Hardy und ich in Victoria

Auf geht's. Mit dem Camper von Melbourne über die Great Ocean Road und die Twelve Apostle, zurück und an der Süd-, später an der Ostküste entlang bis nach Brisbane... so ist zumindest der Plan. 

 

Tag 5 - Melbourne nach Apollo Bay

Bevor es nach Apollo Bay geht, geht es erst einmal mit den Öffis nach Somerton, einem Vorort von Melbourne. Und da will ich natürlich gestärkt hin, also lasse ich mir erst einmal noch das Frühstück schmecken, packe dann meinen Kram zusammen und mache mich auf den Weg. Zur Flinders Station sind es nur ein paar hundert Meter und trocken ist es zum Glück auch. Das Ticket, bzw. die erforderliche aufladbare Karte habe ich mir ja gestern schon besorgt und mit aufgeladen, damit ich das nicht morgens auch noch machen muss. 

Die Bahn ist gähnend leer, macht aber nichts, auf Menschenmassen habe ich so gar keine Lust, die Erkältung ärgert mich immer noch und ich bin froh, mich in eine Ecke zu setzen und die 34 Minuten bis Smerton zu fahren. Damit ist es aber nicht getan, ich muss dann noch ein paar Stationen mit dem Bus fahren. Aber dann stehe ich vor Britz und dort stehen ganz viele, ganz schicke Camper. 

 

Ich habe den Check-in bereits online erledigt und so geht es auch ganz schnell. Der nette Mensch klärt mich noch über ein paar Dinge und Versicherungsdetails auf und bringt mich dann zu meinem Auto. Zum Glück konnten sie mir noch einen Heizlüfter mitgeben, in der Nacht ist es ja doch ziemlich frisch. Und dann stehe ich vor Hardy... aber den hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Viel kleiner. Sie haben mich upgegradet und so gibt es statt eines kleinen Toyota Flitzers einen Mercedes Sprinter. Nagelneu, 63 Kilometer auf der Uhr. Schick... aber auch ganz schön groß. Ich habe ein bisschen Respekt, ob ich mit dem Ding überhaupt überall einen Parkplatz finde, das Ding ist ja mit 6 Metern einen ganzen Meter länger als gebucht. Aber ich will nicht mecker, der neue Hardy hat schon ganz schön viele, schicke Details, die der andere nicht gehabt hätte. Aber nein, eine Dusche und ein Klo gibt's immer noch nicht. Aber einen größeren Kühlschrank, einen Abwassertank und vor allem ein Navi. 

 

Also mache ich mich auf den Weg. Großes Auto, falsche Straßenseite, Großstadt... das wird lustig. Klappt aber gut und macht richtig Spaß. Das Navi führt mich sicher durch den Dschungel Richtung Great Ocean Road und ich mache an fast allen Lookouts an und staune und freue mich. Es ist super windig und der Wind ist immer noch ziemlich kalt, aber die Landschaft ist der Hammer. Und Hardy bringt mich immer weiter Richtung Westen bis wir um fünf auf dem Camping Platz in Apollo Bay ankommen. 

 

Ich bekomme meinen Platz zugewiesen und mein Bad steht auch schon bereit. Das ist echt lustig. Eine Hütte, darin zwei komplett ausgestattete Bäder, rechts und links davon stehen dann die Camper, Wohnwagen und irgendwas zwischen Trailer und Zelt. Das ist echt super. Ich gucke es mir aber nur kurz an und fahre in die "Stadt". Schließlich will ich mich in den nächsten Tagen selbst versorgen und muss dafür erst einmal einkaufen. Aber die nette Dame am Empfang hat mir empfohlen noch zum Hafen zu fahren, da gibt es leckere Fish & Chips, ganz frisch. Klingt super. Also, zuerst gibt es was zu essen. Und sie hat nicht zu viel versprochen, es ist mega lecker. Leider wieder so windig, dass man es nicht lange aushalten kann und da man draußen sitzen muss, esse ich nur schnell und fahre weiter zum einkaufen. Schnell alles was ich so brauche in den Einkaufswagen geworfen und wieder zurück zu meinem Klohäuschen. 

 

Ich mache es mir in meinem Hardy gemütlich und fange erst einmal an, mich einzurichten. Das Auto ist ja ziemlich groß, aber viel Platz gibts trotzdem nicht und ich weiß gar nicht so richtig, wo ich meine ganzen Sachen unterbringen soll... Es fehlt definitiv Schrankfläche oder ich muss das Ganze in den nächsten Tagen nochmal umorganisieren... und wahrscheinlich ständig irgendwas suchen, da ich alles überall verteilt habe. 

 

Gut, dass ich den Heizlüfter mitgenommen habe. Es ist echt kalt, das Ding macht es doch etwas angenehmer. Trotzdem war der Tag anstrengend und ich krieche schnell ins Bett. 

 

Tag 6 - Great Ocean Road und Twelve Apostel

Da habe ich ja mal großartig geschlafen... Hardy hat sich zwar in der Nacht ab und zu etwas im Wind geschüttelt und frisch war es auch, aber die Decke war kuschelig und das Auto standfest. 

 

Also springe ich morgens gut erholt aus dem Bett, werfe den Ofen an und gehe erst einmal ins Bad. Und als ich zurückkomme, ist die Bude warm und ich bin bereit für das erste Frühstück mit Hardy. Es ist super, nur das Gummibrot, es ist zwar Vollkornbrot (!!!) ?, sieht aber eher aus wie weißes Toast mit ein paar vereinzelten Sesamkörnern, könnte etwas gehaltvoller sein. Egal, es schmeckt und ich mache mir dann auch gleich ein Sandwich fürs Mittagessen. 

 

Dann breche ich auf. Weiter auf der Great Ocean Road Richtung Adelaide. Erster Stopp: Maits Rest Rainforest Walk, es ist zwar nur ein kurzer Spaziergang, aber ziemlich beeindruckend. Riesige Mammutbäume, dazwischen viele Eukalyptusbäume, aber die Koalas wollen sich nicht zeigen, und große Farne. 

Es geht weiter zum Cape Otway. An der Südspitze steht ein Leuchtturm und eine alte Funkerstation. Der Leuchtturm ist leider gesperrt, nachdem es hier letzten Sonntag ein Erdbeben gab und der Turm droht zusammenzustürzen. Gibt's doch nicht, das Ding steht hier seit 18 Hundert Schießmichtot. Und jetzt, im Oktober 2023 gab es ein Erdbeben??? Echt jetzt? Hier gibt es eigentlich keine Erdbeben, was ist denn bloß mit dieser Erde los? Also gibt es den schönen, weißen Turm nur von außen. Dafür dann aber noch ein paar springende Wale in der aufgewühlten See. 

 

Lange bleibe ich nicht dort, es gibt schließlich noch viel zu sehen. Weiter geht's. Bergauf, bergab die jetzt sehr kurvenreiche Great Ocean Road entlang. Hier verläuft sie allerdings nicht mehr direkt am Meer, sondern immer mal wieder im ziemlich hügeligen Hinterland. Nach einiger Fahrt erreiche ich mein eigentliches Ziel, die zwölf Apostel. Zwölf sind es nicht mehr, einige sind in den letzten Jahren eingestürzt und ob es wirklich zwölf waren? Darüber wird immer wieder diskutiert und gestritten. Genauso, woher der Name kommt. Man weiß es also nicht genau und ich lasse es einfach, sämtliche Märchen und Anekdoten aufzuzählen. Da stehen ein paar beeindruckende Sandsteintürme im Meer und die gucke ich mir jetzt an. 

 

Am Anfang ist es auch noch ganz entspannt. Dazu muss man wissen, das Ganze zieht sich über ca. 20 Kilometer. Man guckt, fährt weiter, guckt wieder und fährt wieder weiter. Angefangen bei Gibson Steps. Hier hat der Herr Gibson im 19. Jh. ein paar Stufen in den Sandstein geschlagen, sodass er und seine Familie mehr oder weniger bequem zum Strand kamen. Heute gibt es natürlich gesicherte Betonstufen, damit die Massen auch heil am Strand ankommen. Mich interessiert eher der Blick als der Strand und so genieße ich den und fahre ich weiter zum Loch Ard Gorge. Traurige Geschichte. Das Ganze liegt ja an einer der unruhigsten Küsten Australiens und weil dort viel Wind und viele Klippen das Meer schwer befahrbar macht, haben es viele Schiffe nicht geschafft. Heute heißt die Küste deshalb Shipwreck Coast. Weiter in der Geschichte: Loch Ard ist leider auch gesunken, aber zwei Überlebende konnten sich an den Strand retten. Leider ist dieser von einer hohen Steilküste umgeben und niemand hat sie gefunden... sie haben es nicht geschafft. Inzwischen sind sie nicht mehr da, aber dafür jede Menge Touristen. 

 

Das sich das noch steigern lässt, wurde mir dann am Parkplatz der Twelve Apostel klar. Menschenmassen schieben sich zu den Aussichtsplattformen. Vor allem Asiaten, die, es tut mir leid, sie erfüllen alle Klischees, Fotos von vorne hinten, links, rechts, mit Omma, ohne sie, mit Selfiestick... Mir ist das alles zu viel.  Ich verschwinde. 

Und fahre weiter zur London Bridge. Ich wusste, dass die 2005 eingestürzt ist, aber angucken will ich sie trotzdem. Scheint auch für die anderen nicht so spannend zu sein, hier ist es wieder leerer. Die Brücke hat immerhin noch einen Bogen, aber natürlich war sie beeindruckender, als es noch zwei gab. 

 

Alles in allem, war das sehr faszinierend, wenn auch zum Teil schockierend voll. Ich mache mich auf den Rückweg. Diesmal geht es durchs Landesinnere. Den Tipp hat mir heute Morgen der Mann an der Rezeption gegeben. Das war ein guter Tipp, auch wenn ich, also wir, sehr froh sein können, dass uns kein LKW entgegen gekommen ist. Die Straße war extrem eng und kurvig. Und wird wohl vor allem viel von Trucks der Holzindustrie befahren. Dann wäre es ganz schön eng geworden... aber ist ja Samstag, da arbeitet wohl keiner. :-P

 

Und so komme ich nach einem interessanten und beeindruckenden Tag zurück und genieße den Abend.

 

Tag 7 - Apollo Bay nach Yanakie

Weiter geht die Reise zum Wilson Promontory Nationalpark. Ich packe meine sieben Sachen zusammen, das ist herrlich, packen heißt ja nur den Stecker zu ziehen, das Kabel und den Wasserschlauch in den „Kofferraum“ zu werfen und loszufahren. Nein! Nicht ganz richtig, ich muss natürlich noch meine Kulturtasche aus dem Badhäuschen mitnehmen. Das ist dann aber wirklich alles. Der Rest hat ja i. Hardy seinen Platz gefunden und ich finde inzwischen auch das meiste wieder. Einige Sachen ziehen im Laufe der Zeit immer mal wieder um,weil man es optimieren kann, aber langsam wird‘s. 

 

Das Navi führt mich diesmal durchs Hinterland nach Melbourne, das ist zwar nicht ganz so schön, aber doch wesentlich schneller und nicht so anstrengend zu fahren wie das Geschlängel auf der Great Ocean Road. Bis Melbourne läuft es fließend, dann verirre ich mich in dem Autobahngewusel der Viermillionenstadt. Auch das Navi ist etwas verwirrt, da es wohl in den letzten Monaten diverse Bauarbeiten und Änderungen der Streckenführung gab. Vielleicht hätte ich es doch mit Google Maps probieren sollen, wie der Hardyvermieter geraten hat. Aber, Hardy und ich bewältigen sogar den Großstadtdschungel, denn plötzlich finden wir uns mitten in der Innenstadt wieder. Manchmal hätte ich dann doch lieber meinen wendigen Mini unterm Hintern. Aber, wir haben wieder raus gefunden und sind irgendwann auf der anderen Seite der Stadt wieder auf die Autobahn gekommen. Und dann geht es ganz entspannt und wunderschön durch das östliche Gipsland weiter. Fotos habe ich leider keine gemacht, irgendwie fehlten die touristischen Aussichtspunkte. Und wenn es mal einen gab, war er nicht ausgeschildert und Zack… vorbei. 

 

Am Abend erreiche ich meinen Platz für die nächsten zwei Tage… und habe gleich Anschluss. Nicht mit dem Auto, das hat keinen Anschluss, deshalb habe ich ja welchen. ? Auf dem Nachbarplatz sitzen diverse Australier zusammen und machen das, was sie am liebsten tun: grillen und Bier trinken. Und weil es irgendwie mit meinem Stromkabel nicht funktioniert, bekomme ich erst tatkräftige Unterstützung und dann noch ein, na gut, zwei Bier. Jetzt ist Hardy versorgt und ich bin es auch. 

 

Irgendwann wird es frisch und jeder verzieht sich in seine Koje. Aber im Vergleich zu den letzten Tagen ist es geradezu muggelig warm.

Morgen geht es dann zum Wandern in den Nationalpark, mal sehen, ob da ein paar Touris rumlaufen, dieser Campingplatz ist zumindest fest in australischer Hand. Sehr sympathisch.

 

Tag 8 - Wilson Promontory National Park

Ich habe wieder hervorragend geschlafen in meinem kleinen, großen Auto. Damit hatte ich gar nicht wirklich gerechnet, man ist ja doch ganz schon dicht dran an der Natur... und den Nachbarn. Die waren aber auch ruhig, nachdem die allgemeine Nachtruhe ausgerufen wurde. 

Am Morgen bekomme ich dann den allgemeinen Aufbruch mit. Es ist Montagmorgen und die ganze Bande fährt schon vor dem Aufstehen zurück nach Melbourne. Aber eigentlich bekomme ich nur mit, dass mein Heizlüfter ausgeht... den hatte ich gleich nach dem Aufwachen eingeschaltet, damit es beim Aufstehen nicht ganz so kalt ist. Da das Ding aber einfach irgendwann aufgehört hat zu pusten, muss ich doch bei frischen Temperaturen aufstehen... und stelle fest, dass mein Stromkabel umgepackt wurde... Eigentlich egal, wäre nur schön gewesen, wenn sie dann auch die Sicherung eingeschaltet hätten. Nun gut, es sind ja keine -5 Grad und der Schaden ist schnell behoben. Beim Frühstück ist es dann auch schon wieder warm. 

Ich packe meine sieben Sachen und mache mich auf den Weg in den Nationalpark. Ich hätte mir auch einen Platz im Park suchen können, die waren aber teurer und oft abseits der befestigten Straßen... oder direkt am Besucherzentrum. Also fahre ich einfach mit meiner ganzen Wohnung los zum Wandern. Schon der Weg ist atemberaubend. Ich mache einen kurzen Stopp am "Wild Animal Walk". Dieser drei Kilometer lange Weg führt einmal um eine offene Grasfläche herum, ansonsten gibt's im NP fast nur Wald, und ich sehe tatsächlich einige Emus gemächlich beim Frühstück. Und dann noch eine lustige Echse, die sich so gar nicht beim Sonnenbad stören lässt. Wahrscheinlich war sie in der Nacht auch ein bisschen eingefroren und musste erst einmal ihr Blut aufwärmen. Aber so sehr ich mich auch bemühe, Kängurus wollen mir einfach nicht vor die Nase hüpfen. Schade, aber ansonsten war es ein netter Weg.

 

Das Känguru, ein großes graues, sehe ich dann ein paar Kilometer später am Straßenrand stehen. Wahrscheinlich hat es heute Dienst und muss gucken, wieviele Touris so unterwegs sind. Ich stoppe, aber da hopst es natürlich sofort wieder weg. Vielleicht kommen später ja noch ein paar mehr. 

Am Besucherzentrum angekommen, lasse ich mir zeigen, wo die Wege lang gehen, welche zu empfehlen sind und für welche man sieben Tage braucht. ?

Das ist dann der zur untersten Spitze, bestimmt cool, dann erreicht man den südlichsten Punkt des australischen Festlandes, nächste Ausfahrt Tasmanien. Man muss aber auch alles selber mitnehmen, zwar gibt es unterwegs Rastplätze, aber für Essen und Übernachtung muss man selber sorgen. 

 

Ich mache nur eine kleine Runde. Erst einmal hinauf zum Pillar Point. Schon unterwegs bin ich total geflasht. Der Ausblick auf das türkisfarbene Wasser, die weißen Strände und bewaldeten Berge drumherum, cool. Zum Glück stimmt die Wettervorhersage nicht und die Sonne strahlt von einem traumhaft blauen Himmel. Bei Regen wäre das nur der halbe Spaß. Das heißt, man wäre da gar nicht hoch gekommen, zwischendurch ging es immer mal wieder über Felsen, die wären bestimmt ganz schön rutschig gewesen. Sind sie aber nicht, alles bestens. 

 

Weiter geht es auf dem "Tidal Overlook Circuit". Der Tidal ist der Fluss, der sich hier durchs Tal schlängelt und unterhalb des Pillar Points ins Meer mündet. Die Strecke ist super, es geht durch Regenwald, an Eukalyptusbäumen und riesigen Granitfelsen vorbei (leider ohne Koalas) und man hat immer mal wieder tolle Ausblicke auf den Nationalpark. 

 

Nach 10 km, diversen Höhenmetern und beeindruckenden Bildern in meinem Kopf, und auf der Kamera, erreiche ich wieder das Besucherzentrum in Tidal River, wo auch Hardy schon auf mich wartet. Ich gönne mir einen Kaffee und einen kleinen Snack und habe sofort Gesellschaft von diversen Möwen. Man könnte glauben, die wären aufdringlich, weit gefehlt, die werden sofort von ein paar Papageien vertrieben und suchen das Weite. Die Papageien dagegen sind so frech, dass sie mir sogar den Kuchen vom Teller klauen würden. Aber nicht wie die Möwen aus dem Flug, nein, die laufen ganz dreist über den Tisch. Ich wollte eigentlich auch keinen Deckel auf meinen Kaffee, aber da sagte mir die Bedienung, das würde nicht gehen, dann hätte ich sofort 20 Papageien auf dem Tisch und keinen Kaffee mehr...

 

Also wird alles festgehalten, verdeckt und aufgegessen. Dann mache ich mich auf den Rückweg. Schon auf dem Weg zum Auto merke ich, dass es zu zieht. Und ich bin keine 2 Kilometer gefahren, fallen die ersten Tropfen. Ha! Man muss auch mal Glück haben. Es regnet aber nur wenig, was mir auf der kurvigen Strecke sehr entgegenkommt. Und dann steht es da wieder an der Straße, Skippy! Hinter mir fahren leider drei Autos und ich kann nicht anhalten. Aber das hat doch einer da extra für die Touris platziert. Den ganzen Tag sehe ich kein Känguru und dann zweimal direkt an der Straße?!?!?! Aber es hat sich bewegt, ausgestopft war es nicht. 

 

Ich komme am Campingplatz an und es dauert nicht lange und es wird richtig ungemütlich. Der Regen plattert ordentlich aufs Dach und der Sturm schüttelt mein Auto ganz schön durch. Aussteigen ist nicht mehr unbedingt zu empfehlen. Irgendwann in einer Regenpause laufe ich zum Waschhaus, das war es dann aber auch schon. 

 

Tag 9 - Yanakie nach Lake Entrance

Es ging die ganze Nacht so weiter: Starkregen und Sturm. Und ich habe trocken und sicher in meinem kuscheligen Bett gelegen. ? Gemütlich ist es aber am Morgen auch noch nicht, aber immerhin trocken. Ich packe zusammen, trinke einen Kaffee und mache mich auf den Weg. Ich möchte Lake Entrance möglichst früh erreichen, also werde ich irgendwo unterwegs frühstücken. Habe ja immer alles dabei. 

 

Es geht über den Gippsland und den Princess Highway. Sind jetzt nicht unbedingt Autobahnen, wie wir sie uns vorstellen. Einspurig, alle paar Kilometer gibt es eine kurze Überholspur und man darf nur 100 fahren. Alle halten sich dran und keiner drängelt. Sehr gemütlich. Zwischendrin gibt es mal den ein oder anderen Abbieger zu einer Farm oder in den Städten wird das Tempo gedrosselt und es werden "normale" Straßen. Hardy und ich lassen uns mit dem Verkehr treiben und irgendwie vergesse ich das Frühstück. Dann aber. Es kommt ein Roadhouse, sehr gut... oder auch nicht. Das sieht so wenig vertrauenserweckend aus, dass ich gleich wieder zurück auf den Highway fahre... ohne anzuhalten. 

 

Um 1 erreiche ich dann Lake Entrance. Als erstes gibt es wieder einen Lookout und wieder sind es atemberaubend schöne Bilder. Aber dann gibt es endlich was zu essen! Noch bevor ich den Campingplatz suche, halte ich an einem Kaffee und gönne mir ein Sandwich. 

 

Den Nachmittag bummele ich durch die Straßen, wenn es war ist, ist hier bestimmt ganz viel los. Heute ist es kalt und windig und die Stadt ist tot. Schade. Als es dann auch noch anfängt zu regnen, breche ich das Vorhaben ab und mache es mir im Auto gemütlich. Es gibt auch noch ein bisschen was zu tun. Am Freitag erreiche ich Sydney. Ganz blöd. Ich muss noch einen Platz für die Übernachtung finden und das ist am Wochenende im Großraum Sydney alles andere als einfach. Entweder wollen die Campingplätze immer nur zwei Tage vermieten, das will ich nicht, schließlich komme ich ja am Ende wieder nach Sydney zurück oder, und das ist noch viel häufiger der Fall, es ist schon alles ausgebucht. Irgendwann bin ich dann doch erfolgreich und ich finde ein Plätzchen. Nicht zu weit weg, aber schon an Sydney vorbei, an meiner Strecke und für nur eine Nacht. Läuft. Und morgen gucke ich mal, wo ich mir die Nacht von Samstag auf Sonntag um die Ohren hauen kann. Ich schätze im Hunter Valley, dann auch gerne zwei Nächte, schließlich gibt es da Wein, guten Wein. ;-)

 

Tag 10 - Von Lake Entrance nach Mallacoota

Weiter geht die Reise. Inzwischen habe ich sogar schon ein bisschen Routine im Packen des Autos. Ist ja nicht so, dass man gar nichts packen muss, alles muss sicher verstaut sein, damit es während der kurvigen Fahrt und bei den nicht immer glatten Straßenbelegen durcheinander fliegt und mir um die Ohren. Aber alles hat seinen Platz gefunden und so ist es auch schnell verstaut. Die eine Schublade macht seit Tag eins Probleme, weil sie sich nicht fixieren lässt. Blöd! Am Anfang ist sie während der Fahrt auf der Great Ocean Road ständig auf und zu gegangen und irgendwann dann ganz rausgefallen. Jetzt nehme ich sie einfach schon vor der Fahrt raus. Ist besser für die Schublade und besser für meine Nerven. ;-) Abet alles andere kann gut verstaut werden. 

 

Also mache ich mich zeitig auf den Weg und halte diesmal wirklich beim Bäcker im Nachbarort. Der Reiseführer hat das Frühstück angepriesen, da kann ich natürlich nicht nein sagen. Und es ist wirklich gut. 

 

Ausgeschlafen und satt mache ich mich auf die nächste Etappe. Bis Mallacoota sind es nur knapp 250 km. Also eine gut fahrbare Strecke. Unterwegs halte ich immer mal an, gucke mich um und fahre gemächlich weiter. Mallacoota ist ein kleines Fischerdorf an der Südostspitze Victorias. Der nächst größere Ort ist dann Eden, der schon in New South Wales liegt. Die Stadt wird vom Croajingolong National Park umgeben und ist nur durch eine einzige Zufahrtsstraße zu erreichen. Das wurde ihr Silvester 2019 fast zum Verhängnis, denn bei einer der größten Buschbrandkatastrophen war die Stadt durch das Feuer abgeschnitten und von der Außenwelt isoliert. Es gab für die Bewohner und die Touristen, und es waren über die Feiertage viele, keine Chance mehr zu entkommen. Also wurde die Stadt evakuiert und die Menschen mussten sich am Strand versammeln. Die apokalyptischen Bilder mit dem verrauchten Himmel und dem feuerroten Schein gingen damals um die Welt. 1.500 Menschen konnten von der Marine gerettet werden. Die Hauptstraße und der Ortskern blieben von den Flammen verschont, aber 1000 Häuser wurden zerstört. Und auch viele Tiere, man geht von 1 Milliarde (!!!!) aus, überlebten das Inferno nicht. Und es wird befürchtet, dass sogar 126 Arten durch die Katastrophe gänzlich ausgestorben sind. 

 

So... genug Geschichte. Also: ich komme irgendwann in Mallacoota an. Es brennt (zum Glück) nicht, es stürmt nur schon wieder. Und regnen tut es auch immer mal. Ey, reicht jetzt, ich habe Sommer gebucht. Nach einem kleinen Mittagssnack, ach herrlich, wenn man alles auf ca. 6 qm dabei hat, mache ich mich auf den Weg und erkunde die Umgebung. Mein Platz ist wieder am Wasser. Nicht an der Küste sondern am "Inlet". Ja, was ist das eigentlich? Ein Binnensee? Nicht wirklich, er hat Verbindung zum Meer, ist aber durch eine Düne geschützt. Nun gut, sagen wir ein Tümpel... ein großer, schöner Tümpel. ?

 

Und ich werde auch gleich nett begrüßt, auf einem Pfeiler, man kann hier auch direkt vor seinem Wohnwagen, sein Boot parken, sitzt ein Pelikan. Also, es sitzen genauer gesagt zwei Pelikane dumm in der Sonne herum und ein paar schwimmen auf dem Teich. Ich gehe weiter und komme an den Strand des Inlets. Sieht super aus und im Sommer bestimmt auch super zum Baden. Heute ist es mal wieder zu kalt und zu windig. Aber für einen Spaziergang reicht es, muss es reichen. Ich gehe immer weiter, keine Ahnung, wo ich wieder rauskomme. Am Ende kommt ein Lookout und eine Bootsrampe. Und eine Ecke... da muss ich doch glatt mal gucken, was hinter der Ecke ist, also es muss natürlich das Meer sein, aber wie sieht es da wohl aus? Also krabbel ich über ein paar Felsen und dahinter eröffnet sich ein herrlicher, sehr langer und menschenleerer Strand. Cool. Also gehe ich weiter. Auf der einen Seite das Wasser, auf der anderen eine ziemlich stark bewachsene Böschung. Beides eignet sich nicht, um wegzukommen. Das Wasser ist zu kalt und ich bin nicht richtig angezogen, ein Dickicht sollte man in Australien besser nicht "einfach so" durchkämmen. Also wandere ich einfach weiter am Strand. Irgendwann wird es ja einen Ausgang geben. 

 

Den gibt es natürlich auch. Und ich bin direkt am Coastal Way bzw. auf dem Casuarina Walk, der mich wieder zurück in die Stadt führen soll. Und so wandere ich erst durch Buschland, in dem schon sehr viele verkohlte Bäume stehen und dann durch den Wald, wo eigentlich alle Eukalyptusbäume einen schwarzen, verkohlten Stamm haben. Aber viele treiben wieder aus und sehen, bis auf den Stamm, ziemlich grün und gesund aus. Andere haben es aber leider nicht überlebt und so stehen auch diverse Gerippe in der Gegend rum oder liegen am Boden. Aber die Natur regeneriert sich selbst und es wachsen schon sehr viele neue und frische Bäume dazwischen. Ist alles ganz schön grün, wenn man bedenkt, dass es erst knapp vier Jahre her ist. 

 

Mein Campingplatz ist riesig, ich möchte nicht wissen, was hier in der Hochsaison los ist. Im Moment werden einige Teile gar nicht genutzt und auch die (ich wohne in Sektion 4) anderen sind sehr leer. Aber ich finde das auch ganz angenehm, so ist viel Platz. Am Abend mache ich mir was zu essen und sitze tatsächlich mal draußen... an meinem Campingtisch. Das wollte ich doch schon lange, jetzt hat es fast eine Woche gedauert, bis das endlich geklappt hat. Allerdings halte ich es auch nicht so lange aus, es ist... klar!... kalt und windig und ich ziehe mich mit meinem Buch in meine gemütliche Kuschelecke zurück. Aber immerhin regnet es nicht! Und wärmer wird es in den nächsten Tagen hoffentlich auch. 

 

Tag 11 - Mallacoota nach Batemans Bay

Heute wird wieder zu Hause gefrühstückt. Danach ist schnell alles verstaut und es geht zurück auf die Straße. Erst einmal auf die einzige Zufahrtsstraße nach Mallacoota. Rechts und links sieht man wieder die verkohlten Bäume, aber insgesamt ist alles dicht bewachsen und grün. Wären die Stämme nicht so kohlrabenschwarz, man würde nicht erkennen, dass hier vor nicht einmal vier Jahren die schlimmsten Buschfeuer gewütet haben. 

 

Zurück auf der Hauptstraße habe ich schnell die Grenze zu New South Wales erreicht. Eigentlich ändert das nichts. Es gibt ein paar Verhaltensregeln: kein Handy während der Fahrt, links bleiben, außer beim Überholen und eine (andere) Telefonnummer für verletzte Tiere. Inzwischen haben sie sich ja sogar auf eine einheitliche Zeitzone geeinigt. Irgendwann musste man die Uhr umstellen, weil die einen Sommerzeit hatten, die anderen nicht. Haben sie abgeschafft… geht doch! 

 

Nach ein paar weiteren Kilometern erreiche ich Eden an der Saphire Coast. Hier hat schon das Volk der Yuin Thaua Jagd auf Wale gemacht, und wurden dabei von Orcas unterstützt. Diese Fertigkeiten haben die australischen Ureinwohner dann auch an die europäischen Siedler weitergegeben. Heute werden in der ehemaligen Walfangstation aber zum Glück keine Wale mehr gefangen sondern nur noch begrüßt und gefeiert. Jedes Jahr zwischen September und November ziehen Glattwale, Buckelwale, Schwertwale (Orcas) und auch Blauwale auf ihrer südlichen Wanderung hier vorbei und in Eden wird das jährliche Walfestival gefeiert. Ich starre zwar wieder aufs Meer, aber es passiert nichts. Keine hüpfenden Wale, keine Schwanzflossen, die in die Höhe gestreckt werden. Wahrscheinlich ist ihnen das Meer heute zu ruhig und langweilig und sie schwimmen einfach in ein paar Hundert Metern Tiefe vorbei. Das „berühmte“ Killer Whale Museum spare ich mir. Ist wohl ganz interessant, aber es steht eine Schlange vor der Tür und so viel Zeit habe ich auch nicht. 

 

Also geht es nach einem Kaffee weiter Richtung Norden. Am Nachmittag erreiche ich Batemans (nein, nicht Batman!) Bay. Schöner, kleiner Küstenort, natürlich am Wasser. Wenn ich drüber nachdenke, hatte ich bis jetzt noch keinen Platz, der weit weg vom Wasser war… komisch. Lustig ist das Motto der Stadt: „Life in the slow lane“. Sehr entspannt also. Und genauso langsam lasse ich es auch angehen und spaziere erst einmal am Tomaga River entlang Richtung Mündung und komme, natürlich, wieder zu einem menschenleeren Strand. Ein Traum. Durch das „Binnenland“ wandere ich wieder zurück und gönne mir noch eine Portion leckere Fish & Chips. Hier in der Stadt (die auf der anderen Seite des Flusses liegt) ist es wirklich sehr Slow und entspannt: Die Geschäfte machen bereits um 17 Uhr zu. ?

 

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