Western Australia: Kimberleys

Tag 17: Katherine -> Kununurra

Ein langer Fahrtag steht auf dem Programm. Früh im Bett, heißt früh aufstehen. Frühstück ist um halb acht. Dann gibt es ein letztes Frühstück in bzw. vor unserem Hüttchen. Wir machen uns keinen Stress. "No hurry" ist die Devise. Wir packen zusammen und machen uns um halb zehn auf den Weg. Über den Victoria Highway Richtung Westen. Viel ist nicht los unterwegs, man könnte auch sagen: gar nichts. Mit uns fahren ein paar Autos, mehr kommen uns allerdings entgegen. Fahren wohl doch die meisten Leute von Süd nach Nord. Das wäre für uns nicht unbedingt vorteilhaft. Erstens wären wir dann erst Ende Oktober in Darwin, da ist es noch wärmer und viel nasser. Das ist ungefähr die Zeit wo die Regenzeit beginnt. Außerdem kommen wir wesentlich besser von Perth nach Hause, es gibt eine direkte Verbindung nach Dubai, bedeutet für uns, dass wir nicht noch einmal umsteigen müssen. Also führt der Weg uns von Norden nach Süden und so leere Straßen sind ein Genuss. In Northern Territory gilt meistens eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130, perfektes, entspanntes Tempo. 

 

Gleich hinter Kathrine treffen wir endlich unser erstes Känguru. Eigentlich ist es ja schon das zweite, aber das andere im Litchfield NP war doch sehr weit weg. Dieses steht auf der Straße und hüpft natürlich sofort weg, als wir uns nähern. Hey Skippy, wir wollen doch nur ein Foto. Kurze Zeit später sehen wir gerade noch eins im Busch verschwinden, das will uns also auch nicht Modell stehen. Schade. Auf der weiteren Fahrt lässt sich leider kein Tier mehr blicken. Aber Kängurus gibt es hier definitiv, davon zeugen die armen Geschöpfe am Fahrbahnrand. Die Strecke ist nicht besonders abwechslungsreich und theoretisch fahren wir die knapp 550 Kilometer ohne eine einzige Ampel. Theoretisch! Denn irgendwo im Nirgendwo arbeiten ein paar Jungs an der Verbesserung der Straße.

 

Am frühen Nachmittag erreichen wir die Grenze zwischen dem Northern Territory und Western Australia. Es ist nicht erlaubt frisches Obst und Gemüse, Nüsse, Erde, Samen u.ä. von einem in den nächsten Bundesstaat zu bringen. Ich stelle mir das mal an der Stadtgrenze von Hamburg vor. "Guten Tag, haben Sie Obst oder Gemüse dabei?... ah, eine Stulle mit Salatblatt und einen Apfel... tja, Pech gehabt, das muss ich leider einziehen..." Lustige Vorstellung . Nun gut, hier ist es vielleicht alles etwas größer und in WA gibt es wohl keine Fruchtfliegen. Ich habe aber noch nicht rausbekommen, was passiert, wenn die Fliege 10 Meter neben der Quarantänestation selbstständig und alleine über die Grenze fliegt... wir halten artig an, öffnen den Kofferraum und der "Grenzer" fragt, ob wir was "Verbotenes" dabei haben. Wir übergeben freiwillig unseren Salat und die Gurke. Dann fragt er auch noch nach Honig und ich bekenne mich schuldig und rücke auch noch unseren Honig raus. Dann dürfen wir weiter fahren. Keine Ahnung, ob sie auch das ganze Auto durchsucht hätten, den Honig hätten wir wahrscheinlich auch schmuggeln können. Mit der Überfahrt der Grenzlinie, kommen wir der Heimat noch etwas näher. Wir müssen die Uhr weitere 1,5 Stunden zurückstellen. Ab sofort sind wir nur noch sechs Stunden vor unserer oder besser gesagt eurer Zeit.

 

Bis Kununurra sind es nur noch ein paar Kilometer und das Hotel liegt direkt am Highway. Klingt dramatisch, isr es aber nicht. Der Verkehrslärm hält sich wirklich sehr in Grenzen, naja, fahren ja auch nicht so viele Autos. Unser Appartement ist riesig. Zwei Schlafzimmer und ein großes Wohn- und Esszimmer mit voll ausgestatteter Küche. Wir fahren nochmal in die Stadt zum einkaufen und bummeln durch die Shops. Kununurra ist bekannt für seine Diamantenmine, hier werden sehr seltene pinkfarbene Diamanten abgebaut und die müssen wir uns natürlich auch erstmal angucken. In einem Geschäft zeigt man uns einen Stein für 191-tausend Dollar!!! Ich hätte ihn auch als Swarowski Stein durchgehen lassen, glaube aber ehrlich gesagt auch  nicht, dass sie uns wirklich einen echten Stein gezeigt hat, dafür waren die Sicherheitsvorkehrungen sehr dürftig. Aber insgesamt sind diese pinkfarbenen Glitzersteinchen ganz hübsch, passen aber gerade nicht in mein Urlaubsbudget.

 

Am Abend gibt es auf unserer Veranda ein paar Nudeln mit Scampis und einen lauen Sommerabend. Alles sehr gut auszuhalten.

 

Tag 18: Kununurra 

Da, wo wir gestern aufgehört haben, machen wir auch gleich weiter: auf der Veranda. Und zwar mit Frühstück. Wir sind ja mit dem Wichtigsten ausgestattet und so können wir uns unser Frühstück selbst bereiten. Und es gibt sogar Käse und Nutella. Und den konfiszierten Honig haben wir auch ersetzt. Gleiche Marke, gleiche Größe, gleiche Verpackung. Kein Mensch begreift, warum wir unseren abgeben mussten. Nun gut, es ist, wie es ist. 

 

Danach machen wir uns auf zum Lake Argyle. Das ist ein Stausee, ca. 70 Kilometer südlich von Kununurra. In den Reiseführern standen verschiedene Angaben. Er soll zwischen 15 und 20 mal mehr Wasser speichern als der Hafen von Sydney. Ich kann das gar nicht glauben, Sydney Harbour ist riesig. Als wir am Staudamm ankommen, verstehen wir es schlagartig. Wo kommt bloß das ganze Wasser her. Es ist Trockenzeit und sämtliche Flüsse über die wir in den letzten Tagen gefahren sind, waren entweder ausgetrocknet oder führten nur sehr wenig Wasser.

Der Lake Argyle ist nicht nur riesengroß, er liegt auch traumhaft schön. Die roten Felsen ragen direkt in das blaue Wasser und mittendrin liegen ein paar Inseln. Eine Bootsfahrt wäre super, dauert aber den ganzen Tag und so viel Zeit haben wir leider nicht. Also wandern und fahren wir ein bisschen herum und bestaunen den, für den riesigen See, extrem kleinen Staudamm. Zu allem Überfluss schwimmen im Ord River hinter dem Damm auch noch ein paar Freshis, also Süßwasserkrokodile herum. 

 

Auf dem Rückweg machen wir noch Stopp am Durack Homestead. Das war früher ein Farmhaus und lag in der Mitte vom zu flutenden Gebiet. Bevor es untergeht, hat man es 1972 Stein für Stein abgbaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Heute ist es ein Museum. 

 

Den Nachmittag verbringen wir am Pool unseres schönen Hotels. Auch das ist Urlaub und so ein Nachmittag am Pool ist ja wirklich ganz erholsam. Leider geht hier die Sonne ziemlich früh unter. Um viertel nach fünf wird es dunkel. Schade, es war gerade so schön. 

 

Für den Abend haben wir einen Tisch im Pumphouse reserviert. Das ist eine alte Pumpstation am Lake Kununurra und es ist großartig. Zum Glück haben wir einen Tisch drinnen, sonst wären wir wohl von den Mücken verspeist worden. So verzehren wir lieber den Fisch. Innen stehen noch die alten Pumpen und das ehemalige Büro des Pumpenwärters ist jetzt das Büro des Restaurantbesitzers. Es gibt Lachs oder Barramundi (und natürlich vieles andere auch noch), aber wir entscheiden uns eben für Lachs und den immer wieder leckeren und einheimischen Barramundi. Bestimmt wäre es auch mittags oder zum Sonnenuntergang herrlich gewesen, aber darüber haben wir gar nicht nachgedacht... jetzt ist es leider dunkel und vom See sieht man nur sehr wenig. Aber es ist trotzdem ein schöner Abend und müde und voll gefressen kehren wir ins Hotel zurück.

 

Tag 19: Kununurra -> Halls Creek

Weiter geht die Reise und die heutige Etappe ist lang. 550 Kilometer stehen auf dem Plan und unterwegs ist... nichts. Man könnte sagen, gar nichts. Außer ein bisschen Buschland. Nicht einmal die Kängurus lassen sich blicken. Nach knapp 200 Kilometern erreichen wir das Turkey Creek Roadhouse in Warmun. Von hier starten die Helikopterflüge in den Purnulu Nationalpark. Besser bekannt als Bungle Bungle. Ich war schon mal vor ein paar Jahren dort und es ist toll. Leider ist der Weg weit und man benötigt viel Zeit... und ein geländetaugliches Fahrzeug. Beides haben wir nicht. Also fliegen Astrid und Marco mit dem Hubschrauber von Warmun dort hin. Wir hatten die Flüge schon am Vortag für 12.30 Uhr gebucht, sind aber eine gute Stunde vorher da. Helispirit, der Veranstalter, hat direkt am Roadhouse einen Container und ein netter junger Mann begrüßt uns freundlich. Zum Glück können die Zwei schon früher fliegen, der Papierkram wird erledigt, der Typ wechselt das Hemd von Büroassistent zu Pilot (zwei Streifen), tauscht Hut gegen Kappe und los geht's. Erst gibt's ne kurze Einweisung von Flug, Fluggerät und Sicherheit, dann wird die Libelle gestartet und die beiden verschwinden für 45 Minuten im Himmel. Ich gehe zurück zum Roadhouse, da ich schon mal bei den Bungles war, sogar schon einen Heliflug dort gemacht habe, spare ich mir das und warte auf die beiden. Ich beobachte das Treiben an der Tanke und im Laden. Lustige Menschen kommen und gehen. Keine Ahnung, wo,die alle herkommen, aber es sind ziemlich viele. Man könnte meinen, der ganze Ort macht Mittagspause im Roadhouse. 

 

Nach 45 Minuten taucht meine Reisegruppe freudestrahlend wieder auf. War sicherlich kein Schnäppchen, eher eine Investition, aber eine lohnende. Da es an der Tanke nicht wirklich gemütlich ist ,fahren wir weiter und suchen uns einen Rastplatz für die Mittagspause. Der ist allerdings auch nicht gemütlich, etwas zugemüllt und dreckig. Wir essen unsere Sandwiches im Stehen  und machen uns auf den Weg nach Halls Creek. Beim Verlassen des Rastplatzes grüßt uns dann allerdings noch ein Känguru. Gerade als wir wieder auf den Highway einbiegen wollen, sieht Marco es unterm Baum hocken. Leider ist es schneller weggehopst als wir unsere Kameras zucken können, aber es war ein Känguru und es war ziemlich nah.

 

Die weitere Fahrt zieht sich etwas und es sind keine weiteren Vorkommnisse zu melden. Gegen Nachmittag erreichen wir Halls Creek. Ein ziemlich kleines Kaff irgendwo in den östlichen Kimberleys. Unser Hotel, das Kimberley Hotel Halls Creek, besteht aus mehreren Bungalows, die im alten Farmstil errichtet wurden. Es ist mal wieder heiß, sehr heiß, das Thermometer im Auto hat 38 Grad angezeigt. Trotzdem fahren wir nochmal in die "Stadt", kaufen das nötige ein und gucken uns an, was es anzugucken gibt. Eigentlichen wollen wir ins "alte" Halls Creek, denn die Stadt wurde irgendwann mal um 15 Km versetzt. In eine besser zu erreichende Gegend, weil es in der alten etwas hügelig war. Und da die Stadt im Goldrausch auch mal bessere Zeiten gehabt hat, waren hier auch mal mehr Menschen unterwegs. Allerdings ist die Straße zur "old City" eine Dirt Road, eine Sandstraße, wie so viele in Northern Territory und Western Australia, und die dürfen wir mit unserem Auto nicht fahren. Also drehen wir nach kurzer Zeit wieder um. Aber zur Chinese Wall fahren wir trotzdem noch. Das ist eine weiße Wand, die im Laufe der Zeit aus dem roten Sandstein herausgespült wurde. Sieht total lustig aus und überhaupt nicht natürlich, aber da hat wohl tatsächlich kein Mensch Hand angelegt. 

 

Zurück im Hotel wird erstmal eine Pause am Pool eingelegt. In der zum Hotel gehörigen Sportsbar ist die Hölle los. Heute hat wohl irgendein Finale im Australien Football (eine Mischung aus Rugby und Football) stattgefunden und das ganze Dorf, inklusive der umliegenden Communities hat sich zum feiern hier versammelt. Auch als wir später dort zum Essen einkehren, ist die Stimmung noch überschwänglich und laut. Die Eagles haben übrigens gewonnen, keine Ahnung, wo die herkommen, aber in Halls Creek scheint man auf die Eagles zu stehen. Inzwischen trudelt auch eine Horde junger Männer ein, das Hotel scheint von den Straßenbaubrigaden genutzt zu werden, als wir zum Essen gehen, kippen sie eine ganze Busladung Bauarbeiter dort aus. In der Bar ist eine ausgelassene Stimmung, es sind aber auch mehrere Sicherheitsmänner vor Ort, die aufpassen, dass es nicht kippt. 

 

Wir kehren zurück zu unseren Zimmern und sitzen noch ein bisschen auf der Veranda.

 

Tag 20: Halls Creek -> Fitzroy Crossing

Erstmal gibt es Frühstück auf der Veranda. Es ist wirklich praktisch, dass alle Zimmer immer mit Tee und Kaffee, sowie einem Wasserkocher, einem Kühlschrank und frischer Milch ausgestattet sind. Danach wird das Auto beladen, alles hat seinen Platz und es geht ziemlich schnell. 

 

Auf dem Northern Highway (es ist lustig, aber es ist der dritte Highway und alle haben die Nummer 1: erst Stuart, dann Victoria, jetzt Northern) geht es nach Fitzroy Crossing. 290 Kilometer und währenddessen gibt es nichts. Keine Ortschaften, keine Tankstelle, nicht mal ne Toilette, nur ein paar Rastplätze mit Picknick Plätzen und Mülleimern. Und ab und zu mal eine Abzweigung zu einer Station, also einer Farm, die da irgendwo im Nichts liegt. Wir erreichen unser Hotel relativ früh, aber haben Glück und können die Zimmer schon beziehen. Ein lustiges Hotel direkt am Fitzroy River, auf Stelzen gebaut, unten können (im Moment) die Autos parken, oben sind die Zimmer. Das hat den Vorteil, dass sie Zimmer nicht regelmäßig während der Regenzeit überfluten, das Wasser steigt wohl doch ziemlich hoch. Dann können natürlich unten auch keine Autos parken. Die Hütten sind aber alle mit Gängen bis zur Rezeption, zum Restaurant und zur Bar verbunden. Die Grundversorgung ist also gesichert. Aber das Internet ist kaputt, da ist man im Zeitalter von Smartphones doch ganz schön aufgeschmissen. Und der Pool ist auch gesperrt... wegen Reparaturarbeiten. Das stört eigentlich noch viel mehr als das kaputte Internet.

 

Wir fahren erstmal zur Geiki Gorge. Sind dort fast die einzigen Gäste. Macht aber nix. Das ist auf jeden Fall besser als irgendein Menschenauflauf. Wir wandern ein bisschen durch die Gegend, durch ein kleines Wäldchen und am Fluss entlang. Und endlich begegnen uns auch die ersten Kängurus. Immer mehr tauchen auf, oder wir haben plötzlich ein Auge dafür. Leider sind die kleinen Tierchen sehr schüchtern und so gar nicht bereit, uns Modell zu stehen. Aber wir freuen uns trotzdem über ihr Auftauchen. 

 

Wir fahren zurück zu unserem Hotel und staunen. Vor dem Eingang zum Hotel ist die ganze Wiese voll mit kleinen Kängurus. Erstmal anhalten und Fotos machen. Hier sind die Tierchen auch nicht so schüchtern und lassen sich einigermaßen fotografieren. Und die anderen ankommenden Gäste lachen sich wahrscheinlich über die Touris tot, die im Auto sitzen und Fotos von der Känguruplage machen. Wir fahren weiter und stellen fest, dass auf dem ganzen Gelände Tiere unterwegs sind. Sehr zu unserer Freude. 

 

Leider ist der Pool ja gesperrt, also machen wir es uns noch ein bisschen auf der Veranda gemütlich, bevor wir im Hotelrestaurant zum Essen gehen. 

 

Tag 21: Fitzroy Crossing -> Broome

Da, wo wir am Abend aufgehört haben, machen wir am Morgen gleich weiter. Es gibt Frühstück auf der Veranda. Leider kein Frühstück mit Kängurus... die haben sie wohl heute Morgen ein ruhigeres Plätzchen gesucht. Danach wird das Auto beladen und auf geht's Richtung Küste, knapp 400 Kilometer nach Westen, bis nach Broome. Wie immer ist die Fahrt entspannt. Keine besonderen Vorkommnisse, von ein paar Straßenbauarbeiten mal abgesehen. Gegen Mittag erreichen wir die alte Perlentaucherstadt. Astrid kennt sie genau aus ihren Büchern, ich bin gespannt, ob sich ihre Vorstellungen tatsächlich bewahrheiten. 

 

Erstmal beziehen wir unser schönes Appartement in Cable Beach, das ist ein kleiner, aber feiner Vorort von Broome, direkt am Strand, wie der Name schon sagt. Und genau den gucken wir uns gleich mal an: türkisfarbenes Wasser, weißer Sand, ein Traum. Wir nehmen noch einen Drink und fahren erstmal in die Stadt zum einkaufen, sehen tun wir von Broome noch nichts, das machen wir morgen, aber dann richtig. Heute gibt's erstmal noch ein bisschen Entspannung und Abkühlung im Pool und ein entspanntes Abendessen auf dem Balkon unseres Familienappartements.

 

Tag 22: Broome

Frühstück auf dem Balkon, dann Abfahrt der Reisegruppe zur Stadtbesichtigung von Broome. Wir fahren mit dem Linienbus von Cable Beach in die City. Astrid weiß ja, was sie sehen will, ich bin nach meinem letzten, enttäuschenden Besuch etwas voreingenommen. Wir laufen erstmal durch Chinatown. Das ist nicht, wie man es erwartet, es hängen keine Hühnerfüße im Fenster und auch Chinesische Restaurants findet man nur vereinzelt. Insgesamt würde man das Viertel nicht unbedingt als Chinatown erkennen, wenn man es nicht weiß. Aber hier wohnten früher die Perlentaucher und die kamen zu großen Teilen aus Asien, vor allem eben aus China. Wir wandern die Straßen entlang und bestaunen die heute ansässigen Perlenhändler. Noch heute kommt ein Großteil der Zuchtperlen aus Broome. Besser gesagt heute wieder, zwischendurch war das wohl mal anders. Seit ich vor mehr als zehn Jahren hier war hat sich auch einiges getan. Ich erinnere mich an eine heruntergekommene und dreckige Stadt. Im Hostel hing ein Schild, dass man im Dunkeln besser nicht mehr alleine auf der Straße unterwegs sein sollte und dass vor Überfällen gewarnt wird. Ich hatte keine positiven Erinnerungen an Broome. Da scheint aber jemand Imagepflege betrieben zu haben. Inzwischen ist es wirklich nicht anders als in anderen australischen Städten. Es ist sauber und ich fühle mich sicher. An jeder Ecke wird gebaut und gebuddelt, damit es noch schöner wird. Der Indische Ozean liegt direkt vor der Tür, das Wasser ist türkis, der Strand weiß, die Temperaturen liegen fast das ganze Jahr bei dreißig Grad, man kann hier aber auch wirklich eine schöne Zeit verbringen. Nur im Sommer, bzw. in der Regenzeit kann es etwas ungemütlicher werden. Dann wir es nass und windig... aber immerhin bleibt es auch dann warm. Wir besichtigen noch einen alten Perlentaucherdampfer, einen sogenannten Pearl Lugger. Sieht für mich aus, wie ein ganz normales Schiffe. Die Ausrüstung der Taucher dagegen ist abenteuerlich, was für eine Knochenarbeit muss es gewesen sein, mit kiloweise Blei und dem noch viel schweren Helm auf dem Meeresboden herumzulaufen, um Austern und Perlen zu finden. 

 

Mittags, nach ausgiebiger Besichtigungs- und Shoppingtour fahren wir zurück nach Cable Beach. Wir werfen nur unsere Sachen ab, springen in die Badeklamotten und ab geht's zum Strand. Die Wellen sind super, aber ein Schild warnt vor dem Baden. Verdammt! Aber der Grund lässt uns staunen. Man rät uns nicht wegen der Strömung vom Baden ab, auch nicht wegen der Wellen oder etwa Haien oder Quallen. Nein, einfach wegen KROKODIL SICHTUNG!!! Ist nicht ihr Ernst. Da spaddelt jetzt tatsächlich ein Kroko im Wasser rum? Ich traue mich nicht wirklich rein, Marco lässt sich, wie viele andere auch nicht, nicht vom Sprung in die Wellen abhalten. Ich zucke noch, lasse mich dann aber doch nicht abhalten und springe auch rein. Und inzwischen glaube ich auch, dass das Schild vergessen wurde oder ein Scherzbold am Start war. Sonst wäre doch wohl, totales Badeverbot verhängt worden, aber die Jungs von der Lifeguard saßen da total entspannt. 

 

Wir werden nicht gefressen, nicht mal angeknabbert und Wander noch ein bisschen am Strand entlang. Zurück zum Hotel lohnt jetzt auch nicht mehr. Um 17:45 Uhr geht die Sonne unter. Das wäre noch eine Stunde. Hin und her zu rennen ist doof, also gehen wir ins Beachrestaurant und genießen bei Fish & Chips die untergehende Sonne. Wir sitzen in der ersten Reihe, aber immer mehr Menschen suchen sich auf der Promenade, und damit direkt vor uns, einen schönen Platz. Also,gehen wir dieselt nach dem Essen auch dort hin und machen die kitschigsten Fotos der Welt. Die würden sich glatt zur Fototapete eignen. Kaum ist das Schauspiel vorbei, strömen die Menschen wieder auseinander. Die, die mit ihren Autos auf den Strand gefahren sind, um sich den Sonnenuntergang von dort anzusehen (ganz praktisch, man hat einen sandfreien Sitz, wahrscheinlich gekühlte Getränke in der Kühlbox und Musik nach eigenem Geschmack) kehren auf die Straße zurück und die Fußgänger suchen den Weg zu ihren Hotels. Wir auch. So eine Dusche nach einem Bad im salzigen Ozean hat viel schönes. Nach einem Kaltgetränk auf der Terrasse geht der Tag in Broome dann auch schon wieder zu Ende.

 

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