AUSTRALIEN

Tag 81 – Darwin

Der erste Tag in Australien… naja, eigentlich ist es ja kein ganzer Tag. Nach unserer nächtlichen Anreise schlafe ich erstmal bis halb elf und werde unsanft vom Feueralarm geweckt. Es dauert etwas, bis ich realisiere, dass dieser schreckliche Ton tatsächlich ein Alarm ist. Schlaftrunken wechsle ich noch die Klamotten und da wird auch schon heftig gegen meine Tür geklopft. Ist ja schon gut, ich komme… Ich weiß nicht warum, aber irgendwie nehme ich das ganze nicht so richtig Ernst. Ich verlasse das Hostel und treffe meine Mitreisenden ebenso schlafwandlerisch auf der Straße. Allerdings sehen die in ihren Schlafanzügen tatsächlich eher nach Flucht aus. Uups, war wohl doch kein Probealarm. Nach ein paar Minuten kommt dann auch die Feuerwehr, nach einer weiteren viertel Stunde ist der ganze Spuk vorbei und wir können zurück in unser Zimmer. Ich putze mir endlich die Zähne, springe unter die Dusche und treffe in der Küche auf den Rest der Bande zum Frühstück. Phil war am Morgen bereits im Supermarkt und ein paar Leckereien im Supermarkt erstanden. Kaum zu glauben, aber es gibt Toast und Marmelade… OK, auch ein paar Cornflakes, Müsli und Joghurt. Das ist doch eine klare Verbesserung zu den Nudeln und Reis der letzten Woche.
Frisch gestärkt freue ich mich darauf, endlich meine Wäsche wieder selbst zu waschen (man kann es sich kaum vorstellen, aber irgendwie habe ich ein komisches Gefühl, wenn ich meine (Unter-)Wäsche von fremden Menschen waschen lasse). Ich leere also meinen Rucksack komplett aus und schmeiße alles in zwei Waschmaschinen, ordnungsgemäß nach hell und dunkel getrennt. Zum Glück schleppe ich ja das gute Persil seit Belgien mit mir rum und so kommt meine Wäsche natürlich klinisch rein (zumindest auf den ersten Blick) und vor allem frühlingsfrisch duftend aus der Maschine, um dann im Anschluss sofort im Trockner zu verschwinden. 


Nach der großen Wascharie mache ich mich mit Tamara auf den Weg, Darwin zu erkunden. Nicht, dass ich nicht schon einmal hier gewesen wäre, aber es könnte sich ja tatsächlich etwas verändert haben. Hat es aber nicht. Ich erkenne die Stadt wieder und finde mich auch auf Anhieb zurecht (ist auch nicht besonders schwer, ist ja nicht besonders groß). Allerdings habe ich nicht in Erinnerung, dass es so teuer hier ist. Ich habe keine Ahnung, ob es nur ein subjektives Gefühl ist, weil die letzten Wochen doch extrem günstig waren oder ob sich die Preise durch die Kursschwankungen der letzten Monate doch extrem verändert haben… egal, endlich Australien. Endlich gefüllte Regale im Supermarkt. Endlich Lebensmittel, die auch mir schmecken und endlich wieder Schokolade!!!


Am Abend treffen wir den Rest unserer Gruppe im benachbarten Pub und genehmigen uns ein eiskaltes, leckeres Bier. Und ein richtiges Steak. Großartig.

 

Tag 82 – Darwin

Nach einer, diesmal wirklich, entspannten Nacht, gibt es wieder das typische Hostelfrühstück. Ich entscheide mich einen weiteren entspannten Tag einzulegen und mich mal wieder um Fotos und Internet zu kümmern. Es ist ziemlich warm und ich kenne die Umgebung ja bereits. Warum sollte ich also noch einmal herumlaufen und mir die Stadt angucken, die ich schon kenne. Zum Schwimmen mit den Krokodilen im gegenüberliegenden Erlebnispark habe ich wirklich keine Lust (so gerne habe ich die kleinen Echsen dann doch nicht) und der Strand ist nicht besonders einladend. Also besser bei einem leckeren Kaffee auf der Terrasse sitzen und relaxen. Gute Entscheidung.

 

Am Abend besuchen wir dann noch einmal die benachbarte Kneipe und nehmen bei einem typisch australischen Abendessen Abschied von Darwin. Ich entscheide mich für den Barramundi, in Bier gebraten mit handgeschnitzten Pommes und frischem Gemüse. Super lecker. Kate und Frances nehmen gleich das volle Programm mit Krokodil, Känguru und Emu. Für mich definitiv zu viel Fleisch. So lassen wir den Abend im tropischen Top End Australiens ruhig ausklingen.

 

Tag 83 – Darwin -> Kakadu

6.30 Uhr Frühstück, 7.30 Uhr Abfahrt. Vor der Tür wartet unser neuer Bus und für mich ein alter Bekannter. Die Organisation, die für uns durch Australien fährt, heißt „Adventure Tours“ und ich habe schon so manchen Kilometer in einem ihrer Busse abgerissen. Es kann nur gut werden… beschließe ich. Zudem der Bus mit 53 Sitzen genug Platz bietet, dass jeder wieder eine Sitzreihe für sich hat. Endlich wieder ausstrecken und entspannt sitzen. Unseren Guide, Mark, kenne ich zwar noch nicht, aber bis jetzt habe ich eigentlich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.

 

Sam, unsere Mitreisende aus Sydney hat uns gestern Morgen verlassen. Sie hat sich nie richtig wohl gefühlt, hatte ständig Heimweh und überhaupt keine Lust mehr, durch die Wüste zu fahren (obwohl sie noch nie da war). Also hat sie von Darwin den ersten Flieger nach Hause genommen und sitzt jetzt wahrscheinlich wieder mit ihren Freunden zusammen und erzählt von den aufregenden letzten Wochen. Sam ist der erste Verlust, den wir zu vermelden haben und somit ist die Zahl der Busreisenden auf 25 + 1 RL geschrumpft.

 

Unsere Fahrt führt uns erstmal Richtung Osten. Wir machen einen Stopp im Regenwald und genießen echtes tropisches Klima: es ist schrecklich heiß (ca. 38 Grad) und, was noch viel schlimmer ist, entsetzlich schwül. Aber das gehört wohl dazu, wenn man anfangs der Regenzeit in die Tropen fährt. Die Fahrt geht weiter und wir stoppen am Adelaide River zu einer „Jumping Crocodile Cruise“. Sehr spannend, links und rechts von unserem Boot tauchen ziemlich schnell, ziemlich große Echsen auf, die auf ein bisschen Nahrung warten. Da wir nicht die Absicht ins Wasser zu springen, bekommen sie kleine Appetithäppchen vor die Nase gehalten, die sie dann dazu verleiten, bis zum Schwanz aus dem Wasser aufzusteigen. Faszinierend, wie sich diese riesigen, schwerfällig wirkenden Tiere (bis zu 4,50 m lang) in die Höhe schrauben können. Ich möchte denen wirklich nicht begegnen. Wir erfahren, dass Krokodile 18 km/h schnell schwimmen können (ein Olympiaschwimmer ca. 4, ein normaler Mensch nur 2). Besser ist es also, auf ein Bad im Billabong zu verzichten! Mittagspause machen wir danach in einem typisch, australischem Roadhouse. Es gibt Sandwiches und Burger (mit Roter Beete, lecker!) und wir können uns frisch gestärkt und ein wenig runtergekühlt auf den Weg in den Kakadu National Park machen. Zuerst besuchen wir das Visitor Centre und erfahren mehr über die hier ansässigen Aborigines und ihre Kultur. Im Anschluss geht es dann noch auf eine kleine Wanderung durch den Park, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Leider ist es etwas bewölkt und die Sonne will sich nicht unbedingt von ihrer schönsten Seite von uns verabschieden. Die Felsen aber leuchten trotzdem in verschiedenen Rottönen.

 

Am Abend erreichen wir unser Camp. Es besteht aus kleinen, permanenten Vier-Mann-Zelten und einem großen Küchenzelt. Komplett ausgestattet mit Kühlschrank, BBQ, Herdplatten und einem langen Tisch. Und vor allem mit elektrischem Licht. Das habe ich auch schon anders erlebt. So etwas nennt man dann wohl Luxuscampen.

 

Tag 84 – Kakadu -> Katherine

Um 6.00 Uhr gibt es Frühstück und das wird auch Zeit. Ich habe wohl die heißeste Nacht meines Lebens hinter mich gebracht. Irgendwie wehte kein Lüftchen und die Temperaturen dürften nicht unter 30 Grad gesunken sein. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so geschwitzt… und nichts dabei getan. Wir frühstücken also, packen unsere sieben Sachen zusammen und machen uns auf den Weg.

 

Erstmal machen wir eine kleine Wanderung durch den Kakadu Nationalpark. Wir bewundern jahrhundertealte Zeichnungen der Aborigines ("Rock Art"). Das Alter kann durch den Inhalt bestimmt werden. So gibt es z.B. Zeichnungen, auf denen Meeresfische abgebildet sind. Wir sind aber ziemlich weit vom Ozean entfernt, woher sollen die Menschen also diese Fische gekannt haben? Vor ein paar hundert, bzw. tausend Jahren war das Meer dort, wo heute Regenwälder und Felsen sind. Daher findet man in den Sandsteinen auch immer mal wieder Muscheln und fossile Meerestiere. Die Aborigines haben einfach ihren Speiseplan aufgemalt und wir stehen heute fasziniert vor diesen Zeichnungen.

 

Mittagessen gibt es in einem Diner in Pine Creek. Wir sind (mal wieder) die Attraktion, obwohl die Menschen hier tatsächlich schon Weiße und vor allem Touristen gesehen haben. Es hat sich aber ziemlich schnell rumgesprochen, dass wir tatsächlich mit dem Bus aus England angereist sind. Und das ist dann doch etwas außergewöhnlich. Es gibt wieder das typische Essen: Burger, Sandwiches und Chips. Frisch gestärkt fahren wir zu den Edith’s Falls. Ich habe keine Lust schwimmen zu gehen und beschließe mir das Ganze stattdessen von oben anzusehen. Es wird ein 2.8 km langer Rundweg ausgeschildert und ich beschließe, dass muss ja wohl zu schaffen sein. Ist es auch, allerdings etwas mühsamer als ich befürchtet habe. Erstmal geht es stetig bergauf. Oben angekommen werde ich durch einen wunderschönen Blick auf einen Wasserfall und zwei „Rockpools“ entschädigt. Der Abstieg wird dann noch etwas beschwerlicher, es geht über Stock und Stein und auf und ab. Dabei ist es ziemlich heiß und die Sonne brennt mir auf’s Hirn. Ich habe zwar eine Mütze auf und eine Flasche Wasser dabei, aber unten angekommen bin ich ganz schön fertig und muss mich erstmal in den Schatten setzten und literweise Wasser und Gatorade in mich hinein schütten. Nach einer Weile und einem fetten Magnum Eis geht es mir dann aber wieder gut und ich bin wirklich froh, dass ich die Strecke gewandert bin, es war nämlich wirklich traumhaft schön (wenn auch etwas zu heiß).

 

Wir fahren weiter nach Katherine, halten in der Stadt um die Lebensmittelvorräte des Busses und unsere Portemonnaies am Geldautomaten aufzufüllen, bevor wir unser Nachtlager etwas außerhalb aufschlagen. Es gibt wieder Luxuszelte und die meisten schlafen im Swag (dieser berühmte australische Schlafsack aus Matratze und Zeltplane), nachdem es in der letzten Nacht so heiß war. Ich habe Kopfschmerzen (doch zu wenig getrunken???) und brauche ein Bett. Da genug Zelte da sind und die anderen sich schon aufgeteilt haben, habe ich wieder vier Betten für mich alleine und somit die freie Auswahl. Ich schlafe oben ;-), da besteht die Außenwand nur aus einfachem Netzstoff (unten ist er als Sichtschutz dreifach) und ich hoffe auf eine kleine Brise in der Nacht. Mal sehen, ob mein Wunsch erfüllt wird und ich wirklich alleine bleibe. Es sind nämlich ziemlich dunkle Wolken aufgezogen und die Swag-Schlafer haben schon angedroht, dass sie in die Zelte fliehen werden, wenn der große Regen losbricht. Ist mir Recht, ich habe mein Bett.

 

Zum Abendessen gibt es Boeuf Stroganoff (schreibt man das so???) und Stroganoff ohne Boeuff für Vegetarier, mit Kartoffeln und Salat. Herrlich, endlich mal kein Restaurantesse, keine große Auswahl, einfach das essen, was auf den Tisch kommt.

 

Tag 85 – Katherine -> Daly Waters

Die Nacht war relativ entspannt. Es war zwar wieder ziemlich heiß, aber unsere Luxuszelte bestehen vor allem aus Netz und lassen den mehr oder weniger frischen Wind durch. Nach dem typisch australischem Camperfrühstück (Cornflakes, Toast mit Vegimite, Kaffee und Saft) räumen wir unser Camp auf und fahren zur Katherine Gorge, einer ziemlich großen Schlucht 20 km südlich von Katherine. Wir haben die Möglichkeit mit dem Hubschrauber zu fliegen, eine Bootstour durch die Schlucht zu machen, Kanus zu mieten oder eine Wanderung zu unternehmen. Ich entscheide mich für das Wandern, natürlich. Die Bootstour habe ich 2006 schon gemacht, Kanu fahren kann ich überall und Hubschrauber fliegen ist mir zu teuer. Also mal wieder wandern. Erstmal geht es am Wasser entlang und ich treffe viele lustige Tiere: Kängurus, Fledermäuse, Papageien und sogar einen Kakadu. Dann geht es steil bergauf zu einer Aussichtsplattform. Man kann zwar nicht die gesamte Schlucht sehen, aber der Ausblick ist trotzdem atemberaubend. Nun besteht die Möglichkeit umzukehren oder einen Rundgang zu machen. Ich habe noch viel Zeit und viel Wasser dabei und entscheide mich für den Rundgang. Der ist allerdings ziemlich langweilig. Es geht auf dem Oberland knapp 4 km durch den Busch. Es ist brüllend heiß und selbst die Fliegen haben keine Lust mir Gesellschaft zu leisten, obwohl die normalerweise immer in Massen da und vor allem in meinen Ohren und meiner Nase sind. Nach einer guten Stunde habe ich die Strecke zurückgelegt und kann mich im Café erstmal stärken und abkühlen, bevor die anderen von ihrer Bootstour zurückkommen.

 

Nach dem Mittagessen im Camp (Hot Dogs und Quiche, gewagte Mischung) fahren wir zurück in die Stadt, um ein paar Einkäufe zu erledigen und im Internetcafé die letzten E-mails zu checken.

 

Und weiter geht die Reise Richtung Süden. Auf dem Weg nach Daily Waters halten wir noch in Mataranka an den heißen Quellen des Elsey Nationalparks. Das ist auch genau das, was ich jetzt brauche. Ein heißes Bad in heißen Quellen, nee, das muss jetzt wirklich nicht sein. Ich hätte nichts gegen einen kühlen Pool, aber heiße Quellen… Dort angekommen, bin ich wirklich überrascht. Nicht nur, dass mir die typisch deutschen Touristen in Shorts, Socken und Sandalen entgegenkommen, mitten im Wald ist auch ein richtig ausgebauter Pool. Und ich entscheide mich doch für ein Bad. Das Wasser ist mit 32 Grad kälter als die Luft und tatsächlich eine kleine Abkühlung.

 

Nach der kurzen Pause geht die Reise weiter. In Daly Waters besichtigen wir den ersten internationalen Flughafen Australiens. Heute allerdings eine ziemlich traurige Angelegenheit. Hier ist schon lange kein Flugzeug mehr gestartet oder gelandet und die Baracken werden nur noch notdürftig von ein paar Liebhabern vor dem totalen Zerfall geschützt. Ein paar Fotos im „Museum“ zeigen, wie es hier einmal ausgesehen haben muss. Im zweiten Weltkrieg haben in Daly Waters etwa 5.000 Menschen gelebt, heute sind es gerade noch 5. Und die arbeiten und wohnen im einzigen festen Gebäude der Stadt: Dem Pub mit angeschlossenem Campingplatz und Hostel. Und genau auf diesem Campingplatz beziehen wir unser Nachtlager. Die Taschen werden ausgeladen, die Swags ausgebreitet und die Zelte aufgebaut und dann klingt die Nacht in einem typischen Pub im Outback Australien bei Steak und Bier aus.

 

Tag 86 – Daily Waters -> Alice Springs

Advent, Advent ein Lichtlein brennt!........... aber Weihnachten ist noch ganz weit weg!

 

Die Nacht war super, ich habe großartig geschlafen in meinem Swag, der australischen Antwort auf europäische Hightechzelte. Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht, habe die Augen aufgemacht und den tollsten Sternenhimmel der letzten Monate betrachtet (nachdem ich meine Brille aufgesetzt habe). Um 5.00 Uhr ist unsere Nacht allerdings schon wieder vorbei. Wir haben einen langen Bustag vor uns und Mark unser Fahrer und Guide möchte Alice Springs verständlicherweise noch vor der Dunkelheit erreichen. Auto bzw. Bus fahren in der Nacht im Outback ist nicht so ganz ungefährlich, da hüpfen einfach zu viele lustige Tiere herum.

 

Um 8.00 Uhr machen wir unsere Frühstückspause in Renner Springs. Kaffee gibt es im nahen Roadhouse, Tische und Bänke stehen im Picknickbereich und den Rest haben wir dabei. Das Leben kann so einfach sein.

 

Nächste Ausfahrt Devil Marbles. Diese bizarre Felsformation sieht tatsächlich so aus, als ob der Teufel mit Murmeln gespielt hätte… oder ein paar überdimensionale Dinosauriereier versteinert wären. Wir machen einen kleinen Rundgang, Mark erklärt uns die geologische Entstehungsgeschichte und das Storyboard der Aborigines, für die dieser Ort eine heilige Stätte ist. Und wir lernen eine interessante Pflanze kennen: „Teddybear’s Asshole“. ANGEBLICH ist das der ganz offizielle Name und steht in jedem Pflanzenbuch in Australien. Ich kann das im Moment nicht nachlesen und gebe diese Info mal ungeprüft weiter. Ob der Name auf Deutsch tatsächlich Teddybärs Arschloch heißt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Ich kann mir aber vorstellen, warum man ausgerechnet diesen Namen gewählt hat… der Teddy hat keinen Analausgang und dieses komische Gewächs könnte tatsächlich an jener Stelle angebracht sein. Mal ganz hypothetisch gedacht ;-)

 

Im nahegelegenen Roadhouse machen wir unsere Mittagspause. Diesmal gibt es Sandwiches auf Kosten des Hauses (Oz-Bus). Wie selbstverständlich dürfen wir den Garten mit Tischen und Stühlen benutzen und schleppen unsere mitgebrachten Lebensmittel durch den Laden. Wir werden freundlich begrüßt und niemand beschwert sich… nettes Völkchen. Natürlich kaufen wir ein paar kühle Getränke und die unverbesserlichen kaufen Hüte und T-Shirts, aber das große Geschäft machen die mit uns nicht… ich glaube, die sind einfach nett.

Zurück im Bus geht es vier Stunden Richtung Süden. Wir überfahren den südlichen Wendekreis ("Tropic of Capricorn"), machen die typischen Fotos und sehen zu, dass wir Alice Springs erreichen.

 

Am Abend erreichen wir unser Ziel, checken im Hostel ein und beziehen unsere 6-er Zimmer. Hey, wir dürfen wieder in normalen Betten schlafen und eine Klimaanlage gibt es auch, was für ein Luxus.

 

Kein Besuch Alice Springs ohne Besuch im Bojangles Pub. Diese Mischung aus Outback und Wild West Pub gehört zu den beliebtesten Plätzen der Stadt. Naja, Stadt ist vielleicht etwas übertrieben, bei knapp 26.000 Einwohnern. Das Bojangles ist aber schon sehr fortschrittlich, so gibt es im Internet einen Live-Stream (an dieser Stelle einen Gruß an die Kollegen ;-) und alle Welt kann sehen, was man gerade isst, trinkt oder sonst wie treibt. Außerdem kann man online Drinks für die Gäste bestellen… eigentlich ganz praktisch, aber ich habe niemandem die Internet-Adresse gegeben und so muss ich meine Drinks selbst bezahlen. Pech gehabt.

 

Tag 87 – Alice Springs -> Kings Canyon

Wir haben den Vormittag in Alice Springs zur freien Verfügung und das heißt: Ausschlafen! Herrlich, aber es ist viel zu kalt in unserem Zimmer, die Klimaanlage war wohl mal wieder auf Kühlschrank gestellt und ich wache um sieben etwas verfroren auf. Es gibt ein typisches Hostelfrühstück aus Kaffee und Toast und Marmelade. Danach heißt es Sachen packen, alles im Gepäckraum verstauen und eine kleine Sightseeingtour durch Alice Springs machen. Die Temperaturen erreichen wieder über 35 Grad, aber es ist hier wesentlich besser auszuhalten, als in Darwin, denn die Luftfeuchtigkeit ist um einiges geringer.

 

Es gibt nicht besonders viel zu sehen in Alice Springs. Der Todd’s River ist, wie die meiste Zeit des Jahres, komplett ausgetrocknet, die Innenstadt bietet außer ein paar Galerien nicht besonders viel zu sehen und die Museen klingen auch nicht so spannend. Also beschließen Tamara und ich, dass das Frühstück nicht besonders ergiebig war und gehen erstmal Kaffee trinken. Dabei treffen wir auf Mitreisende, die sich zu uns gesellen und schnell haben wir eine lustige Truppe um unseren Tisch versammelt. Im Anschluss ziehen wir dann noch durch ein paar Galerien und bewundern die Aborigines Zeichnungen. Ein Bild hat es mir besonders angetan, aber es war schon immer etwas teurer, einen erlesenen Geschmack zu haben: Das Bild kostet knapp 14.000 AU$ (etwa 8.400 €) und das sprengt dann doch meine Reisekasse. Ich entscheide mich für ein paar günstigere Modelle und wir gehen zurück zum Hostel, wo unser Bus schon auf uns wartet.

 

Um 13.00 Uhr machen wir uns auf Richtung Süden, besser gesagt Richtung Süd-Westen zum Kings Canyon. Wir erreichen den Campingplatz am Abend und beziehen die bereits stehenden Luxuszelte. Aber diesmal ist es 5* Plus. Es sind Zweierzelte, mit echten Betten und richtigen Bettdecken. Es gibt Licht und sogar einen Ventilator… der allerdings nicht funktioniert! Und jeder hat ein frisch gewaschenes Handtuch auf dem Bett liegen. Diese Zelte sind definitiv besser, als es viele Hotels in den letzten Wochen waren.

 

Aber erst kommt die Arbeit. Kate, Tamara, Tor und ich sind dran mit Küchendienst. Tor ist krank, also übernimmt Ellie seinen Dienst. Auf geht’s, ab ins Küchenzelt und Gemüse geschnippelt. Es gibt… Chicken Curry! Hatten wir ja auch schon lange nicht mehr. Aber es schmeckt wieder einmal großartig und viel besser als dort, wo es eigentlich hingehört, in Indien. Der Abend ist kurz, morgen heißt es wieder früh aufstehen und außerdem will jeder die tollen Betten möglichst lange genießen.

 

Tag 88 – Kings Canyon -> Uluru/Ayers Rock

Die Nacht ist angenehm kühl (wir sind jetzt in der Wüste und nicht mehr in den Tropen) und ich habe super geschlafen. Im Hintergrund hat zwar ab und zu mal ein Dingo gejault und ab und zu sind ein paar um unsere Zelte geschlichen (Schuhe niemals draußen stehen lassen), aber das gehört wohl dazu. Der Wecker klingelt um 4.45 Uhr, irgendwie wird es immer früher. Schade, heute wäre ich gerne noch bis 9.00 Uhr liegen geblieben… Stattdessen heißt es frühstücken und auf geht’s in den Kings Canyon. Vier Stunden lang wandern wir durch bizarre Felsformationen, bestaunen die tiefen Schluchten und wundern uns über die Bäume, die irgendwie aus den Steinen zu wachsen scheinen. Am Morgen ist es noch angenehm frisch, es weht eine leichte Brise und die Sonne scheint noch nicht so kräftig. Es ist herrlich zum Wandern. Auf dem Rückweg wird es dann zwar etwas heißer, aber es ist immer noch erträglich und ich freue mich, dass wir uns endlich auch mal ein bisschen bewegen. Und Mark erklärt jeden einzelnen Strauch, seinen Namen, seine Bedeutung und seinen Nutzen für die Aborigines. Das Ganze ist also auch noch lehrreich.

 

Nach dieser fantastischen und informativen Wanderung geht es zurück ins Camp. Wir springen kurz zur Abkühlung in den Pool (Luxuscamping, sag’ ich doch) und dann gibt es Mittagessen: Wraps mit Hühnchen, Käse und Salat. Und schon geht es weiter. Wir machen noch einen kurzen Stopp am Shop, um uns mit Iced Coffee und Eis einzudecken und auf geht es zum Uluru („former known as Ayers Rock“). Die Fahrt dauert ungefähr vier Stunden und wir erreichen unser Camp am späten Nachmittag. Die Zelte (4-er Zelte, wie in der ersten Nacht) stehen bereits und wir laden nur schnell die Ess- und Küchenutensilien aus (unser Gepäck bleibt im Bus, da in letzter Zeit zu viel gestohlen wurde) und fahren direkt zum Roten Riesen. Mark macht eine kleine Wanderung mit uns, erzählt die Geschichte des Uluru und zeigt uns ein paar heilige Stätten der Anangu, der ortsansässigen Aborigines, in deren Besitz der Felsen seit 1985 wieder ist und die hier noch heute regelmäßig ihre Zeremonien abhalten. Er erklärt, warum es nicht erwünscht ist, ihn zu besteigen (die Besteigung ist für die Anangu-Männer eine höchst heilige Angelgenheit und sollte von den Touristen nicht einfach nur zum Spaß betrieben werden. Außerdem sind in den letzten Jahren viele Menschen bei der Besteigung gestorben und jeder Tote an einem ihrer heiligen Orte versetzt das Volk der Anangu in tiefe Trauer) und dass die bessere Alternative eine Wanderung auf Rundweg ist. Das ist für den nächsten Morgen geplant, denn erstmal wollen wir den Sonnenuntergang erleben und machen uns auf zu der dafür vorgesehenen Aussichtsstelle. Wir sind aber nicht allein, natürlich nicht, mit uns stehen ungefähr 20 Busse auf dem Parkplatz und Hunderte von Menschen bestaunen die ständig wechselnden Farben des Uluru.

 

Im Anschluss geht es zurück ins Camp und wir beziehen unsere Zelte. Gar nicht so einfach in der Dunkelheit. Und ich habe natürlich mal wieder meine Taschenlampe so gut verpackt, dass ich sie gleich wieder finde… oder eben auch nicht. Aber irgendwie schaffe ich es dann auch ohne Licht, die nötigsten Utensilien zusammen zu suchen. Schließlich hatte ich genug Zeit in den letzten zwölf Wochen meinen Rucksack optimiert zu packen. Und inzwischen weiß ich auch im Dunkeln, wo alles verstaut ist. Abendessen gibt es im Camp. Es gibt „Beef-Schnitzel“ (heißt wirklich so, steht so auf der Packung), ich dachte immer Rindfleisch bedeutet Steak?! Aber egal, es gibt auf jeden Fall Fleisch mit Salat. Danach wird schnell wieder aufgeräumt und ab geht es in die Zelte, morgen wird ein weiterer anstrengender Tag.

 

Tag 89 – Uluru

Ich glaube, wenn ich zurück bin, kann ich auch um sechs anfangen zu arbeiten. Der Wecker klingelt um 3.45 Uhr (in Worten: um viertel vor vier!!!!!!). Es ist ziemlich kalt und erstmals seit langem brauche ich tatsächlich wieder eine Jacke, aber was tut man nicht alles für schöne Fotos… und natürlich beeindruckende Aussichten. Es wird noch anständig gefrühstückt und wir fahren zum Uluru. Diesmal zur anderen Seite, zur Sonnenaufgangs-plattform. Wieder die gleichen Verdächtigen, mindestens genauso viele Busse und Menschen. Und wieder ein beeindruckendes Farbenspiel. Danach fahren wir dann etwas dichter heran und wir können die bereits angekündigte Wanderung um den Felsen machen. Der Rundweg ist knapp 10,5 km lang und dauert drei Stunden… drei Stunden für 10 km? Keine Ahnung, wer das ausgemessen hat und wer da als Maßstab genommen wurde. Ich nehme an, sie haben einfach mal den Langsamsten angesetzt. Die Strecke ist eben und einfach, das kann also auch keine Ursache sein. Egal! Ich wandere los, mit meiner Wasserflasche in der Hand, morgens um halb sieben, irgendwo in Australien. Am Anfang ist es noch etwas frisch und windig, aber die Sonne scheint bereits kräftig und so wird es sehr schnell wärmer. Ich gehe alleine, ich hatte meine Wasserflasche vergessen und bin zurück zum Bus, während die einige andere schon losgelaufen sind, aber es ist herrlich, es ist still, niemand sappelt und ich kann meinen Gedanken freien Lauf lassen. Andere aus der Gruppe gehen gar nicht und lassen sich von Mark direkt ins Visitor Centre fahren, die haben genug vom Wandern und wollen lieber Kaffee trinken. Jeder, wie es ihm gefällt. Auf der Strecke treffe ich einen Dingo, diverse Vögel und natürlich ein paar meiner Mitreisenden. Aber auch die genießen die seltene Ruhe und so geht jeder seinen eigenen Weg. Nach zwei Stunden (mit vielen Fotostopps und WOW-Momenten) bin ich rum und fahre auch zum Visitor Centre, um ein paar mehr Informationen über die Anangu zu bekommen und auch endlich einen Kaffee zu trinken.


Um 10.30 Uhr geht es dann zurück ins Camp und wir haben ein bisschen freie Zeit. Jeder kann machen, was er will. Meine erste Idee: Schlafen! Aber es ist warm, um nicht zu sagen heiß, in den Zelten und da ist an schlafen nicht so richtig zu denken. Außerdem gibt es erstmal ein paar Nudeln zum Mittagessen. Im Anschluss fahre ich in den Ort. Naja, „Ort“ klingt ein bisschen übertrieben. Unser Camp liegt in Yulara, dem Ayers Rock Resort, das aus verschiedenen Hotels und Hostels und zwei Camping Plätzen besteht. In der Mitte gibt es einen „Ortskern“ Restaurant, Café, Post, Supermarkt und Touricenter. Ich kaufe ein paar Notwendigkeiten im Supermarkt, checke meine Emails am Automaten und genieße einen Eiskaffee, bevor ich mit dem Shuttlebus zurück zum Camp fahre.

 

Um vier geht es wieder los: Sightseeing. Diesmal Kata Tjuta (oder früher mal Olgas), einer weiteren Felsformation, die genauso entstanden ist, wie Uluru, aber durch andere Witterungsbedingungen anders aussieht. Es sind viele kleine oder große „Knubbel“ (offizielle Bezeichnung: Dome) entstanden und es gibt die Möglichkeit 7 km durch die Schluchten zu wandern. Aber, dieser Wanderweg ist geschlossen, wenn es zu heiß ist. Und es ist heiß, sehr heiß und in den Schluchten wohl noch heißer. Also können wir nur bis zur Aussichtsplattform gehen. Das sind gut zwei Kilometer und uns reicht das für heute auch. Unsere Gruppe hat sich auf dreizehn reduziert, der Rest ist im Camp geblieben, denen war es zu warm, sie wollten nicht mehr wandern oder ihnen redet Mark zu viel oder, oder, oder… irgendwas is’ ja immer… (und du heulst in deinem Zimmer… würde Lotto jetzt singen). Und ich bin so froh, dass wir uns endlich ein bisschen bewegen und dass uns Mark so viel über die geologischen Besonderheiten und die Kultur der Aborigines erzählt ist ein wahrer Segen für mich. Aber man es nicht jedem Rechtmachen und einige haben halt immer etwas zu meckern! Sollen sie, ich fühle mich wohl hier.

 

Zurück im Camp besteigen wir aber noch die nahe liegende Sanddüne und bewundern den Ausblick auf Uluru und Kata Tjuta und natürlich den grandiosen Sonnenuntergang. Wir stehen noch ein bisschen rum und reden dummes Zeug, da geht plötzlich auf der gegenüberliegenden Seite ein riesiger, roter Vollmond auf! Fantastisch! Großartig! Amazing! Und was passiert? Die Batterie meiner Kamera ist leer und ich kann kein einziges Foto mehr machen, war wohl etwas zu viel heute. Es gibt also keine Beweisfotos von dem tollen Mond, aber es ist atemberaubend. (Die Fotos hätten das sowieso nicht zeigen können!)
Danach gibt es Abendessen: Australisches BBQ. Mit Kängurusteak und Kamelwürstchen. Ich probiere beides und entscheide, dass das nicht ganz meinen Geschmack trifft. Aber es gibt auch noch genug andere leckere Sachen und so kann ich mich nicht über einen leeren Magen beklagen. Aber ich bin völlig am Ende und falle um halb zehn totmüde ins Bett.

 

Tag 90 – Uluru -> Coober Pedy

Hey! Ausschlafen! Der Wecker klingelt erst um 4.45 Uhr. Wir frühstücken, packen zusammen und weiter geht die Reise. Auf nach Coober Pedy. Neun Stunden Busfahrt durch die Wüste. Die Landschaft verändert sich kaum und auch sonst gibt es nichts Spannendes zu berichten. Wir machen Pause (ach, nee!), sehen ein paar Adler und überfahren die Grenze nach Südaustralien. Damit enteilen wir eine weiter Stunde (jetzt 9,5 Stunden), denn hier gibt es die „Daylight saving time“ oder auf Deutsch gesagt: Sommerzeit.


Am Nachmittag erreichen wir Coober Pedy, diese unwirkliche Stadt mitten in der australischen Pampa, die vor allem unter der Erde stattfindet, denn die Wohnungen und Hotels wurden in die Erde gegraben, um der unerträglichen Hitze auszuweichen. Warum hier Menschen leben? Weil es etwas gibt, was andere gerne haben möchten: Opale! Also buddeln die Menschen sich nicht nur ein, sie buddeln auch diese hübschen Steinchen aus. Wir beziehen unser Hostel. Ein klassisches Bunkhouse, eine nette kleine Höhle im Berg, und wohnen das erste Mal alle zusammen in einem Zimmer… naja, nicht ganz. Es gibt zwar keine Türen, aber von einem langen, breiten Gang gehen einzelne Nischen ab, in denen jeweils zwei Etagenbetten stehen. Und diese Nischen können mit einem Vorhang geschlossen werden. So besteht zumindest kein Sichtkontakt… die Geräusche allerdings sind in der gesamten Höhle zu hören.

 

Im Anschluss machen wir eine kleine Führung durch eine Opalmine und eine typische Wohnung. Es ist angenehm kühl hier, nur das Tageslicht fehlt ein bisschen, aber man muss wohl Abstriche machen, wenn man in der Wüste (im Sommer bis 50 Grad, im Winter um die O) das große Geld machen will. Dafür hat man in den Wohnungen/Bunkhouses immer etwa gleich bleibende 22 bis 25 Grad, egal zu welcher Jahreszeit.


Am Abend geht es dann zum örtlichen Pizzaplace und im Anschluss in die Undergroundbar. Der Name ist Programm, natürlich liegt auch diese Bar unter der Erde. Aber außer, dass die Wände etwas rauer und unebener sind (Naturstein eben), unterscheidet sich diese Bar nicht von anderen.

 

Tag 91 – Coober Pedy -> Adelaide

Ich hätte ja schon fast ein Problem, wenn ich nicht um 5.00 Uhr frühstücken dürfte… aber keine Sorge, auch heute kräht der Earlybird und wir sitzen bereits um 6.00 Uhr frisch geduscht und gut versorgt im Bus. Kaum zu glauben, aber übermorgen sind wir schon in Sydney…

 

Unsere Fahrt führt uns weiter Richtung Süden. Wir verlassen das Outback und die Wüste und die Landschaft wird wieder etwas abwechslungsreicher. Und bei unserer ersten Pinkelpause stellen wir fest: Auch die Temperaturen ändern sich. Es ist angenehm frisch, obwohl die Sonne bereits von einem wolkenlosen Himmel strahlt.

 

Zur Mittagszeit erreichen wir Port Augusta. Wir kaufen ein paar Snacks und setzen uns ans Wasser, denn in Port Augusta haben wir die Küste Südaustraliens erreicht.


Am Nachmittag geht es vorbei riesigen Weizenfeldern und an großen Seen, die durch die im Salz enthaltenen Minerale, ziemlich rosa erscheinen und deshalb auch Pink Lakes heißen. Zum Teil sind sie bereits ausgetrocknet und auch das Salz ist schweinchenrosa. 

 

Am Abend erreichen wir Adelaide und beziehen unser Hostel in der Cannon-Street. Es gibt Viererzimmer und am Abend ein gemeinsames Abendessen im Pub. Der vorletzte Abend unserer langen Reise und das wird ausgiebig gefeiert.

 

Tag 92 – Adelaide -> Narrandara

Nichts Neues: 5 Uhr Frühstück, 6 Uhr Abfahrt. Doch, es gibt einen Unterschied. Wir haben eine große Hostelküche und so beschließt Frances die letzten Vorräte zu verarbeiten und brät für uns alle Pfannkuchen. Das nenne ich doch mal Abwechslung im schnöden Travelleben.


Die Busfahrt führt durch die Weinregion Australiens (für eine Weinprobe blieb leider keine Zeit, dafür sind die Strecken einfach zu lang. Schade, wäre bestimmt lustig geworden, am Ende noch einmal zu erleben, womit es in St. Goar bei Helmi begann), vorbei an riesigen Farmen mit Weizenfeldern, durch Victoria nach New South Wales. Wieder eine neue Zeitzone, die Uhr wird eine weitere halbe Stunde vorgestellt und wir erreichen die 10 Stunden Marke.

 

Mehr gibt es von dieser Fahrt allerdings auch nicht zu berichten. Am Abend erreichen wir Narrandara, ein kleines verschlafenes Örtchen an einem See. Den Namen des Sees habe ich leider gerade nicht parat, aber er scheint vor allem bei Anglern sehr beliebt zu sein. Wir gehen davon aus, dass wir campen, aber als wir auf dem „Campingplatz“ ankommen, stehen da viele kleine (Reihen-)Häuschen und wir beziehen in Vierergruppen unsere Lodges. In den Schlafzimmern gibt es allerdings ein Novum. Es gibt Etagenbetten mit drei Etagen! So etwas hatten wir noch nicht, immer mal was Neues. Ich bekomme das oberste Bett und versuche gleich mal es zu beziehen. Gar nicht so einfach und ganz schön hoch… ich hoffe, ich muss nicht auf die Toilette in der Nacht.

 

Abendessen findet vor den Hüttchen statt. Es gibt Barbecue mit australischen Fleischspezialitäten und Salat. Lecker! Und zum Abschluss gibt es einen grandiosen Sternenhimmel, so dass am Ende alle auf dem rücklings Rasen liegen und in die Sterne starren (und das liegt nicht am Alkohol). Was für ein schöner Abschluss. Zum Abschied gesellt sich dann noch ein Possum zu uns und wundert sich wahrscheinlich über die seltsam anmutende Szene. 

 

Tag 93 – Narrandara -> Sydney

Ich frage mich jetzt schon, wann ich wohl morgen aufwachen werde, denn auch heute klingelt der Wecker um 4.45 Uhr… eigentlich 4.15 Uhr, denn wir haben ja gestern die Uhr wieder um eine halbe Stunde vorgestellt und sind somit 10 Stunden enteilt. Aber das Frühstück ist heute anders… nicht, dass wir das große Frühstücksbüffet erwarten können, aber die Location ist großartig. Direkt am See, mit dem Sonnenaufgang im Hintergrund. Da ist es dann auch nicht so schlimm, ein letztes Mal ungetoastetes Toast mit viel zu süßer Marmelade zu essen. Ein letztes Mal! Morgen erwartet mich dann das wirklich große Frühstück im Hillton (hoffe ich!). Also, schnell gefrühstückt, ein letztes Mal alles im Rucksack und dann im Bus verstauen und auf geht es in die finale Runde. Wir durchfahren unendliche Weizenfelder… und sonst nix. Nur Weizen… und ein paar vereinzelte Bäume… und ein paar Kängurus springen auch durch die Gegend.

 

Mittags erreichen wir Canbarra, diese hässliche kleine Hauptstadt dieses riesigen Landes wirkt wirklich etwas verloren. Aber, wie heißt es so schön: Wenn zwei sich streiten… und da man sich nicht einigen konnte, wer nun Hauptstadt werden soll, Sydney oder Melbourne, hat man einfach ein kleines Örtchen in der Mitte gewählt. Wir besuchen das riesige Parlamentsgebäude, das, ich gebe es zu, ziemlich gigantisch, direkt auf die Spitze eines Hügels montiert und vor allem, in ihn integriert wurde. Wir machen eine kleine Besichtigungstour (sieht innen auch nicht anders aus, als in fast jedem anderen Parlament) und fahren in die Innenstadt zum Mittagessen. Die Stadt, auf dem Reißbrett geplant, ist ziemlich aufgeräumt und wirkt irgendwie künstlich. Kann man mal angucken, muss man aber nicht.

 

Und weiter geht die Reise. Ein letztes Mal Pinkelpause an der Tankstelle, ein letzte Mal rumstehen und dummes Zeug reden, ein letztes Mal zurück in den Bus und die letzten 65 km fahren, am Flughafen vorbei und dann taucht sie auf, die Skyline von Sydney. Wir sind da!!! Wir sind tatsächlich angekommen. Nach 92 Tagen, 19 Ländern und unzähligen km. Kaum zu glauben!

 

Wir fahren in die Stadt, machen noch einen Abstecher zum Botanischen Garten, um für ein letztes Gruppenfoto vor der Oper und der Brücke zu posieren. Und dann heißt es Abschied nehmen. Die Tränen fließen in Sturzbächen, denn nachdem wir soviel Zeit miteinander verbracht und soviel gemeinsam erlebt haben, ist es schon komisch, auf einmal wieder getrennte Wege zu gehen. Es wird bestimmt komisch sein, morgen früh alleine aufzuwachen und dann alleine zu frühstücken (aber ich werde es sicherlich genießen). Mark fährt uns zum Hostel und es heißt Abschied nehmen. Einige wurden bereits im Botanischen Garten von ihren Familien eingesammelt, der Rest fährt noch mit in die Stadt. Ich verabschiede mich von einigen, die anderen sehe ich heute Abend bei einem abschließenden Bier im Hafen, nehme meinen Rucksack und gehe zwei Straßen weiter zu meinem Hotel: Hilton Sydney. Was für ein krasser Kontrast! Schon die Lobby lässt großes erahnen, ich sehe zwar aus wie Nachbars Lumpi, aber werde trotzdem freundlich begrüßt. Mein Zimmer, 26. Stock, Aussicht auf den AMP-Tower (Fernsehturm), riesiges Bett, 6 (sechs!!!) Kissen, Fernseher (natürlich), DVD-Player… ach, ich kann das gar nicht alles aufzählen, was für mich gerade puren Luxus bedeutet. Ich setze mich erstmal auf MEIN Sofa, gucke grinsend aus dem Fenster, versuche zu begreifen, dass ich wirklich um die halbe Welt gefahren bin und genieße einen Kaffee. Und dann die Dusche, kein abgerissener, verschimmelter Duschvorhang, keiner, der vor der Tür wartet, und vor allem warmes Wasser! Ach, ist das schön hier. So schön, dass ich natürlich total die Zeit verdaddel, denn eigentlich wollte ich um 19.30 Uhr im Pub sein… aber egal, es gibt im Moment wichtigeres. Um 8 mache ich mich dann endlich auf den Weg und treffe den Rest der Bande. Alle wollen erstmal hören, wie es denn ist in meinem schönen Hotel. Die meisten wohnen im Base (eigentlich auch ganz schön, aber im Moment lieber ohne mich) und teilen sich ein 10-er Zimmer (wahrscheinlich ungefähr so groß, wie mein Badezimmer).

 

Der Abend wird lustig, der Ausblick von der Dachterrasse auf die Oper grandios und irgendwann trete ich den Heimweg an und falle völlig übermüdet in die weißen Laken.

 

Tag 94, 95, 96 ... – Sydney

So, jetzt ist es also tatsächlich vorbei... kaum zu glauben. Ich wache in meinem Hotelzimmer auf... ganz alleine, himmlische Ruhe! Himmlisch? Naja, ein bisschen vermissen tue ich das Gewusel um mich herum ja doch. Es ist niemand da, der mit Knistertüten raschelt, der versucht seinen Hustenanfall zu unterdrücken oder einfach nur die Tür zu schlägt... Es ist einfach nur still... und, durch die Verdunkelungsrollos ziemlich dunkel. Was ich allerdings nicht vermisse: Das Weckerklingeln um viertel vor fünf. Und so schlafe ich in völliger

Abgeschiedenheit tatsächlich bis 9.15 Uhr. Normalerweise kein Problem, aber das Frühstück geht nur bis um 10.00 Uhr. Aber, Silke ist ja ein schlaues Kind, ich checke schnell die Hotelinfo und stelle fest, dass das Frühstück am Wochenende bis 11.30 Uhr geht. Also entspannt wieder zurück ins Bett... bis mir um zwanzig vor 10 auffällt, dass wir ja bereits Montag haben. Oh Schreck! Sollte ich also tatsächlich an meinem ersten Tag mein so lange herbei gesehntes Frühstück verpassen??? Schnell in die Hose gesprungen, Zähne geputzt und auf gehts. Das muss für heute reichen. Mich erwartet ein riesiges Büffet, wenn auch in den letzten Zügen. Ich lade meinen Teller voll und genieße. Und beschließe, morgen bereits um 9 Uhr anzutreten.

 

Den Tag verbringe ich dann mit ein bisschen Sightseeing. Um 2 treffe ich Tamara auf den Stufen zur Oper und wir bleiben erstmal ein bisschen sitzen und lassen die letzten drei Monate Revue passieren. Danach laufen wir durch die Stadt, trinken Kaffee, essen Eis und lassen es uns gut gehen. Am Abend machen wir dann in ihrem Hostel noch einmal zusammen große Wäsche. In meinem Hotel wollen sie für die Wäsche einer Unterhose genauso viel, wie im Hostel eine ganze Maschine kostet... es hat halt auch vorteile NICHT im Luxushotel zu wohnen. Später treffen wir dann noch ein paar Mitreisende (ganz ohne geht es dann doch noch nicht) zum Abendessen und genießen die letzten gemeinsamen Stunden, bevor sich unsere Wege endgültig trennen und ich wieder in meine weißen Hotellaken entschwinde.

 

Und so verbringe ich die nächsten Tage in Sydney ganz relaxt. Das Wetter ist prima zum shoppen, weniger gut, um den Strand zu besuchen, es ist bewölkt und nur 20 Grad warm, d.h. es wird teuer. Ich treffe Kate und Tamara zum Abendessen und wandere durch die Stadt. Zwischendurch mache ich noch ein paar Fotostopps an den klassischen Tourispots und genieße... Und damit schließe ich die Berichterstattung.

 

 

Das war's! Das waren meine Berichte von einer aufregenden, langen und tollen Reise!