Allein, allein, ich bin wieder allein... naja, noch nicht ganz. Die Reisegruppe schläft ja noch nebenan. Aber mein Wecker klingelt um 6. Ich packe die restlichen Sachen zusammen und gebe meine Tasche zum Aufbewahren schon einmal an der Rezeption ab. Und dann genieße ich noch einmal das umfangreiche Frühstücksbuffet von Fräulein Maud. Allein ist es zwar nicht so unterhaltsam, aber lecker ist es trotzdem. Und ich erfreue mich an einer deutschen Reisegruppe, die zum Teil wieder aussehen, als ob sie auf Großwildjagd gehen wollen. Fehlt nur noch der Tropenhelm. Aber alles schön in Tarnfarben.
Um acht wartet mein Shuttle vor dem Hotel und ich lasse mich zum Flughafen fahren. Köfferchen aufgeben und ab geht's zurück in die Sonne, zurück in die Wärme. Aber ich will mich gar nicht beschweren, das Wetter gestern war herrlich und quasi perfekt für eine Sightseeingtour. Der Weg zum Flughafen ist schnell gemacht. Trotz der Uhrzeit gibt es überhaupt keinen Berufsverkehr. Ich wundere mich. Perth ist doch größer als Hamburg und da ist jeden Morgen die Hölle los. Nun gut. Ich bin in zwanzig Minuten am Flughafen, gebe meinen Koffer auf, wieder komplett ohne Personal und wenn ich das noch zweimal mache, bekomme ich den Gepäckaufbacker auch einigermaßen unfallfrei festgeklebt.
Der Flug nach Exmouth dauert knapp zwei Stunden. Wir fliegen quasi die Strecke ab, die wir in den letzten Wochen mit dem Auto gefahren sind. Cervantes, Pinökel, Pink Lake, Turcoise Bay, Monkey Mia und Shell Beach... ist alles von oben gut zu erkennen. In Exmouth, besser gesagt in Learmonth, das besteht nur aus Flughafen, glaube ich, und liegt etwa 30 Kilometer südlich, bekomme ich mein Auto. Im Gegensatz zu dem letzten Schlachtschiff geradezu ein Winzling... aber mit Navi. Und hier braucht man das so gar nicht. Die ganze Halbinsel besteht aus einer Straße, naja, und ein paar in Exmouth. Es sind 34 Grad, ganz schön warm. Ich finde mein Hotel auch ohne Navi, es liegt an der einen Straße. Und ich kenne es. Das Ding besteht nämlich aus Hotel, Motel und Backpacker. Und vor ungefähr 15 Jahren war ich hier schon mal. Damals im Hostel, jetzt im Motel. Vielleicht darf ich ja auch irgendwann im Hotel wohnen. Die Zimmer sind schlicht und sauber, auf den ersten Blick, später muss ich noch ein bisschen putzen.
Und dann mache ich mich erstmal auf den Weg in die große Stadt. Die besteht, wie gesagt, aus einer Hauptstraße und ein paar Wohnstraßen. Es gibt ein Einkaufszentrum mit Bäcker, Supermarkt und Apotheke. Ich laufe ein bisschen herum und stelle fest, dass sich in den letzten Jahren nicht besonders viel verändert hat. Hier zumindest nicht. Richtung Strand ist ein neues Viertel entstanden. Ferienhäuser mit eigenen, angeschlossen Bootsanlegestellen. Scheint ganz gut zu funktionieren, es wird immer noch fleißig gebaut. Ich kaufe im Supermarkt ein paar Lebensmittel und gehe zurück ins Hotel. Und da ziehe ich noch über vier Wochen endlich mal wieder meine Laufschuhe an und drehe eine kleine Runde in der untergehenden Sonne. Nicht alle Straßen haben hier Geh- und Radwege und eigentlich hatte ich mir vorher angeguckt, wo ich abbiegen muss, aber irgendwie habe ich die Ausfahrt verpasst. Irgendwo biege ich dann in eine Straße ohne Gehweg ab und orientiere mich erstmal bei Google Maps. Ich bin schon ein bisschen aus der Stadt raus und die Sonne geht ziemlich schnell unter. Eigentlich ist es ziemlich schön, aber es gibt weder Licht noch Weg und ich bin ganz in schwarz. Praktisch, oder besser gesagt grob fahrlässig. Aber es ist noch nicht komplett dunkel als ich die bewohnten Straßen erreiche und entspannt zum Hotel zurück laufe. Das nächste Mal laufe ich dann besser etwas früher los. Hat aber trotzdem Spaß gemacht und fiese Tiere habe ich auch nicht getroffen. Ach doch... eine Emu Mama mit ihren Kindern.
Apropos fiese Tiere die finde ich am Abend in meinem Hotelzimmer. In den Ecken hängen ganz schön viele Spinnweben. Und da ich im Schrank einen Handfeger gefunden habe, lege ich gleich mal Hand an und entferne die Dinger. Schließlich bleibe ich noch ein bisschen und will mich ja auch wohlfühlen. Und wo ich schon dabei bin, entsorge ich auch gleich den Staub auf den Türrahmen und wische das Klo mit Desinfektionstüchern ab. Also, bei Work & Travel hätte ich schon einen Job. ;-)
Es hat immer auch Vorteile, wenn man in einem Hostel oder Backpacker wohnt. Die haben nämlich meist ziemlich gut ausgestattete Küchen. Und so ist es auch hier. Ich koche mir meine Nudeln und genieße sie auf der angeschlossenen Terrasse. Besser hätte es im Restaurant auch nicht geschmeckt. Aber teurer wäre es auf jeden Fall gewesen.
Eigentlich habe ich in meinem Homestead Zimmer ganz gut geschlafen. Nachdem ich die ungemütlichen Spinnenweben entsorgt habe, hatte es auch nicht mehr den Anschein, ich würde hier vorzeitig Halloween feiern. Aber um 6:30 Uhr klingelt der Wecker. Frühstück fällt aus. Es gibt nur einen Müsliriegel und einen Kaffee, das muss reichen. Für ein Frühstück im Restaurant fehlt die Zeit und um ein eigenes zu bereiten, hätte ich wieder groß einkaufen müssen. Also muss es auch so gehen. Tut es auch.
Um 7:30 Uhr soll ich beim Tauchshop antreten. Ich bekomme meine Ausrüstung und warte auf meine Mittaucher und die Instruktionen. Und dann geht es mit dem Bus zum Boot. Wir sind neun Taucher, drei Entdecker, die das Tauchen erstmal probieren und in Begleitung ein paar Meter tief gehen, und eine Schnorchlerin. Mit dem Boot geht es zu Mourin Islands. Das dauert ungefähr 1,5 Stunden und ist eine entspannte Überfahrt. Kaum angekommen, geht es auch schon ins Wasser. Ein riesiger, total intakter Korallengarten wartet auf mich. Schade, dass die Strömung so stark ist, dadurch ist die Sicht nicht besonders gut. Trotzdem ist es ein toller Tauchgang mit viel Kleinkram. Bunte Schnecken und Fischchen, ein Hummer, zwei Kraken und zum Abschluss noch eine Turtle. Ein lohnenswerter Tauchgang. Aber doch ganz schön kalt. Der Anzug hat nur 5 mm und das Wasser 22 bis 23 Grad. Morgen nehme ich den dickeren Neo. Und nach nur kurzer Pause an Deck und einem Umparken des Bootes, geht es auch gleich wieder ins Wasser. Diesmal geht es durch ein paar Schluchten, der Tauchplatz heißt nicht umsonst "The Canyon". Auch hier sieht es wieder wunderschön aus. Und ein kleiner Weißspitz Hai kommt auch noch vorbei geschwommen.
Zurück an Bord wird erstmal Mittagessen serviert. Ich bin immer wieder überrascht, was die auf so einem kleinen Boot alles zaubern können. Es gibt die üblichen Sandwiches, aber mit frischem Hühnchen, diversen frischen Salaten und Aufschnitt. Und dann, als wir gerade aufbrechen, springt doch tatsächlich noch ein Wal direkt neben unserem Boot, quasi um uns zu verabschieden. Ist zwar noch ca. 50 m entfernt, aber das reicht, um ihn genau zu sehen. Ein Foto konnte ich so schnell leider nicht machen, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Und auch der Rückweg wird zu einer wahren Whalewatching Tour. Immer wieder halten wir an, um die springenden Riesen zu bewundern. Und dann ziehen auch die Delphine noch eine Show ab. Wahrscheinlich haben sie nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Das ist wie im Delphinarium. Man könnte meinen, die sind irgendwo abgehauen, so wie die sich ins Zeug legen. Schon klasse.
Zurück im Hotel hänge ich erstmal meine Sachen auf, schließlich muss morgen ja alles wieder "frisch" oder zumindest trocken sein. Dann wandere ich noch ein bisschen durch den Ort, der allerdings nicht größer und auch nicht aufregender geworden ist. Also setze ich mich mit einer Cola in die Poolbar und lese ein bisschen, das ist in den letzten Wochen definitiv zu kurz gekommen. Und weil ich ja ein fauler Mensch bin und es auch nicht so viele Alternativen gibt, esse ich auch im Hotel. Aber natürlich nicht, ohne vorher das Salz abgeduscht zu haben.
Tauchtag Nummer zwei. Aber die Sonne ist weg... wo ist sie hin? Das habe ich so nicht gebucht. Auch heute verzichte ich aufs Frühstück. Das ging ganz gut gestern, zumal wir ja an Bord direkt mit einem Hefezopf begrüßt wurden. Also das gleiche Spiel wie gestern: 7:30 Uhr zum Shop, aufrüsten, mit dem Boot zum Hafen und ab aufs Wasser. Und der Service ist perfekt. Die Jungs wussten noch, dass mir gestern etwas kalt war und haben gleich den 7 mm Anzug bereit gelegt. Heute geht es auf die andere Seite der Halbinsel, also an die offene Meerseite. Der Wind ist etwas stärker als gestern und das Wasser aufgewühlter. Schon auf der Hinfahrt begrüßen uns ein paar Wale mit gekonnten Sprüngen. An der Lighthouse Bay angekommen, geht es direkt ins Wasser. Und die Sonne hat sich auch entschieden, uns wieder ein bisschen zu scheinen.
Unter Wasser geht es richtig ab. Zwar sind die Korallen nicht so riesig und intakt wie gestern und in Coral Bay, liegt wohl an der immer währenden Strömung, aber es sind tausende Fische unterwegs. Und Turtles in allen Lebenslagen. Sie schlafen, sie fressen und schwimmen. Ein kleiner Weißspitzhai wartet auf seine Beute und riesige Barsche drehen ihre Runden. Und viel Kleinkrams gibt es auch. Bunte Nacktschnecken (die sind definitiv viel schöner als an Land), Shrimps und Flachwürmer. Und mit dem dicken Anzug und der vom Guide geliehenen Haube ist mir auch überhaupt nicht kalt und ich kann den Tauchgang richtig genießen.
Zurück an Deck wird einmal durchgezählt, wir sind heute nur 10 Taucher, und das Boot wird ein paar hundert Meter weiter geparkt. Nach knapp einer Stunde geht es wieder ins Wasser. Und das soll das Erlebnis meines Lebens werden. Es geht schon damit los, dass direkt unter dem Boot eine Schnecke mit neon pinkenen Flecken auf uns wartet. Und nicht viel später kommt schon die erste Turtle vorbei. Ein paar Shrimps gucken aus ihren Löchern, ein Steinfisch sitzt gut getarnt auf einer Koralle, man sollte besser sagen, ein Steinfischchen. Gerade ist das verarbeitet, schläft eine Wasserschlange, eines der giftigsten Tiere überhaupt, aber auch überhaupt nicht gefährlich, weil sie eher abhaut, als dass sie einen angreift, dann guckt mich ein Krokodilfisch an (heißt hier Flathead und steht auch oft auf der Speisekarte), und dann sehe ich zum ersten Mal einen Wobbagong Shark, einen Teppichhai. Sowas habe ich noch nie gesehen, sieht am Kopf tatsächlich aus wie ein ausgefranster Teppich. Als das Vieh dann auch seinem Loch schwimmt, sind alle entzückt. Der sieht so lustig aus. Der Kopf ist riesig und was dahinter kommt ist eher zierlich. Das alles zusammen, hätte ja schon für einen tollen Tauchgang gereicht. Aber es kommt noch besser. Wir schwimmen gerade durch tausende bunter Fische, um uns herum jagen ein paar kleine Riffhaie und Wasserschlangen sind unterwegs, da taucht wie aus dem Nichts ein Manta auf und schwimmt direkt an uns vorbei. Fast hätte ich ihn anfassen können, macht man natürlich nicht, ich auch nicht. Was für ein wunderschönes, ästhetisches Tier. Und er kommt nochmal zurück, ganz schön neugierig. Dann dreht er noch eine Runde und verschwindet wieder. Hammer! Total glücklich und zufrieden geht es zurück zum Boot. Wir wollen gerade aufsteigen, da taucht er auf. Der Buckelwal. Ich mache mir fast in die Hose. Da schwimmt tatsächlich ein riesiger, etwa zehn bis zwölf Meter langer Wal an mir vorbei. Ich kann ihm ins Auge gucken. Und er guckt mich an, ich bin ganz sicher. Es ist nur ein kurzer Augenblick, aber was für einer. Er schwimmt vorbei und verschwindet in den Weiten des Ozeans. Der Wal kommt leider auch nicht noch einmal zurück, aber das war schon mehr, als ich mir zu erhoffen gewagt habe. Naja, eigentlich hatte ich gesagt, dass ich keinem der Giganten unter Wasser begegnen möchte, weil ich schon sehr großen Respekt vor ihnen habe, aber das war einfach fantastisch. Noch zwei Minuten und ich hätte wahrscheinlich die Flasche ausgesaugt, aber in die Hose habe ich mir nicht gemacht. ;-)
Das Erlebnis lässt sich kaum toppen. Vielleicht sollte ich mit dem Tauchen aufhören. Nein, natürlich nicht, schließlich gibt es noch so viel mehr zu sehen und das Gefühl, schwerelos durchs Wasser zu schweben ist immer wieder toll. An Bord überschlagen sich die Gespräche, was es alles zu sehen gab. Die zweite Gruppe war vor uns an Bord und hat den Wal nur von oben gesehen, da ist die Enttäuschung verständlicherweise ziemlich groß, aber alles andere steht auch in ihrem Logbuch. Und das wäre für einen normalen Tauchgang schon ganz schön viel gewesen. An Deck gibt es wieder ein umfangreiches Mittagessen und wir machen uns auf den Heimweg. Unterwegs gibt es die üblichen Verdächtigen, springende und schwimmende Wale. Aber was ist das schon gegen einen Tauchgang mit einem Wal.
Im Hafen wird das Boot geräumt, wir fahren mit dem Bus in den Shop, räumen die Ausrüstung aus und verabschieden uns. Das war es mit meinem Taucherlebnis am Ningaloo Reef Western Australia. Schön war's! Sehr schön sogar.
Es ist noch ziemlich früh und ich beschließe, endlich mal mein Auto zu benutzen. Also fahre ich noch ein wenig in der Gegend herum. Fahre ins Naturschutzgebiet und zum Town Beach. Da ist es leider so windig, dass einem der Sand um die Ohren fliegt. Bei gerade eingecremtem Körper nur ein kleiner Spaß. Also zurück zum Hotel und mit nem Kaffee an den Pool und die Erlebnisse verarbeiten. Mal gucken, ob ich heute von Pinocchio im großen Wal träume..
Aprops Pinocchio: Genauso heißt der Laden, in dem ich am Abend eine Pizza essen gehen. Er ist gerammelt voll mit Einheimischen. Scheint also gut zu sein. Ist er auch, wie sich später herausstellt. In Exmouth ist gerade keine Saison und es sind keine Ferien, deshalb ist es überall so leer. Aber hier beim Italiener scheinen sich alle versammelt zu haben. Und ich weiß jetzt auch warum.
So, heute wird nicht mehr getaucht, heute werden mal wieder Steine angeguckt. Aber erstmal wird gefrühstückt. Eigentlich wollte ich das ja im Hotel machen, aber als ich um halb neun ist Restaurant komme, ist da kein Mensch und auch vom Frühstück keine Spur... hmmmm, das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Also wird umdisponiert und ich gehe in die Bäckerei im Dorf und lasse es mir da schmecken auch gut. Oder vielleicht sogar besser, wer weiß. Aber es ist tierisch windig. Schon heute morgen, pfiff der Wind ums Haus. Ich bin nicht sicher, ob die heute überhaupt zum Tauchen rausgefahren sind. Ist aber auch nicht mein Problem.
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg in den Cape Range Nationalpark. Die Cape Range ist eine Gebirgs- oder vielleicht sollte ich besser sagen Hügelkette, die die gesamte Halbinsel von Nord nach Süd durchzieht. Und der Nationalpark liegt auf der Westseite, Exmouth übrigens im Osten, also auf der geschützten Seite. Erster Stopp das Lighthouse. Der Leuchtturm liegt auf einer Anhöhe und man hat einen herrlichen Blick auf den Ozean und somit auch auf die dort aktiven Wale, denn die sind wieder unterwegs und scheinen sich in dem aufgewühlten Wasser sehr wohl zu fühlen. Im Riff direkt vor diesem Leuchtturm (Lighthouse Bay) war ich gestern übrigens tauchen und hatte meine unglaubliche Begegnung mit Moby Dick. Da oben pustet es aber noch mehr und ich fahre weiter. Gleich am Anfang werde ich schon auf typische Weise begrüßt. Erst laufen ein paar Emus erst neben, als ich anhalte auch auf der Straße herum. Die gucken schon ganz schön doof. Aber das werden sie von mir auch gesagt haben. Kaum bin ich um die nächste Ecke, steht wie aus heiterem Himmel, ein Dingo auf der Straße rum. Der arme Kerl sieht ziemlich hungrig aus und ich traue mich nicht aus dem Auto auszusteigen. Nicht, dass Dingos grundsätzlich gefährlich sind, aber diesem traue ich nicht ganz. Also mache ich mein Foto aus dem sicheren Auto heraus und fahre weiter.
Immer wieder gibt es Abzweigungen zum Wasser mit anderen Highlights. Ich fahre aber erstmal zur Touristen Info, informiere mich über Flora und Fauna und vor allem über die Sehenswürdigkeiten im Park. Direkt hinter dem Touri Center liegt die Lakeside Bay. War wohl mal einer der schönsten Campingplätze im Park. Direkt an einem Creek, direkt am Meer. Aber als es 2014 unnormal viel geregnet hat, ist vieles von dem Gelände ins Meer gespült worden und der Platz wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Heute kann man da nur noch Picknick machen. Die Abbruchkanten sind immer noch gut zu sehen, man kann sich ganz gut vorstellen, wie das Wasser hier gewütet hat. Ich mache mich auf den Weg zum Yardie Creek ganz am Ende, sprich ganz im Süden, das sind immerhin noch 70 Kilometer und wer weiß, welches Tier mich noch vor die Füße springt. Es springt leider keins und ich erreiche den Parkplatz ohne weitere "Störungen". Im Creek gibt es einen 1,2 km langen Weg vom Meer ins Landesinnere, der ist sehr gemäßigt und sehr schön. Für etwas fitere Menschen geht es weitere 800 Meter an der Kante der Schlucht nach oben. Das ist schon ganz spannend, mit ein bisschen kraxeln über Stock und Stein. Super, macht Spaß. Aber hier ist kein Mensch und ich frage mich, was passiert, wenn ich runterfalle oder von einer Schlange gebissen werde. Werde ich aber nicht, ich sehe nicht mal eine Schlange und komme auch heil wieder am Auto an. Normalerweise muss man sich immer vor einem Marsch eintragen, hier nicht. Vielleicht, weil der Weg nicht wirklich lang ist. Dafür ist er wirklich schön. Und unten im Creek fließt tatsächlich Wasser, das war ja in den letzten Wochen nicht immer so. Zwischen Meer und Fluß hat sich eine Sandbank gebildet, die den Austausch des Wassers verhindert. Oft wird sie in der Regenzeit durchbrochen, manchmal aber auch jahrelang nicht. Zuletzt gab es drei Jahre keinen Durchbruch.
Nach meiner Wanderung fahre ich langsam zurück Richtung Norden. Ich halte an mehren "sehenswerten" (O-Ton Reiseführer) Orten an und bin tatsächlich begeistert, wie unterschiedlich es aussieht. Da ist die Turquise Bay, einem Strand mit tatsächlich, wer hätte das geglaubt, türkisfarbenem Wasser. Dann ist da noch der Mangrove Spot, ein kurzer Weg durch die Mangroven, an dessen Ende ein kleines Hüttchen für Vogelkundler steht. Und da sitzen sie auch, diese für mich total merkwürdigen Menschen, die mit riesigem Fernglas, noch größerem Teleobjektiv und dickem Wälzer da hocken und warten, dass der richtige Vogel angeflogen kommt. Dann machen sie ein Foto, gucken im Buch, was es für einer ist und freuen sich. Schön, wenn man sich so für sein Hobby begeistern kann. Mich fragen sie, ob ich auf etwas besonderes warte... äh... nein! Was hätte ich sagen sollen? Auf einen Vogel? Zwei seltsame in Tarnuniform hocken ja direkt vor mir. Ich tue noch interessiert und gucke ein bisschen in der Gegend rum, bevor ich mich freundlich verabschiede und zurück zu meinem Auto gehe. Sorry, aber Vögel gucken ist nicht mein größtes Hobby.
Das war dann auch die letzte Station im Grand Range Nationalpark und ich fahre zurück zum Hotel. Es ist Freitag und vor den Zimmern ist Partystimmung. Mein Nachbar hat wohl ein paar Kumpels von der Baustelle mitgebracht. Der seltsame Vogel zwei Zimmer weiter, der immer nur mit einer Bierflasche in der Hand vor seiner Tür saß und geradeaus gestarrt hat, hat ausgecheckt. Sind wohl ziemlich viele Arbeiter hier untergebracht, die am Wochenende nach Hause fahren. Die Männertruppe hat viel Spaß und viel Bier. Sie laden mich ein, aber ich lehne dankend ab. So eine Horde angetrunkener, australischer Bauarbeiter zählt heute nicht zu meiner favorisierten Abendunterhaltung. Es geht sogar so weit, dass ich keine Lust habe noch einmal an ihnen vorbei zu laufen und ich verzichte auf eine letzte Runde durch Exmouth. Total bekloppt, aber ich habe auch ein bisschen Angst, im Dunkeln wieder auf irgendwelchen abgelegenen, dunklen Straßen rumzurennen. Also gehe ich nur noch irgendwann in die Küche und koche mir ein paar Nudeln, bevor es heißt: Koffer packen für die letzte Station auf dieser Reise.
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