... Ziel erreicht. Jetzt geht es wieder bergab.
... wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergab. Der höchste Punkt unserer Reise ist erreicht.
Und so traben wir langsam wieder "ins Tal". Erst ist der Abstieg steil und zieht sich in die Länge. Und nachdem wir auf dem Gipfel die Spikes angelegt haben, um über die Schneefelder zu kommen, konnten wir sie kurze Zeit später wieder ausziehen. Aber zu früh gefreut. Wir werden von einigen Eisplatten erwischt und so wird der Abstieg schnell zu einen Eiertanz. Einige kämpfen sich so durch, während andere gleich wieder die Spikes überstreifen, was sich definitiv als die bessere Wahl erweist. Aber alle kommen heil runter und um zwölf machen wir die obligatorische Mittagspause, alle sind müde und es ist erstaunlich still in der Runde. Dazu kommt natürlich, dass sich die Erkältungswelle weiter ausbreitet und einige wirklich angeschlagen sind. Bis jetzt bin ich einigermaßen verschont geblieben, aber die eiskalten Temperaturen in der Nacht und die sehr trockene Luft am Tag sind nicht gerade gesundheisfördernd.
Am Nachmittag erreichen wir Muktinath. Wir besuchen noch die Tempelanlagen der wohl wichtigsten Pilgerstätte des nepalesischen Himalayas. Sie besteht aus einem buddhistischen Tempel, einer Anlage der Hindus sowie einen Buddha und das ewige Feuer.
Danach geht es dann ins Hotel. Wir beziehen unsere Zimmer, mit eigenem Bad und warm Wasser. Jucheeeee! Klingt nach Haare waschen. Aber erst einmal machen wir einen Rundgang durchs Dorf und landen im Freedom Reggae Café auf ein Stück Kuchen und einen Cappuccino, eine kleine Belohnung muss dann ja auch mal sein.
Zurück im Hotel werden dann die Annehmlichkeiten genossen. Allerdings ist das Wasser nur lauwarm. Es reicht zwar zum Haare waschen unter dem Wasserhahn, aber für eine Dusche ist es wirklich zu kalt. Also muss wieder die Läppchenwäsche herhalten. Aber man wird ja auch genügsam.
Apropos genügsam, der Aufenthaltsraum ist kalt und so werden wieder die Daunenjacken und langen Unterhosen herausgeholt. Irgendwann wird aber zum Glück doch der Ofen eingeheizt und zumindest beim Essen herrscht eine angenehme(re) Temperatur.
Und so wird der Abend kurz, gefeiert wird wohl morgen. Da gibt es angebelich leckeren Apfel Brandy. Lassen wir uns mal überraschen.
Und die Nacht wird hoffentlich entspannter als die letzten. Keine Mäuse, keine 15 Grad minus und vor allem: keine Aufregung vor der Passbesteigung.
Gute Nacht ?
Distanz: 14,25 km, Gehzeit: 9:02 h, 526 m hoch; 1751 m runter
Der Tag beginnt wie immer. Tasche vor die Tür, Frühstück los.
Es ist kalt im Aufenthaltsraum und so hält uns auch nicht viel dort. Also raus in die Sonne, die es auch Ende November noch schafft, die Luft schnell und angenehm zu erwärmen.
Es geht ein bisschen bergauf, dann ein bisschen mehr bergab. Die Landschaft ist karg und außer der weißen Riesen, die unsere ständigen Begleiter sind, gibt es nicht viel Abwechslung. Apropos weiße Riesen, kleine Anekdote aus den letzten Tagen: wir haben einen lustigen Zipfelmützenberg gesehen und ich habe Awi gefragt, wie der denn heißt. Er guckt mich völlig entgeistert an und sagt: der hat keinen Namen, in Nepal haben nur Berge über 6.000 m einen Namen, alles andere wären keine Berge! ? Für Nepalesen sind also die gesamten Alpen keine Berge. Wahrseinlich nur eine Landverwerfung…
Wir sind hier aber in den Bergen und wandern weiter bis zu einem Flussbett, in dem nur ein ziemlich schmales Rinnsal verläuft… wenn man das gigantische Bett betrachtet. Ich möchte nicht wissen, was hier für ein Getose herrscht, wenn der Monsun oder die Schneeschmelze einsetzt. Aber jetzt ist alles ruhig und wir können über eine Hängebrücke die andere Seite erreichen. Dort, in dem kleinen, tibetanischen Ort Lupra essen wir Mittag, besuchen eine alte Gompa (eine Art kleiner Tempel, so ähnlich wie bei uns eine Kapelle) und bestaunen die an den Hang gebauten Häuser und terrassenförmig angelegten Gärten.
Wir wandern ein bisschen weiter im Flussbett entlang und kommen nach längerer Zeit wieder auf eine „Straße“. Wie zufällig stoppen zwei Jeeps, alle rein, etwas eng, weil eigentlich drei Autos bestellt waren, aber irgendwie geht‘s. Wir holpern an den Berghängen entlang und fahren nach Marpha. Dieser kleine Shuttle durch das Kali-Gandaki-Tal war geplant, weil es hier sehr trocken und windig, also extrem staubig, ist. Und viel zu sehen gibt es auch nicht.
Marpha ist die Apfel-Stadt Nepals und hier wird auch ein Bekannter Apple-Brandy gebrannt. Die Autos lassen uns vor der Stadt raus und wir gehen das letzte Stück durch die sehr engen Gassen zu Fuß. Unser Hotel „Sunshine“ verspricht vieles, aber leider ist es auch hier wieder eher kalt und warme Duschen gibt es auch nicht. Also wieder Läppchenwäsche und zu einem kleinen Stadtbummel wieder los. Auf den Apple-Brandy am Abend verzichte ich lieber, meine Erkältung breitet sich aus und so möchte ich eigentlich nur in meinen warmen Schlafsack.
Distanz: 11,3 km; Gehzeit: 4:28 h; 273 m hoch; 943 m runter.
Die Nacht war trotz Erkältung entspannt. Grippostad sei Dank.
Zum Frühstück treffen wir uns im Aufenthaltsraum des Hotels und die ersten beiden streichen wegen anhaltendem Husten die Segel und nehmen für die Strecke nach Kalapani die Segel und nehmen den Bus. Heute steht eine ca. 20 km lange Etappe auf dem Plan, zwar wenig Höhenmeter, aber doch eine ganz schön lange Strecke. Im Bus gibt es aber keine Sitzplätze mehr und so müssen die zwei auf der ca. 2 stündigen Hoppelfahrt wohl in dem vollen Bus stehen. Ob das wirklich die bessere Wahl ist? Nun gut, wir werden es später erfahren.
Wir marschieren also zu Zehnt plus Guides los, erst über die obligatorische Hängebrücke, dann immer am Fluss entlang. Mal geht es hoch, dann wieder runter. Die Vegetation ist überraschend. Manchmal sieht es aus wie in der Lüneburger Heide, dann ein bisschen wie im Harz… bevor die ganzen Bäume abgestorben oder umgefallen sind. Und wir sind immer noch auf knapp 2.800 m. Hier sieht es auf jeden Fall mal ganz anders aus, als vor ein paar Tagen. Neben uns immer das breite Flussbett mit dem zurzeit eher schmalen Rinnsal.
Mittags kommen wir zu einem breiten, flachen Tal, wo einkleiden Dorf mit dem Mittagessen auf uns wartet.
Überraschend ist, dass wir in den ersten Tagen immer die gleichen Menschen und Gruppen auf dem Track getroffen haben. Jetzt scheinen wir nur noch die einzigen zu sein, die weiter wandern. Viele scheinen ihre Tour tatsächlich in Muktinath zu beenden. Aber mir ist es recht. Es war nie wirklich voll und es gab auf der Strecke auch nie Stau, aber wir haben schon mal andere Menschen getroffen. Heute auf der gesamten Strecke nicht.
Der Nachmittag geht weiter wie der Vormittag und gegen vier erreichen wir Kalapani. Der Ort überrascht. Hier stehen solide Steinhäuser. Nicht die üblichen Hütten. Alles sieht für nepalesische Verhältnisse ordentlich aus. Sogar die Straße ist asphaltiert…zumindest im Ortskern.
Unser Hotel „See you“ macht einen guten äußeren Eindruck und auch die Zimmer sehen gut aus. Mit eigenem Bad,! Das heißt, nachts bei minus Graden nicht raus in die Kälte, juchee! Ein kleiner Wermutstropfen: auch hier gibt es kein heißes Wasser. Immerhin warm, um sich zu waschen, man wird ja genügsam. Wir wandern noch ein bisschen durch den Ort, suchen (vergeblich) ein Café und gehen zurück zum Hotel. Dort werden nach einem leckeren Abendessen die geschundenen und erkälteten Körper gepflegt, bevor jeder in seinem Zimmer und in seinem Schlafsack (oder sogar richtigem Bett) verschwindet.
Gehzeit: 6:10 h; Distanz: 19,88 km; 437 m rauf; 697 m runter
Das war mal ein richtig schönes Zimmer. Sauber, mit anständigen Betten, sogar Bettdecke und eigenem Bad. Das Wasser war zumindest nicht kalt und man konnte sich ein bisschen waschen. Ok, nicht duschen, aber man wird ja genügsam. Und dass ich die Haare erst wieder in Pokhara waschen kann, damit hatte ich schon fest gerechnet.
Leider greift die Erkältungswelle weiter um sich und heute nehmen wieder drei den Bus, weil sie sich für die lange Etappe nicht gewappnet fühlen.
Gefrühstückt wird noch zusammen, dann macht sich die Rumpftruppe aus 9 Reisenden und 3 Guides auf den Weg. Drei unserer Träger nehmen ebenfalls den Bus, drei weitere wuseln im Laufe des Tages immer mal wieder um uns herum. Ich bin immer wieder total fasziniert, wie die Jungs das Gepäck oft nur mit einem Tragegurt am Kopf über die gesamte Strecke schleppen. Wir reden hier von etwa 30 Kilo, denn jeder trägt das Gepäck von zwei Gästen, plus sein eigenes. Wahrscheinlich freuen die drei Busfahrer sich, dass sie heute mal „frei“ haben.
Es ist stürmisch heute, Awi sagt, das sind die Vorläufer der ersten Winterstürme, ich finde, es fühlt sich eher an wie Föhn, denn im Vergleich zu den letzten Tagen, ist der Wind richtig warm. Leider wird auch eine Menge Staub aufgewirbelt und der Himmel ist nicht mehr so schön knallblau und die Sonne liegt auch eher hinter einem Schleier. Wir folgen erst einmal der Straße, viel Verkehr ist zum Glück nicht, denn sonst ist der feine Staub sehr nervig. Zwischendurch kann man nur über die Erdrutsche und Gerölllawinen staunen. Riesige Wände sind einfach abgerutscht. Teilweise auf die Straße, wo sie einfach liegen gelassen werden. Ich habe keine Ahnung, wann das passiert ist. An einer Stelle ist eine Brücke nur behelfsmäßig repariert bzw. zugänglich. Aber die Autos und Mopeds schaffen es irgendwie. An diesen Stellen wird einem mal wieder bewusst, wie klein ein Mensch und seine Bauten sind, wenn die Natur beschließt, sich ein bisschen selbstständig zu machen.
Wir erreichen eine Hängebrücke und wechseln das Flussufer und damit auch den Weg. Jetzt ist es nur noch ein schmaler Wanderweg. Die Vegetation wird immer grüner. Plötzlich stehen Bananenbäume am Wegesrand. Und es wird wärmer. Herrlich. Die Etappe heute ist lang, aber es geht stetig bergab, nicht so steil, dadurch ist es angenehm und Knieschoner. Und so wandern wir durch die Sonne, durch kleine Dörfer und an verlassenen Orten vorbei.
Zum Mittag kehren wir in einem „Gasthaus“ ein. Das hat aber, es ist Nachsaison, keinen Koch. So zaubern unsere Guides uns entweder Nudelsuppe oder gebratene Nudeln. Beides sehr lecker. Und das Plätzchen ist auch sehr schön… und es ist so angenehm warm.
Nachmittags geht es ähnlich weiter wie am Vormittag. Wir passieren eine Schafs- und Ziegenherde mit ganz vielen Minilämmchen, die können erst in den letzten Tagen oder Stunden geschlüpft sein… und die Stadtmenschen freuen sich wie Bolle. So süüüüüüüüß ?
Der Weg zieht sich ein bisschen, ist schön, aber lang. Am Nachmittag erreichen wir Tatopani. Um die Stadt mit Strom zu versorgen, waren auch hier die Chinesen so freundlich zwei Wasserkraftwerke zu bauen. Das macht die Stadt gleich attraktiver und so ragt als erstes ein für Nepal ungewöhnlicher Hotelklotz in unseren Blick. Sieht ganz nett aus, da gibt es bestimmt warme Duschen. Aber wir gehen vorbei und kehren in eine der typischen Lodges ein. Die Zimmer sind ok, aber mehr auch nicht. Das Bad, immerhin ein eigenes Bad, ist geflutet und warmes Wasser gibt es auch nicht. Aber wir laden einfach nur das Gepäck ab und gehen in das schicke, neue Hotel zum Kuchen essen. Das muntert doch gleich die Stimmung auf. Und zum Schlafen ist unsere Lodge auf jeden Fall gut genug. Die Betten sind sauber und mehr braucht es ja auch nicht.
Vorher gibt es aber noch Abendessen und das ist auch ziemlich gut.
Distanz: 23,61 km; Gehzeit: 6:39 h; 532 m rauf; 1.702 m runter
... huch, jetzt geht es doch wieder hoch. Aber nur ein paar Meter. ;-)
Puh, was für eine Nacht. Erst musste ich eine handtellergroße Spinne erlegen, naja gut, sie war vielleicht nur 5 Markstück groß (was nimmt man seit dem Euro eigentlich für einen Vergleichswert????), aber das war sie wirklich, dann stand im Bad ca. 2 cm hoch Wasser, in echt 2 cm, und dann habe ich mir die halbe Nacht die Lunge aus dem Hals gehustet. Verdammter Mist. Die Kälte hat mich doch schlimmer erwischt als gedacht. Nicht allein die Kälte, die trockene Kälte setzt den Atemorganen zu. Erst trocknet alles aus, dann ist man extrem Anfällig für alle Eindringlinge. Und da wir schon von Anfang an ein paar „infizierte“, also hustende und schniefende Mitreisende hatten, waren sämtliche Türen geöffnet. Mich hat es zum Glück erst nach dem Pass erwischt, andere haben sich schon dort hinauf gequält. Aber genug gejammert. Es gibt schließlich gute Lutschtabletten.
Frühstück wie immer, Tasche vorher vor die Tür und dann kommen die fleißigen Heinzelmännchen und bringen sie zum nächsten Ort. Heute ist es schon morgens angenehm warm und ich verzichte zum ersten Mal von Anfang an auf die Daunenjacke. Auch die Regenjacke und -Hose haben heute den Tagesrucksack Richtung großer Tasche verlassen. Typisch wäre natürlich, wenn es jetzt anfangen würde zu regnen… aber danach sieht es wirklich nicht aus. Also wandern wir los. Die heutige Etappe ist kurz, hat es aber in sich. Nach einer kurzen Strecke an der Straße, also der sehr unebenen Wegstrecke, die als solche bezeichnet wird, geht es mal wieder über eine Hängebrücke auf die andere Flussseite. Und von dort dann stetig bergauf. Erst ziemlich viele steile Stufen. Wir pfeifen aus dem letzten Loch, aber zum Glück ist das Tempo sehr moderat. Die beiden Ösis sprinten fast nach oben. Nun gut, erstens sind sie natürlich Berge gewohnt und wir sind ja gerade wieder in europäischen Sphären, d.h. wir sind bei knapp 1.200 m gestartet und zweitens sind sie von der Erkältungspest verschont geblieben. Aber dadurch müssen sie „oben“ halt etwas länger warten. Der Ausblick ist fantastisch und so kann man es dort auch gut aushalten. Wir machen ja regelmäßige Trinkpausen und dann findet sich die Gruppe immer wieder zusammen.
Nach den Stufen geht es gemäßigt weiter nach oben. Immer wieder kommen wir durch kleine Bergdörfer und es sieht wirklich anmutig aus. Die Landschaft hat sich komplett verändert. Inzwischen hat das Ganze eher einen südlichen Touch. Hier wachsen Bananen und Orangen und plötzlich ist das Geschrei groß. Einige Landarbeiter vertreiben eine Horde Affen, die sich an den Orangen verlustieren. Wir haben, anders als die Arbeiter, an der Affenbande unsere Freude. Sie schwingen von Baum zu Baum und machen ein Höllenspektakel.
Die Strecke ist wirklich schön, wenn auch anstrengend, weil es heute wieder 900 m nach oben geht.
Mittags erreichen wir Shikha und das ist auch schon unser Etappenziel. Bis Gorepani sind es 900 weitere Meter und das sparen wir uns lieber für morgen auf. Also gibt es erst einmal etwas zu essen auf der Dachterrasse, danach genießen wir unseren freien Nachmittag in der Sonne oder wer sich lieber erholt, im Bett… oder erst das eine, dann das andere. Das ist meine Variante. Aber was soll man mit so einem unerwarteten freien Nachmittag anfangen. Das ist doch perfekt für Kaffee und Kuchen und so backt uns unsere Herbergsmutter eine hervorragende Applepie mit Vanillesoße. So lässt es sich aushalten.
Kleiner Wermutstropfen: langsam kippt die Stimmung in der Truppe. Wir haben einen Mitreisenden dabei, ich nenne ihn mal Heino, weil er mich mit seiner Gattin sehr an eben jenen und Hannelore erinnert. Der weiß alles besser, sogar die Namen der Berge und Orte besser als unser nepalesischer Guide, und zu allem und jedem hat er etwas zu sagen. Kaum einer reagiert noch auf seinen nicht-geistigen Ergüsse. Außerdem fotografiert er mit einer Unverfrorenheit alle Menschen, die ihm vor die Linse kommen, obwohl unser Veranstalter extra darauf hingewiesen hat, das zu unterlassen oder die entsprechenden Menschen zu fragen. EGAL! Menschen bei der harten Arbeit, Kinder, Frauen bei der Wäsche oder Körperpflege (das geschieht hier meist auf der offenen Straße, weil die Menschen keinen eigenen Wasseranschluss haben), Hauptsache das gibt ein tolles Foto. Heute fand er das Foto so schick, dass er eine steineklopfende Frau glatt als Profilbild nehmen wollte. Sorry, das ist pervers. Aber er ist leider nicht allein, wir haben da noch zwei Kandidatinnen. Und als wir die drei heute Nachmittag mal darauf angesprochen haben, kam nichts außer heißer Luft und vor allem laute Worthülsen, keine Argumente… denen ist echt nicht zu helfen. Schade, wenn man als Tourist so ein Bild abgibt.
Aber davon lasse ich mir die Stimmung nicht verderben. Der Rest ist wirklich lustig und umgänglich. Ohne die Schwachmaten hätte man ja auch viel weniger zu reden. ?
Distanz: 8,03 km, Gehzeit: 4:00 h; 790 m hoch; 136 m runter
... und noch ein bisschen weiter bergauf. Steil bergauf zum Ghorepani Pass... und vielleicht auch schon zum Poon Hill. ... da war doch was. Richtig! Da war ich schon mal und der einmalige Ausblick ist Schuld, dass ich den ganzen Weg noch einmal auf mich nehme.
Heute geht es noch einmal steil bergauf zum Ghorepani-Pass. Der Weg besteht vor allem aus Stufen. Ganz schöne anstrengend. Auch wenn wir in den letzten Tagen und Wochen viel größere Höhen und längere Strecken absolviert haben, langsam macht sich die ungewohnte, zumindest für mich und einige andere, Dauerbelastung bemerkbar. Von der zusätzlichen Einschränkung der kollektiven Erkältung mal abgesehen. Das schränkt natürlich zusätzlich ein. Wir pusten und röcheln alle ganz schön den Berg hoch. Außer die Ösis, die sind die momentanen Höhen von 2 bis 3-tausend Metern gewohnt und auf unerklärliche Weise, sind sie auch von der Pest verschont geblieben.
Immerhin ist die Strecke abwechslungsreich. Alles ist satt grün und wir kommen in so manchem verschlafenen Dorf vorbei. Manchmal hat man das Gefühl, hier ist wirklich die Zeit stehen geblieben. Straßen gibt es nicht, alles wird mit Eseln oder Huckepack nach oben transportiert. Und so verwundert es auch nicht, dass die Anzahl der Analphabeten in Nepal ziemlich hoch ist. Schulen sind hier definitiv nicht in der Nähe und Internate können sich nur sehr wenige leisten.
Die Etappe ist heute zum Glück nur kurz und wir erreichen schon mittags Ghorepani, das letzte wirklich „hohe“ Ziel. Nach dem Mittagessen im Hotel ist für alle Freizeit angesagt. Wir können schon den Poon Hill erklimmen, das ist natürlich mein Highlight und der Grund, dass ich wieder hier bin. Aber ich bin wirklich platt und da es bereits morgen zum Sonnenaufgang auf dem Programm steht, entscheide ich mich, mit ein paar Mitreisenden die örtliche Kaffee- und Kuchenszene zu erkunden. Wir finden ein gemütliches Plätzchen und der Kaffee ist wirklich mehr als genießbar und auch die ganz frisch für uns zubereiteten Apple-Pies sind nicht zu verachten. Nach und nach trifft fast die gesamte Gruppe ein und es wird ein lustiger Nachmittag. Wir bummeln noch kurz, weil sehr übersichtlich, durch den kleinen Ort und kehren pünktlich zum Abendessen zurück zum Hotel. Unfassbar aber die Mahlzeiten nehmen neben dem Wandern den Hauptanteil der Reise ein… und trotzdem schlackern mir sämtliche Hosen inzwischen um die Beine. Aber keine Sorge, spätestens übermorgen in Pokhara ändert sich das. Da steht nur rumsitzen, Essen, und Nixtun außer die Sonne genießen auf dem Programm.
Der Abend endet dann auch ziemlich zeitig nach dem Essen, morgen klingelt der Wecker wieder früh… sehr früh.
Distanz: 7,76 km; Gehzeit: 4:04 h; 1024 m hoch; 77 m runter
Und da klingelt es schon: Um 4:45 Uhr. Was tut man nicht alles für einen Sonnenaufgang am Poon Hill mit Blick auf das Annapurna Massiv. Und ich hoffe, heute lässt sich endlich auch mal der größte der fünf blicken: Annapurna 1, mit 8.119 m der Gigant der weißen Riesen.
Wir füllen unsere Thermoskannen mit Tee und wandern los. Wieder geht es viel Stufen nach oben. Es wird ganz schön geschnauft und geflucht. Und, was bisher überhaupt noch gar nicht geschehen ist, der ein oder andere muss zum Luft holen, anhalten. Zwar sind es nur 300 Höhenmeter, aber die haben es in sich. Und man darf natürlich auch nicht vergessen, dass wir uns auf 3.000 m befinden. Und außerdem stecken uns die gestrigen Stufen ordentlich in den Knochen. Ich muss gestehen, so schön es ist und so sehr ich es genieße, langsam komme ich ans Ende meiner Kräfte. Natürlich spielen auch die äußeren Umstände eine Rolle, die krabbelnde Kälte, vor allem in der Nacht und am Morgen sowie das ewig eiskalte Wasser machen mich mürbe. Ich hätte es mir nicht so anstrengend vorgestellt. Die Wanderungen sind toll und mit denen habe ich keine größeren Probleme, ok, die vielen Stufen gefallen mir nicht so gut, aber ich habe keinen Blasen und keinen Muskelkater.
Genug gejammert, oben angekommen, etwa 20 Minuten bevor die Sonne ihre ersten Strahlen zeigt, weiß ich, was mich hier so fasziniert hat. Die Berge liegen in einem herrlichen hellrot und der Himmel Richtung Osten ist feuerrot. Natürlich sind wir nicht die einzigen da oben. Ganze Herrscharen kommen jeden Morgen um das Naturspektakel zu sehen und der Sonnenaufgang am Poon Hill zählt sicherlich zu den Höhepunkten einer jeden Annapurna-Runde. Und so treffen wir dort auch viele „alte“ Bekannte, die in den letzten Wochen unseren Weg gekreuzt haben.
Nach 30 Minuten ist das Spektakel vorbei. Die Sonne steht, noch niedrig, am Himmel und die Berge strahlen wieder in unschuldigem weiß. Also nehmen wir Abschied und gehen wieder zurück zum Hotel, wo schon das Frühstück auf uns wartet.
Danach werden die Taschen gepackt und von den Trägern eingesammelt und wir machen uns auf den Weg zur vorletzten Etappe. Es geht bergab, viel bergab. Wieder mit vielen Stufen, aber solange ich die Dinger nicht wieder hoch laufen muss, ist alles gut. Uns kommen wahnsinnig viele Gruppen entgegen. Asiaten, die hecheln, als ob sie gerade den Everest erklommen hätten, soll ich ihnen sagen, dass sie noch 700 m vor sich haben? Viele nepalesische Schüler, heute einen Ausflug machen, eine riesige Männergruppe, keine Ahnung, wo die herkommen, sehen aber auch nicht sonderlich sportlich aus und natürlich die üblichen Verdächtigen, Trecker, die mehr oder weniger leichtfüßig die Stufen erklimmen. Leichtfüßig sind wir auch und froh, dass es weiter bergab geht und es immer wärmer wird.
Zum Mittag machen wir Stopp in Upper Ulleri, ich gönne mir noch einmal ein Dal Bat und einen frischen Saft auch Orangen und Ananas. Das Frische ist ja in den letzten Tagen sehr kurz gekommen. Salat soll man nicht essen, Obst auch nur nach dem Motto „Cook it, peel it or forget it“, davon abgesehen, dass es auf 3 bis 5-tausend Metern auch nicht unbedingt viel frisches Obst gibt. Da tat der Saft sehr gut. Nach dem Essen geht es noch eine knappe Stunde weiter bergab nach Lower Uliri, wo wir unsere Lodge beziehen. Wieder keine Nobelherberge, aber es gibt warmes Wasser!!!! Und so gibt es das erste Mal seit zwei Wochen eine warme Dusche. Was für eine Freude.
Am Abend heißt es Abschied nehmen von unserer Crew. Die Träger und Assistenzguides begleiten uns zwar noch bis Pokhara, fahren dann aber in alle Richtungen weg zu ihren Familien. Die haben wirklich einen super Job gemacht und waren immer hilfsbereit, lustig und freundlich. Und so ist auch das Trinkgeld üppig ausgefallen. Hoffen wir, dass sie etwas sinnvolles damit anfangen können.
Poon Hill: Distanz: 3,92 km; Gehzeit: 2:24 h; 304 m hoch; 349 m runter
Etappe nach Uliri: Distanz: 9,97 km; Gehzeit: 3:37 h; 93 m hoch; 937 m runter
Auf in die letzte Runde. Heute geht es wirklich nur noch bergab. Viel bergab, steil bergab, stufig bergab. Dafür nicht wirklich lang bergab.
Die Lodge war ok, es gab ein eigenes Bad, es gab Wasser, wenn auch kein warmes, und es gab saubere Betten. Man wird genügsam und eigentlich braucht man ja auch nicht mehr.
Unsere Träger begleiten uns weiterhin und irgendwann, völlig unerwartet, steht hinter einer Kurve ein Bus! Ein pinkfarbener Miri-Bus. Wir machen erst einmal eine Trinkpause, die Taschen werden auf dem Dach verladen und dann falten sich alle in den kleinen Bus. Diesmal kein Taschentetris sondern Bustetris. Aber jeder findet ein Plätzchen.
Die Fahrt ist abenteuerlich. Es geht weiter bergab, die Straße verdient kaum ihren Namen, bei uns wäre wahrscheinlich ein Kartoffelacker ebener und, und das ist das schlimmste, es gibt weder Leitplanken noch andere Sicherungen. Und es geht am Rand ziemlich steil abwärts. Und das Ganze dann auch noch bei regem Gegenverkehr. Aber die Musik wird einfach aufgedreht und die Stimmung steigt. Unsere Träger singen und klatschen, am liebsten würden sie wohl auch noch tanzen, aber der mahnende Blick des Chefträgers hält sie zurück.
Awi hatte schon gesagt, dass wir für die 55 km nach Pokahra wohl 2 bis 2,5 Stunden brauchen werden. Daran zweifelt niemand mehr. Aber irgendwann wird die Straße tatsächlich besser, ich sehe das
erste Mal seit Kathmandu Asphalt, und es fährt sich ein bisschen runder. Natürlich immer mal wieder von kleinen Unwegbarkeiten unterbrochen. Ein Schlagloch, ein Erdrutsch, eine Baustelle (die haben
viel Ähnlichkeiten mit unseren, einer arbeitet, 7 gucken zu) oder manchmal fehlt einfach auf ein paar hundert Metern der Asphalt.
Distanz: 3,06 km; Gehzeit: 1:29 h; 43 m hoch; 603 m runter
-> Abschluss