aufnimmt. Auch das berüchtigte Auf- und Abhüpfen empfinde ich nicht als unangenehm, eher als lustig. Nur das Abseilen wird etwas lang. Schließlich hänge ich ja kopfüber, an den Füßen befestigt und warte, dass mir ein Stock gereicht wird, der mich ans Ufer zieht. An Land greift dann ein anderer Helfer meine Hände und legt mich langsam auf eine Liege. Ich werde von sämtlichen Gurten und Leinen befreit und bin total aufgedreht. Da ist wohl gerade eine Menge Adrenalin in meinem Körper unterwegs. Ich könnte noch ein bisschen liegen bleiben, aber ich will los. Allen von diesem tollen Erlebnis erzählen. Aber erstmal muss ich die 160 m wieder nach oben wandern. Über Stock und Stein geht es einen kleinen Pfad entlang wieder hinauf und langsam komme ich auch wieder runter. Das ist wirklich schlau gemacht, da kann sich jeder noch ein bisschen austoben, bevor er wieder auf die Menschheit losgelassen wird. Ich bin die letzte aus unserer Gruppe, die gesprungen oder geschwungen ist und alle warten auf meinen Bericht. Natürlich muss ich erstmal erzählen, wie ich es empfunden habe. Und es ist wie es ist: Fantastisch! Endlich habe ich es gewagt und bin gesprungen. Ein paar Mal war ich ja schon kurz davor, habe dann aber doch gekniffen oder irgendetwas ist dazwischen gekommen: Aber jetzt. Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei (durfte man natürlich nicht mitnehmen) aber auf dem Rückweg hätte ich gerne ein paar Impressionen von Landschaft und Tierwelt eingefangen.

Im Anschluss gibt es Mittagessen und alle erzählen von ihren aufregenden Erlebnissen im Last Resort. Währenddessen werden die Videos von der Brücke gezeigt. Ich habe ganz schön viel Blech geredet, als sie mich vor dem Sprung befragt haben, war ich wohl ganz schön aufgeregt.
Um 16.00 Uhr geht es zurück. Die Fahrt im viel zu engen Bus wird lang und immer länger. Der Aufwand, um einmal von der Brücke zu springen ist doch etwas groß und von der Umgebung habe ich leider auch nicht so viel gesehen. Ich wäre gerne noch ein bisschen in der Umgebung rumgewandert, aber dazu hatten wir leider keine Zeit.
Zurück in Kathmandu werden nur schnell die Sachen im Hotel verstaut und es geht ins Restaurant. Schließlich hat Kate ihren 63. Geburtstag und das muss ja gefeiert werden. Aber der Abend wird kurz, alle sind ziemlich müde, es war ein langer Tag.

 

Tag 51 – Kathmandu -> Hetauda

Zum Glück müssen wir heute nicht so früh aufstehen. Ich wache trotzdem schon um sechs auf. Vor unserem Hotel liefern sich ein paar Motorrad- und Rikschafahrer einen kleinen Wettstreit und natürlich darf dabei die Hupe nicht fehlen. Außerdem werden die Jalusien der Geschäfte quietschend geöffnet und die Inhaber tauschen lautstark die neuesten Geschichten aus. Alles gleichzeitig versteht sich und alles unterhalb meines Fensters… hört sich zumindest so an. Na ja, vielleicht übertreibe ich auch ein bisschen.
Auf der Karte sieht die Strecke nach Hetauda ziemlich kurz aus, aber kurz nachdem wir Kathmandu um 10.00 Uhr verlassen, wird mir schlagartig klar, warum wir keine längere Strecke fahren. Es geht durch die Berge, es geht bergauf- und bergab. Eine fantastische Landschaft bietet sich. Aber die Straßenverhältnisse sind abenteuerlich und dann begegnen uns auch noch jede Menge LKW. Von Leitplanken haben sie in Nepal wohl noch nichts gehört. Aber wahrscheinlich haben sie auch erstmal dringenderes zu erledigen. Wir kommen wirklich nur sehr langsam voran. Die Mittagspause fällt aus, keine Zeit, keine Gelegenheit. Stattdessen haben wir bei der Abfahrt Lunchpakete bekommen: Ein Sandwich, ein in Alufolie eingepacktes Ei, einen Apfel, eine Banane und, jetzt kommt’s: eine handvoll kalte, ebenfalls in Alufolie eingepackte, Pommes. Echt lecker. Aber Pommes schmecken ja nicht ohne Ketchup. Also gibt es auch noch selbst abgefüllte Tomatensauce in selbst gebastelten Tütchen, die mit einem Tacker verschlossen wurden, dazu. Großartig. Die Strecke ist hart und wir müssen einige Verluste mit Reisekrankheit vermelden. Unterwegs machen wir noch ein paar Fotostopps. Die letzten schönen Ausblicke auf den Himalaya. Wir kommen auch zum Mount Everest Outlook. 2.200 m hoch, aber leider total im Nebel. Sicht: ca. 100 m. Also kein Everest in Sicht. Schade eigentlich, denn ich hätte den weißen Riesen gerne noch einmal bewundert, bevor es wieder Richtung Süden geht. Am Nachmittag erreichen wir dann endlich unser Ziel. Eine ganz normale Stadt in Nepal und überhaupt nicht touristisch. Der Lonley Planet beschreibt Hetauda folgendermaßen: Es gibt eigentlich keinen Grund hier anzuhalten, außer man wechselt die Busse…“ Naja, die Busse wechseln wir nicht, wir bleiben unserem nepalesischen OZ-Bus 11 treu, aber wir brauchen eine Pause! Und es gibt ein erträgliches Hotel und das ist die Hauptsache. Auch das Abendessen, das wir nach einem Gang durch die „Hauptstraße“ im angeschlossenen Restaurant einnehmen ist OK. Die letzte (für mich) „essbare“ Mahlzeit für die nächsten Tage? Morgen geht es zurück nach Indien und auch da bewegen wir uns eher abseits der Touristenrouten, d.h. wahrscheinlich gibt es nur echtes, d.h. scharfes, indisches Essen. Da muss ich wohl durch. Ich glaube ich werde mich mal wieder drei Tage von Keksen ernähren.

 

Tag 52 – Hetauda -> Siliguri, Indien

Juhu, endlich wieder nach Indien. Ich freue mich… und der Rest der Bande auch… oder auch nicht. Ich wäre gerne noch ein paar Tage in Nepal geblieben. Es gibt bestimmt noch spannenden Ecken hier zu sehen.

Stattdessen machen wir uns um 7.30 Uhr auf Richtung Süden, eine der längsten Busetappen steht auf dem Programm und sie soll noch länger werden als wir dachten…
Wir schlängeln uns die letzten Bergstraßen entlang und erreichen nach etwa einer Stunde das Flachland. Wieder gibt es keine Raststätten an der Strecke und wir machen indische Pinkelpausen (im Busch). Diesmal mussten wir uns selbst mit Mittagessen versorgen und es gibt ganz klassisch: Kekse. Unterwegs müssen wir immer wieder anhalten. Ozzi-Sam (wir haben zwei Sams, deshalb heißt die aus Sydney nur Ozzi-Sam) muss sich ständig übergeben. Irgendwann versagt ihr Kreislauf dann völlig und wir machen eine einstündige Zwangspause am Straßenrand. Unsere Krankenschwester Linda hat sich ausgerechnet jetzt entschieden, in Kathmandu zu bleiben und erst in Bangkok wieder zur Gruppe zu stoßen und ansonsten haben wir kein medizinisches Personal an Bord. Echt blöd. Irgendwann geht es Sam dann wieder so gut, dass wir zumindest weiterfahren können. Keine Ahnung was es ist. Reisekrankheit? Kann eigentlich nicht sein, gestern, in den Serpentinen ging es ihr noch gut. Magen verdorben? Wir haben gestern Abend und heute Morgen alle das gleiche gegessen. Heimweh? Möglich, schon am Anfang der Tour hatte sie damit ein paar Probleme. Vielleicht ist es auch einfach alles zusammen.

Irgendwann erreichen wir dann aber doch die Grenze. Die Ausreise aus Nepal klappt reibungslos, dauert keine 15 Minuten. Aber dann kommen meine indischen Freunde. Jeder von uns muss ein Formular ausfüllen. Dann wird jeder Pass einzeln handschriftlich in ein großes Buch eingetragen (!!!), mit Passnummer, Visumsnummer, Gültigkeit etc. Wir müssen das Ganze abzeichnen, dass wir unseren Pass auch wieder bekommen haben. Dieses Prozedere dauert natürlich, da anscheinend auch nur eine Person in der Lage ist, das zu erledigen kann. Aber Hauptsache draußen stehen drei Mann mit Gewehren rum. Nach eineinhalb Stunden haben wir auch das erledigt. Unser neuer Bus hat uns schon vor der Bürokratie eingesammelt und so brauchen wir zum Glück unser Gepäck nicht die ganze Zeit schleppen. Immerhin. Und Ozzi-Sam kann sich hinlegen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben nämlich einen ganz dubiosen Bus. Der ist vor allem hoch und groß. Ich denke, eigentlich ist das ein Overnight-Express. Es gibt 24 normale Sitze. Darüber (!) gibt es allerdings auch noch Liegen, wie im Liegewagen der Bahn. Im hinteren Teil des Busses gibt es weitere Sitze, die zu Liegen umgebaut werden können und darüber wieder fest installierte Liegen. Inzwischen ist es dunkel und wir machen uns lang und genießen den Luxus. Mal sehen, wie es morgen tagsüber aussieht. Wahrscheinlich freuen sich dann alle, wenn sie auf normalen Sitzen Platz nehmen können, weil es auf Dauer doch bequemer ist.

Von der Grenze ist es noch gut eine Stunde Fahrt bis Siliguri. Wir erreichen das Hotel um 20.00 Uhr. Als wir allerdings dort ankommen und vor dem „Gangha Hotel“ stehen beschließe ich: in diesem Hotel werde ich nicht übernachten, da schlaf ich lieber im Bus! Müssen wir aber nicht, unser Hotel liegt (zum Glück) um die Ecke. Es ist einfach, aber sauber. An die netten Mitbewohner, die sich so in unseren Zimmern tummeln, haben wir uns inzwischen gewöhnt. Da werden die Kakerlaken eben platt gemacht… wenn wir sie zu fassen kriegen und die Ameisen können weiter ihren gewohnten Gang gehen, wenn er nicht gerade über mein Bett oder durch meine Tasche führt. Das Abendessen können wir laut Rezeption im angeschlossenen Restaurant einnehmen. Als wir allerdings nach dem Bezug unserer Zimmer herunter kommen und drei rum stehende Angestellte fragen, wo denn das Restaurant sei, grinsen alle, einer verschwindet in einem dunklen Raum (in dem wir das Restaurant vermuten) und nichts passiert. Also gehen wir auswärts essen. Ich ernähre mich gesund und unscharf: Knoblauchbrot und Pommes, dazu eine Cola und das Ganze für 1,80 Euro. Zumindest teuer ist es nicht.

Ozzi-Sam wird erstmal ins Krankenhaus gebracht, damit man sie dort zumindest mal untersuchen und aufpäppeln kann. Alleine die Reisekrankheit kann das wohl nicht sein. Sie muss auf jeden Fall eine Nacht da bleiben.

 

Tag 53 –Siliguri -> Maldah

Wir haben vor der Abfahrt noch kurz Zeit durch die Stadt zu gehen. Eine typisch indische Stadt. Laut, dreckig und voll. Nicht besonders schön, eigentlich überhaupt nicht schön und anzugucken gibt es auch nichts. Nichts wie weg hier.

Um 10.00 Uhr geht’s los. Wir sammeln Sam noch beim Krankenhaus ein (sie hing die Nacht am Tropf und hat schon wieder Farbe im Gesicht, die nicht grün aussieht) und zurück geht’s auf die Straße Richtung Süden. Zum Glück haben wir unseren Schlafwagenbus, denn inzwischen liegen auch Rob und Jimmy flach… ich hoffe, jetzt greift nicht der böse Busvirus um sich...

Die Fahrt ist nicht besonders spektakulär und aufregende Stopps machen wir auch nicht, nur die großen Teefelder, wir sind nicht weit von Darjeeling entfernt, sind sehenswert, aber leider halten wir nicht, um das anzusehen. Und die kleinen Dörfer dazwischen sind so, wie man sie sich vorstellt. Leider haben wir nicht nur einen Schlafwagen- sondern auch einen schnellen Bus und so können wir nicht wirklich viel sehen. Der Busfahrer ist eine Katastrophe. Erstens beschleunigt er auf Höchstgeschwindigkeit, um dann unter lautem Dauerhupen abrupt Abzubremsen. Diese Hupe, in Indien Standard, um die langsamen und schwachen Verkehrsteilnehmer von der Straße zu schupsen, wird mich noch im Schlaf begleiten.

Am Abend erreichen wir Maldah. Eine weitere laute Stadt auf unserem Weg. Noch dazu eine, die keine Erwähnung im Lonley Planet findet. Das Hotel, wieder einmal ein Kapitel aus „… es gibt immer Schlimmeres“. Es ist mal wieder dreckig und eklig. Blutflecken auf meinem Laken sprechen für sich. Ich benutze das als Decke gedachte, saubere Laken, um den Dreck abzudecken und freue mich (mal wieder) über meinen Schlafsack. Zumindest von Krabbeltieren sind wir verschont. Abendessen gibt es in einem vegetarischen Fast-Food-Restaurant und das ist besser als erwartet.

 

Tag 54 – Maldah -> Kalkutta

Ein letzter Bustag in Indien. Keiner ist wirklich traurig, diesen Bus und dieses Land zu verlassen. Ich muss aber ehrlich sagen, dass es hier in West Bengalen zwar auch dreckig ist und auch hier die Leute alles einfach weg werfen, aber zumindest scheißen sie nicht einfach auf die Straße, ich habe zumindest niemanden gesehen. Und die Menschen sind auch nicht so aufdringlich, wie beim letzten Aufenthalt. Die Rikschafahrer geben sich mit einem „NO, thank you“ zufrieden und verfolgen einen nicht die nächsten fünf Minuten und auch von bettelnden Menschen bleiben wir mehr oder weniger verschont.

Nach kurzen Pausen irgendwo im nirgendwo erreichen wir am Nachmittag Kalkutta, oder wie es jetzt heißt Kolkata. Wir erwarten ein schlimmeres Delhi, werden aber angenehm überrascht. Natürlich ist es wuselig und sauber ist es auch nicht, aber kein Vergleich. Unser Hotel Oriental sieht von außen grauenhaft aus und Kika will am liebsten gar nicht erst reingehen. Was für ein Fehler. Denn drinnen ist es unerwartet sauber. Die Zimmer einfach, aber OK, die Laken und Handtücher tatsächlich weiß und sauber. Nur Wasser haben wir anfangs nicht. Aber das wird schnell behoben und wir geben uns absolut zufrieden. Dass das Wasser (mal wieder) kalt ist stellen wir erst später fest, ist wohl aber auch normal.
Zum Abendessen gehen Tamara und ich zu zweit. Haben wir schon lange nicht mehr gemacht und ist viel einfacher, als es allen recht zu machen. Wir gehen zur Hauptstraße und finden tatsächlich ein McDonald’s Schild… das ist doch schon mal ein Anfang. Wir werden also auf jeden Fall etwas Essbares finden. Auf dem dorthin kommen wir allerdings an verschiedenen nett aussehenden Restaurants vorbei und entscheiden, das goldene M ist nur eine Notlösung. Im „Oasis“ werden wir schließlich fündig und werden bei angemessenen Preisen erstklassig behandelt. Mehrer Kellner betreuen uns freundlich, aber nicht aufdringlich. Wir bestellen ein Bier und erhalten gleich ein paar Nüsschen und Crisps dazu. Die Speisekarte ist ausführlich und so finden wir beide etwas, was unserem Geschmack entspricht. Ich frage, ob das Essen denn scharf wäre und da wird mir glatt gesagt, so scharf, wie ich es möchte!!! So soll es sein! Wir erhalten ein paar Schälchen mit Zwiebeln, Peperoni und eingelegtem Gemüse, das ich mich nicht traue zu essen, weil es bestimmt hölle scharf ist. Hier fühle ich mich wohl. Ich entscheide mich für Fish and Chips. Ja, ich weiß, wieder Pommes, fällt mir nach meiner Bestellung auch auf, aber ich hatte spontan Lust drauf und es stellt sich als eine gute Wahl heraus. Der Fish ist lecker, die Pommes auch und dazu gibt es frisches Gemüse und gute Remoulade. Hier bleibe ich. Tamara bestellt einen Sizzler und von dem wären glatt zwei bis drei Leute satt geworden. Das ist doch ein versöhnlicher Abschluss für Indien. Gerne wäre ich auch noch einen Tag länger in Kalkutta geblieben, aber dafür bleibt leider keine Zeit, morgen früh geht es nach Bangkok.

 

Tag 55 – Kalkutta -> Bangkok

Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Kalt duschen, ob man will oder nicht (kalt meine ich, nicht duschen), aber da ist man jedenfalls wach. Dann Frühstück auf der Dachterrasse und heute gibt es sogar ein bisschen Abwechslung von Toast und Omelette. Es gibt frische Tomaten und Zwiebeln dazu. Und es gibt tatsächlich Corn Flakes. Allerdings mit heißer Milch (mit Pelle!!!)… nicht ganz nach meinem Geschmack.
Mit dem Schlafwagen Bus geht es zum Flughafen. Uns wird eine ein- bis zweistündige Fahrt angedroht, je nach Verkehrsaufkommen, aber nach einer halben Stunde sind wir da. Also um 8.15 Uhr und unser Flug geht um 11.45 Uhr. Das klingt nach aufregenden Stunden am Flughafen. Es ist nicht viel zu tun, kein Shopping Center, kein leckerer Kaffee, kein Unterhaltungsprogramm… dafür ein Restaurant mit Nescafé und eine große Wartehalle. Zumindest das Ausreiseprozedere gestaltet sich problemlos. Hier arbeiten tatsächlich ein paar Menschen gleichzeitig und wir sind schnell damit fertig. Dann heißt es nur noch warten…

Der Flug mit JetAirlines ist ruhig und der Flieger unerwartet gut. Es gibt Filme und sogar das Essen schmeckt. Am Nachmittag erreichen wir Bangkok. Was fuer ein Unterschied. Die Toiletten sauber, die Menschen freundlich und alles gut. Unser Bus erwartet uns bereits und es geht in die Altstadt Bangkoks in ein seeeeeeeeeeeeeehr angenehmes Hotel.
Der Abend ist ruhig, der Tag war anstrengend und das Hotel ist toll, also warum sollten wir es schon wieder verlassen? Das Abendessen im Hotel schmeckt und ist ueberhaupt nicht spicy. Gut gelaunt beschliessen wir dann doch noch nach draussen zu gehen und die naehere Umgebung zu bewundern. wir landen in einer Strasse, die nach Ballermann aussieht und beschliessen den Abend mit einem kuehlen Bier.
 

 

-> Thailand und Malaysia