Es geht los!!! Erst noch ein bisschen arbeiten, dann schnell nach Hause, duschen, die letzten Sachen in die Tasche werfen und ab ins Taxi. NATÜRLICH bin ich rechtzeitig losgefahren, natürlich war nichts los auf der Straße und auch beim Einchecken stehe ich alleine am Schalter. Was ist da los? Warum ist das nie so, wenn man eh keine Zeit hat. Da läuft doch irgendwas schief. Nun gut, ich bin viel zu früh und vertreibe mir irgendwie die Zeit.
Es läuft weiter so glatt. Der Flieger ist nur halb voll, der Mittelplatz bleibt leer. Es könnte einen schlimmer treffen auf der Langstrecke. Entsprechend entspannt ist der Flug. Erst gibt es einen Gin Tonic, dann Abendessen, einen Film und dann eine Mütze Schlaf.
Morgens halb sechs, für mich eher halb vier, landen wir in Dubai.
Es ist voll, es ist wuselig und vor allem: es ist seeeehr früh! Ich buche mich in der Emirates Lounge ein und das ist eine sehr gute Entscheidung. Erstmal gibt es in aller Ruhe ein leckeres und entspanntes Frühstück, dann noch ein bisschen Schlaf im Ruhesessel. Bevor ich dann wieder einchecke gibt's noch nen Kaffee und eine Zimtschnecke. Bei viereinhalb Stunden Aufenthalt, kann man sich das ruhig mal gönnen. Auch der Check-in findet direkt von der Lounge aus statt, sehr praktisch. So entfällt das Schlangestehen an der Kontrolle, denn obwohl man den Sicherheitsbereich gar nicht verlassen hat, werden noch einmal alle Taschen kontrolliert und Flüssigkeiten eingesammelt. Das war es dann mit der Getränkeversorgung während des Fluges. Nun gut, müssen die Flugbegleiterinnen halt etwas öfter laufen.
Der Flieger nach Sydney ist leider pickepacke voll und es fühlt sich später an, als sei mindestens jeder zweite Mitreisende unter zwei Jahre alt. Zumindest schreit oder brüllt immer irgendwo ein Baby. Aber kann ja nicht immer alles perfekt klappen. Ich will nicht meckern, es wird ein Überlebenstäschchen ausgeteilt, das beinhaltet neben Socken und Schlafbrille, auch Ohrenstöpsel. Man kann die Welt also auch aussperren. Und Platz ist bei Emirates auch immer ganz gut. Auf dem Mittelplatz sitzt auch kein riechender oder .übergewichtiger Mensch sondern eine Dame aus Christchurch/Neuseeland. Freundlich, nicht zu sappelig und total normal. Sehr angenehm.
Insgesamt lege ich am heutigen Tag 7 Schritte zurück, vielleicht auch 14. Ich war schließlich zweimal auf der Toilette.
Um 4 gibt's Frühstück, leider ist es draußen noch stockfinster und man kann vom roten Kontinent nicht viel sehen. Nur ein paar vereinzelte Lichter... und die könnten überall auf der Welt sein.
Um 6 landen wir in Sydney. Kurz vorher geht die Sonne auf und wir fliegen über die Stadt ein und die begrüßt mich von ihrer schönsten Seite. Roter Himmel, Brücke, Oper, Wasser! Ein Traum.
Hallo Sydney, ich bin wieder da. Danke für den wunderschönen Empfang.
Am Flughafen läuft es weiter wie geschmiert. Passkontrolle, Tasche, Einreisekontrolle... zack... durch. So schnell und unaufgeregt ging es noch nie. Schnell die Familie über gelungene Anreise informieren und dann fahre ich mit der Bahn in die Stadt. Der Zug fährt durch bis Circular Quay, das Hotel ist nur einen Katzensprung entfernt. Es ist noch nicht mal acht und ich stehe schon in der Lobby. Natürlich ist das Zimmer noch nicht fertig, aber ich habe die Möglichkeit, im Wellnessbereich zu duschen und nehme das Angebot sehr gerne wahr. Hinterher wird meine Tasche aufbewahrt und ich mache einen ersten Bummel in die Stadt. Mein erster Weg führt NATÜRLICH zu Oper und Brücke. Ich muss doch "Hallo!" sagen. Danach laufe weiter die George Street hoch. Lange nicht hier gewesen. Um genau zu sein, 9 Jahre. Die Straße, eigentlich eine sehr viel befahrene aber sehr populäre Einkaufsstraße, ist gesperrt und Baustelle. Es werden Straßenbahnschienen verlegt und auch danach bleibt sie für Autos gesperrt. Sehr konsequent. An einigen Stellen kann man schon sehen, wie es aussehen wird. Hallo Hamburg, ich hätte da mal ne Idee....
Im Queen Victoria Building suche ich mir ein Café und frühstücke. Es gibt Pancakes, nicht gesund, aber lecker! An der Town Hall gegenüber vom QVB findet die Expo statt und ich beschließe gleich meine Startunterlagen einzusammeln, dann muss ich da morgen nicht hin und was man hat, das hat man. ;-)
Gegen 12 erhalte ich eine Nachricht vom Hotel, dass mein Zimmer fertig ist. Ich bummele noch ein bisschen durch die Gegend und kaufe mir neue Laufschuhe. Bei so einem Schnäppchen könnte ich einfach nicht vorbeigehen... und die leuchten so schön im Dunkeln. Laufen werde ich am Sonntag aber mit den alten, die leuchten zwar nicht, sind aber gut eingelaufen.
Ich gehe zurück zum Hotel und bekomme langsam wirklich Respekt. Ich war schon so oft hier, aber mir ist nie aufgefallen, dass es hier so hügelig ist. Das ist kein Selbstgänger am Sonntag. Eine Bestzeit wird das nicht, nicht mal annähernd. Ich bin froh, wenn ich gesund und munter ins Ziel komme. Zeit ist egal, ich will die Ziellinie vor der Oper überlaufen, ich will die Medaille und wenn ich zwischendurch Pause machen muss, dann ist das so.
Im Hotel bekomme ich ein Zimmer im 24. Stock mit Blick auf den östlichen Hafen. Was für eine traumhafte Kulisse, ich ewig am Fenster sitzen, einfach nur rausgucken und die Schiffe beobachten. Aber erstmal packe ich meine Tasche aus und lege mich hin. Für ne Stunde, na gut, dann noch ne Stunde. Aber dann stehe ich wirklich auf und gehe nochmal raus. Schließlich will ich ja in der Nacht auch noch schlafen. Ich bummele ein bisschen am Hafen umher und suche mir was zu essen. Zurück im Hotel fallen mir um 10 die Augen zu. War ein langer, aufregender Tag.
Ich habe geschlafen wie ein Stein. Und auch der Wecker soll mich nicht so richtig wach kriegen. Irgendwann springe ich doch aus dem Bett, schließlich will ich das Frühstück nicht verpassen. Und das tue ich auch nicht. Zum Glück! Alles da, was das Herz begehrt. Ich haue mir ordentlich den Bauch voll, wer weiß, wann es wieder was gibt.
Nach dem Frühstück laufe ich wieder durch die Stadt, setze mich an den Darling Harbour, genieße die Sonne und gucke Menschen an. So verbringe ich die Zeit bis zum Nachmittag. Ich esse noch eine Portion Nudeln, Decke mich mit Salat für den Abend ein und kehre ins Hotel zurück.
Heute steht echt die letzte Laufeinheit auf dem Plan. Vier langsame Kilometer. Ich laufe durch den nahen botanischen Garten, an der Wasserkante entlang zu Mrs Mcquires Chair. Das ist ein Aussichtspunkt, an dem man einen herrlichen Blick auf Oper und Brücke hat. Es ist perfekt abgepasst und die Sonne geht gerade unter. Ohne einen bis fünf Fotostopps geht es also heute nicht. Macht nix, die Kondition, die jetzt nicht da ist, kommt bis Sonntag auch nicht. Weiter geht's. Um das Opernhaus herum, mit noch mehr Fotos von der Brücke, wieder durch den botanischen Garten, zurück zum Hotel.
Den Abend verbringe ich entspannt im Hotelzimmer. Am Fenster, mit traumhaftem Blick auf den östlichen Hafen und den Ozean. Und mit dem zweiten Auge auf dem Computer mit Flightradar. Wo fliegt sie denn meine Schwester... Sie sind unerwartet früh und ich beschließe, sie doch noch im Hotel in Empfang zu nehmen. Und auch da klappt es mit den Kontrollen perfekt. Schon eine Stunde nach der Landung erreichen sie das Hotel. Nach dem Einchecken gibt es noch einen kleinen Willkommensdrink in der Bar, bevor alle totmüde ins Bett fallen.
Schon Tag 5???? Ich bin doch gerade erst los geflogen.
Der Tag beginnt mit einem ausgiebigen, leckeren Frühstück zu Dritt. Allerdings ist es heute viel wuseliger und voller als gestern. Sind wohl doch ne Menge Wochenendgäste da, wahrscheinlich auch ein paar Läufer . Insgesamt nehmen wohl am Sydney Running Festival 36.400 Menschen teil, aber nur 4.500 Marathonis. Die meisten laufen 21, 10 oder, beim Family-Run, nur 3,5 Kilometer. Ich bin so gespannt, was das morgen wird.
Nach dem Frühstück mache ich mit meiner kleinen Reisegruppe die gleiche Tour, die ich gestern gelaufen bin. Von hier sieht man die herausragenden Spots Sydneys halt am besten. Heute brennt die Sonne aber und es ist sehr heiß. Bitte lieber Wettergott, lass es morgen wieder ein bisschen kühler werden.
Mit uns sind viele asiatische Gruppen unterwegs, immer wieder ein großes Schauspiel, bei dem alle Klischees erfüllt werden. An der Oper laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Das Ziel kann man schon erkennen und in nicht mal 24 Stunden werde ich hoffentlich das Tor passieren! Ich bin doch ein bisschen aufgeregt. Die Hamburger Strecke kenne ich im Schlaf, da weiß ich, was mich wo erwartet. Hier so gar nicht, aber das macht es auch spannend.
Wir laufen noch durch "The Rocks", das älteste, erhaltene Viertel Sydneys, bevor ich die anderen beiden mit ein paar Tipps versehe und alleine in die Innenstadt schicke. Die Strecke heute wieder zu laufen, wäre vielleicht etwas übertrieben. Schließlich ist heute Schontag angesagt. Und genau das mache ich. Mit iPad auf den Knien und fantastischem Ausblick.
Und so verbringe ich den Nachmittag faul im Hotel, bis die anderen Zwei auch wieder dort auftauchen.
Es es ist Samstagabend, aber diesmal geht es nicht auf die Piste, ich bin ganz artig. Wir nehmen einen Drink in der Hotelbar... so ein Gingerbeer schmeckt auch ganz gut und es ist so alkoholfrei... und essen im Hotelrestaurant. Natürlich gibt es für mich Pasta... und Wasser. Ein echtes Bier hätte bestimmt gut geschmeckt. Ich verabschiede mich früh und versuche mal ein paar Stunden zu schlafen.
Beim Versuch ist es geblieben. Ich habe wirklich nicht gut geschlafen. So viele Sachen gehen mir durch den Kopf. Das wichtigste: Was ziehe ich bloß an??? Der Wetterbericht sagt zwar Sonnenschein voraus, aber auch nur 14 Grad und Wind. Und ich muss schon um viertel vor sechs aus dem Haus. Und ich kann keine Klamotten abgeben und... ach, meine Gedanken drehen sich im Kreis. Habe ich die Klamottenfrage abgehakt, fällt mir was anderes ein, über das ich nachdenken muss. So ein Mist. Viel Denken, wenig schlafen. Und der Wecker klingelt auch um 4:45 Uhr, das ist ja so gar nicht meine Zeit.
Irgendwann stehe ich auf... bevor der Wecker klingelt. Ich entscheide mich im Shirt zu laufen, dafür aber mit den Kompressionstrümpfen, das ist dann wie mit ner langen Büx. Nächstes Problem: Das Frühstück. Im Hotel gibt's noch nichts. Ich esse einen Schokomuffin (den ich gestern in meiner Verzweiflung noch gekauft habe) und einen Nussriegel. Nicht mein übliches Sportlerfrühstück. Dabei brauche ich doch ein paar Rituale. Zwei Stunden vorher aufstehen, eine Tasse Kaffee, drei Toast mit Honig und Nutella. Aber es gibt nichts anderes und muss so gehen. Und noch früher aufstehen wollte ich nun auch nicht.
Um kurz nach halb sechs gehe ich aus dem Haus. Es geht erstmal zu Fuß zur Haltestelle Wynyard. Ich habe ein paar alte Klamotten mit nach Sydney gebracht, die ich am Start zurücklassen kann. Aber so richtig wärmen tun mein alter Sweater und die abgeranzte Jogginghose nicht. Und es sind nur sechs Grad... wieso eigentlich? Wo ist die ganze Wärme von gestern hin, da waren es doch noch über 30 Grad? Am fiesesten ist aber der eisige Wind, der mich später auch noch richtig ärgern will. Aber erstmal geht es mit der S-Bahn auf die andere Seite. Die Stimmung im Zug ist gut. Eine Menge Läufer, nicht so voll wie in New York, Berlin oder Hamburg, aber es sind schon ein paar. Am Milson Point angekommen stehe ich unter der Brücke, nein, unter DER Brücke. Unter diesem riesigen Stahkoloss, deren Anblick in der ganzen Welt bekannt ist. Die Sonne ist gerade aufgegangen, es ist immer noch kalt und extrem windig, aber der Blick auf die Skyline von Sydney mit dem markanten Opernhaus ist einfach großartig.
Ich suche mir, wie alle anderen auch, ein Plätzchen im Windschatten hinter den Brückenpylonen und warte auf den Start. Es gibt noch viel Wasser und ein bisschen Müsliriegel und dann geht es endlich los. Start des Sydney Marathons, darauf habe ich so lange gewartet und hingearbeitet. Es sind rund 4.700 Läufer am Start. Damit ist der Marathon nur ein kleiner Teil des Sydney Runnings Festivals, in dessen Rahmen noch ein Halbmarathon, die armen Würste sind schon um 6 gestartet, ein 10-km-Bridge-Run, ein 3,5 km Family-Run und ein Kinderlauf stattfinden. Insgesamt über 37.000 Läufer... dann doch ganz schön viele.
Um 7.05 Uhr fällt der Startschuss und die Marathonis machen sich auf ihren Weg. Zuerst geht es schön die Brücke hoch. Wie geil ist das denn. Die Steigung fällt mir gar nicht wirklich auf und auch der Wind scheint nachgelassen zu haben. Vielleicht sind es auch einfach die Endorphine. Auf jeden Fall macht es riesigen Spaß. Die Japaner, zumindest ein nicht gerade kleiner Teil von ihnen, erfüllt alle Klischees. Alles wird im Bild festgehalten, sie tragen die verrücktesten Kostüme und wirken an manchen Stellen etwas desorientiert. Noch auf dem Weg nach oben beginnen die ersten zu gehen. Ich bin nicht sicher, ob sie wirklich wissen, dass ein Marathon immer 42,195 km lang ist. IMMER! Auch der, an dem sie gerade teilnehmen. Nicht mein Problem. Ich laufe meinen Stiefel, es geht weiter durch die Stadt und auch ohne Brücke heiter bergauf und bergab. Der Wind ist eisig und anstrengend. Und irgendwie kommt er immer von vorne. Wir laufen durch den Hyde Park und die Oxfordstreet runter, man könnte glatt glauben, wir wären in London. Dann geht es in den Centennial Park, wo wir lustig unsere Runde drehen und die schnelleren Läufer mir irgendwann entgegen kommen... und ich auch irgendwann den langsameren. Die Strecke ist ok zum laufen, aber nicht besonders spannend... und es geht immer hoch und runter. Vielleicht hätte ich doch häufiger in Blankenese oder an der Ostsee trainieren sollen, da wäre dann auch noch der Wind passend gewesen. Hab ich aber nicht, es muss auch so gehen, tut es auch. Die Zeit ist im Soll.
Bei Kilometer 17 geht es zurück in die Stadt, bei Kilometer 25 steht meine Reisegruppe und versorgt mich mit einer herzlichen Umarmung und einer Zimtschnecke. Franzbrötchen, meine favorisierte Wettkampfnahrung, gibt es hier ja leider nicht. Aber die Zimtschnecke kommt schon dicht ran. Inzwischen ist es halb zehn, die Laufstrecke führt direkt am Hotel vorbei und Astrid und Marco können mich, nach einem leckeren, ausgiebigen Frühstück - Neid, auf ihrem Weg ins Sydney Aquarium noch perfekt versorgen. Schon bei km 5 lag das Hotel auf meinem Weg, aber da war es halb sieben und die zwei haben den Läufern nur aus dem Fenster zugeschaut. Bei der Uhrzeit und der Kälte eine sehr gute Entscheidung.
Ich laufe weiter durch "The Rocks", vorbei an frühstückenden Menschen, einem Markt und bummelnden Touristen. Es geht weiter Richtung Darling Harbour. Ich hatte gehofft, die Hügel hinter mir gelassen zu haben. Eine langanhaltende Steigung und der starke, kalte Wind machen mich fertig. Das Atmen fällt mir schwer und ich muss einen Gang zurückschalten. War wohl doch etwas viel. Langer Flug, Zeitverschiebung, anderes Essen, wenig Schlaf, Hügel, nein Berge, und Wind. Ich muss die nächsten Kilometer immer mal wieder stehen bleiben und langsamer weiter laufen. Aber ich will ins Ziel kommen und das gesund und munter. Die Zeit ist mir egal. Und so schaffe ich die letzten 12 Kilometer. Eigentlich eine schöne Strecke, aber ich bin leider nicht mehr im Vollbesitz meiner körperlichen Kräfte. Am Wasser entlang, durch Parramatta, um die Werftgebäude herum und zurück zu den Rocks Richtung Ziel.
Ich kann die Brücke sehen und das Ziel riechen. Meine Stimmung wird besser und eigentlich ist es doch auch egal, ob ich 10 Minuten schneller bin oder nicht. Auch die Läufer um mich herum haben ihre Probleme, ist schon eine anspruchsvolle Strecke, die ich etwas unterschätzt habe. Noch einmal geht es unter der Brücke durch, meine Beine laufen ganz von alleine und dann ist es erreicht. Breit grinsend laufe ich vor dem Sydney Opera House über die Ziellinie. Ein Traum wird wahr... zumindest war das einer von meinen. :-) Und dann habe ich tatsächlich Pipi in den Augen, da fällt die Anspannung ab, die Anstrengung ist vergessen und am Ende ist nur noch die Freude über das Erreichte.
Ich hole mir meine Medaille und das Finisher Shirt ab, versorge mich mit Wasser und lasse mich "stolz wie Oskar" vor den Wahrzeichen der Stadt fotografieren, bevor es zum Duschen und zur Regeneration zurück ins Hotel geht. Gehen ist das richtige Wort, gehen geht noch und unser Hotel ist nur 400 m von der Ziellinie entfernt. Wer hatte das nochmal ausgesucht. ;-)
Am Nachmittag kommt es zur Familienzusammenführung, denn während ich durch die Stadt gerannt bin, haben Astrid und Marco das Sightseeingprogramm absolviert und wohl fast die gleiche Strecke zu Fuß zurückgelegt. Wir gehen zum nähen Circular Quay und buchen uns eine Hafenrundfahrt, für die zweistündigen sind wir ein paar Minuten zu spät, dann muss eben eine Stunde reichen. Aber sich auf den Schiff durch den Hafen fahren zu lassen, ist jetzt genau die richtige Beschäftigung, weit und viel laufen mag keiner mehr und ich bin dankbar für jede Treppe, die ich nicht runtergehen muss. Auf den Außenplätzen oben ist es leer und wir bekommen die erste Reihe, schnell wird klar, warum. Natürlich ist es immer noch sehr windig und dadurch trotz der Sonne kühl und das wird während der Fahrt natürlich nicht besser. Aber wie es sich für Menschen von der Küste gehört, sind für gut ausgerüstet und trotzen Wind und Wellen. Es geht zur Watson Bay, weiter Richtung Manley, vorbei an der winzigen Hafeneinfahrt und dem Weg auf den Pazifik. Man fragt sich wirklich, wie man diesen kleinen Durchlass früher gefunden hat. Die Entdeckung des natürlichen Hafens von Sydney muss reiner Zufall gewesen sein. Und wir fragen uns, wie die riesigen Kreuzfahrtschiffe durch die schmale Einfahrt passen. Das erfordert wohl ziemlich viel navigatorisches Können. Meinetwegen könnten die dicken Pötte allerdings auch draußen bleiben. Wenn die am Überseeterminal festmachen, versperren sie den schönen Blick für alle anderen. Aber das zählt wohl nicht. Vor der Einfahrt wird es richtig schaufelige und die Gischt spritzt uns ins Gesicht. Als wir eine volle Ladung abbekommen streiche ich die Segel und verziehe mich nach innen. Wir stoppen kurz in Manley und fahren zurück Richtung City, über Toronga Zoo und immer schön die Skyline im Blick. Traumhaft schön in der untergehenden Sonne. Inzwischen habe ich mich auch wieder nach draußen getraut, da ist es doch viel schöner.
Zurück am Circular Quay suchen wir uns ein Bar-Restaurant in der Nähe und es gibt Burger und Bier. Genau das Richtige nach so einem Tag. Der dann auch ziemlich früh endet. Ich bin tot und müde!
Diese Nacht habe ich besser geschlafen! Meine Beine schmerzen ein bisschen, aber es hält sich in Grenzen. Insgesamt gibt es nicht viele "Ausfälle" zu vermelden. Zwei Blasen am Fuß, das war's.
Es ist Astrids Geburtstag und der wird erstmal mit einem ausgiebigen und leckerem Frühstück gefeiert. Es gibt ein Gläschen Sekt und das Hotel bringt noch zwei kleine Küchlein mit Kerze. So lässt es sich doch aushalten. Danach nehmen wir den Bus nach Coogee. Der fährt lustigerweise fast meine Laufstrecke entlang, sieht aber irgendwie alles ganz anders aus. Oder ich habe einfach heute einen anderen Blickwinkel. Von Coogee wandern wir dann an der Küste entlang bis nach Bondi Beach. Was für eine herrliche Kulisse. Es sind sechs Kilometer und geht immer auf und ab. Bei den Passagen nach unten zieht es ein wenig in meinen Beinen, aber ich verbuche es mal als Regeneration. Und bei dem Ausblick tut schon nichts mehr weh. In Bondi gibt's im Strandcafé erstmal etwas zu trinken, das haben wir uns bei der Wanderung auch verdient. Wir gehen noch ein bisschen shoppen und fahren mit dem Bus zurück ins Hotel.
Den Abend verbringen wir im Café Sydney am Circular Quay. Ich hatte vor ein paar Tagen einen Tisch auf der Dachterrasse mit grandiosem Ausblick reserviert. Da war es sommerlich warm und super draußen auszuhalten. Heute Abend ist es leider wieder extrem windig, wir kommen von der Küste, wir lassen uns doch von so einem bisschen Wind den Abend nicht verderben... naja, vielleicht doch ein bisschen. Wir bleiben draußen, Heizpilze und Heizstrahler bringen nichts, die Wärme wird immer gleich vom Winde verweht. Und das Essen ist super lecker, aber leider auch super schnell kalt. Schade. Aber der Ausblick auf den Hafen ist fantastisch. Nach zwei Stunden sind wir satt und durchgefroren. Wir laufen noch einmal um die Bucht und gehen zurück zum Hotel. Astrid und Marco müssen packen und es heißt erstmal Abschied nehmen. Die Zwei fliegen morgen ins Red Centre und machen eine Tour zum Uluru, Kata Tjuta und Kings Canyon. Ich habe das Programm ja schon mehrfach gesehen und bleibe noch ein paar Tage in Sydney. Am Freitag treffen wir uns dann wieder. In Darwin am Flughafen.
Habe ich da gerade "Tag 8" geschrieben??? Ich bin schon seit einer Woche unterwegs. Ich fasse es nicht...
Nun sind sie wech... und ich bin wieder allein, allein...
Als ich aufwache, sind Astrid und Marco schon auf dem Weg zum Flughafen. Ich gehe frühstücken und genieße noch einmal die angenehmen Seiten eines 5* Hotels. Danach muss auch ich packen, nach fünf Tagen endet das Abenteuer Hotel Intercontinental Sydney. Weitere drei Tage will und kann ich mir das nicht leisten. Es war schön, gerade zum Marathon und zu Astrids Geburtstag, die kurzen Wege, das angenehme, unaufgeregte Ambiente und natürlich auch der Luxus. Aber alles hat ein Ende und nun kommen wir wieder auf den Boden der Tatsachen. Während die anderen Beiden ja gleich den größten Kontrast erleben, weil sie die nächsten Nächte im Zelt im Outback verbringen, steige ich nur einen Stern ab. Und das neue Hotel ist auch völlig in Ordnung. Es liegt eher Richtung China Town. Von da kann ich dann mal andere Wege einschlagen als immer nur den Hafen. Brücke und Oper habe ich ja in den letzten Tagen schon ganz schön oft gesehen... aber ich kann es auch gar nicht oft genug tun. :-)
Ich fahre mit dem Bus zum neuen Hotel und checke ein. Leider ist das Zimmer noch nicht fertig. Also lasse ich erstmal wieder die Tasche im Hotel und mache mich auf den Weg. Durch China Town, mit Abstecher im Paddys Market, hat sich ganz schön verändert hier, als ich das letzte Mal da war, gab es fast nur chinesische Kitsch- und Foodstores, Nagelstudios und Gamecentre. Jetzt sieht es fast wie ein normales Einkaufszentrum aus. Schade, denn früher war es hier sehr schräg und unwirklich bunt. Also wandere ich weiter Richtung Darling Harbour und auch hier: Alles anders. Da, wo früher ein Park und ein chinesischer Garten waren, ich gebe zu, alles etwas abgeranzt und im Dunkeln wollte man da auch nicht längs gehen, ist jetzt eine riesige Baustelle und ein neuer, schicker Stadtteil: Darling Point. Sehr stylisch und auch schon sehr gut angenommen. Die Cafés und Restaurants sind voll, der Spielplatz auch sehr gut besucht und im Dunkeln braucht man hier wohl keine Angst mehr zu haben. Leider ist auch das von mir so geliebte iMax Kino verschwunden. Mist, ich wollte mir dort eigentlich noch einen Film ansehen. Sie bauen ein neues. Auf, besser gesagt über (!!!) der Schnellstraße. Bei uns machen sie einen Megaaufriss wegen eines Deckels über der Autobahn, hier bauen sie gleich ein riesiges Wohn- und Geschäftshaus mit Kino über die Straße. Leider wird das erst in drei Jahren fertig, da bin ich wohl nicht mehr hier. Also, kein Kino, kein 3D-Film heute.
Ich wandere weiter in die Stadt und bummele durch die Geschäfte. Ich suche mir etwas zu essen und gehe ein bisschen shoppen. Ich könnte viel mehr einkaufen, aber zum Glück passt nichts mehr in die Tasche, so wird meine Kauflaune etwas ausgebremst. Zwar haben die alten Klamotten, die ich beim Lauf zurückgelassen habe, etwas Platz gemacht, aber den habe ich gleich mit neuen Laufschuhen wieder ausgefüllt. ;-)
Nachmittags beziehe ich dann mein neues Zimmer. Es ist völlig in Ordnung, nur etwas laut. Die nächsten Tage werde ich wohl mit Ohrstöpseln schlafen.
Ich richte mich ein und gehe nochmal raus und erkunde die Umgebung. Chinatown ist nah und so ist es ja fast selbstverständlich, dass das Abendessen asiatisch ausfällt es gibt Satay Chicken und das ist wirklich lecker. Hier "oben" ist abends doch ein bisschen mehr los als unten am Hafen, bzw. im Business District. Aber da ist ja auch Feierabend und alle zuhause. Rund um den Bahnhof liegen viele Hostels und Hochschulen und eben Chinatown, entsprechend viele Menschen sind abends auf den Straßen unterwegs.
Die Nacht war ok, irgendwann musste ich aber doch die Ohrstöpsel einsetzen. Naja, so ein Hotel an der Hauptstraße, gegenüber vom Hauptbahnhof liegt, ist halt etwas lauter, war irgendwie zu erwarten. Ansonsten ist es aber völlig ok. Ich frühstücke und mache mich auf den Weg. Natürlich fällt das Frühstück auch weit hinter denen der letzten Tage zurück, aber auch das war zu erwarten. Ich bin satt, es hat geschmeckt, das ist die Hauptsache.
Ich wandere erst zum Darling Harbour, da genieße ich die Sonne und beobachte den Trubel. Mir fällt auf, dass ich eigentlich noch nie in den Teilen westlich des Hafens war, zumindest schon sehr lange nicht mehr. Irgendwann mal, als sie noch ein Schmuddelimage hatten und ich schnell wieder umgedreht bin, da habe ich mal einen Blick riskiert. Muss aber bestimmt 18 oder 20 Jahre her sein. Und natürlich war ich am Sonntag auch da, aber da hätte ich leider keinen Blick dafür. Also beschließe ich spontan, die letzten Kilometer des Marathons abzugehen. Und das lohnt sich. Schade, dass ich es am Sonntag nicht so genießen konnte, es ist wunderschön. An der Wasserkant enentlang, um die alten und zu Wohnungen umgebauten Werftgebäude herum. Hier könnte ich auch leben, das ist super. Aber wenn es vom Wasser weggeht, geht es auch gleich wieder bergauf. Zwischendurch bleibe ich immer wieder sitzen, starre aufs Wasser und freu mich über die Aussicht. So wandere ich mehrere Stunden herum. Ich gönne mir erstmal ein Magnum Peppermint und denke an Mareike (liebe Grüße ins Büro!! ). Das ist aber auch wirklich lecker, wir müssen nochmal an Langnese schreiben... sorry, ich komme vom Thema ab. Über Darling Harbour, vorbei an der nächsten Großbaustelle, unter der Brücke durch komme ich in "The Rocks" an und esse erstmal Pizza, stilecht mit nem Bier dazu. Habe ich mir auch verdient, auf meiner Uhr stehen 15 Kilometer!
Ich bummele noch ein bisschen durch die Stadt, suche für Naschi einen Bikini (Du bist so tapfer, ich denk an Dich!!!!) und kehre ins Hotel zurück.
Viel Sonne, viel frische Luft, viel Bewegung. Ich bin platt. Essen brauche ich nicht mehr. Also setze ich mich vor den Fernseher und lasse den Abend ruhig ausklingen.
Regen??? Was soll das denn, das habe ich nicht gebucht. Mein letzter Tag in dieser Stadt und es regnet. Doof! Oder die Stadt weint, weil ich schon wieder gehen muss. Aber keine Sorge, ich komme wieder! Versprochen.
Erstmal als suche ich mir ein Plätzchen fürs Früstück. Im Hotel geht das nur bis 10 und das ist mir bei dem Wetter zu knapp. In der Nähe findet sich ein Café und ich bestelle Pancakes mit Blaubeeren, dann bringeich diesen Blog ein bisschen auf den neuesten Stand. Inzwischen regnet es nicht mehr und ich fahre mit der Bahn nach Bondi. In Junction bummele ich ein bisschen durch die Straßen und Malls und bin froh, dass meine Tasche ein begrenztes Volumen hat, das ich, nachdem ich neue Laufschuhe gekauft habe, jetzt auch endgültig ausgeschöpft habe. Es gäbe sonst das ein oder andere Teil, das sicher den Weg nach Hamburg schaffen würde. Aber das passt ja eh nicht, hier beginnt gerade die Sommersaison und zu Hause muss man sich wohl eher auf grau, nass und dunkel einstellen. Um es abzuschließen, ich kaufe nichts. Dafür mache ich mich auf den Weg nach Bondi Beach. Durch kleine Straßen , vorbei an kleinen, aber schönen Häusern. Hier sieht es so ganz anders aus als in der City. Das Wetter ist inzwischen wirklich gut, wenn auch kalt. Es geht immer bergab Richtung Strand. Und irgendwann in der untergehenden Sonne taucht der Strand vor mir auf. Es sieht super aus, blaues Wasser, roter Abendhimmel. Der Wind ist ziemlich kalt und so haben sich keine Badenden mehr am Strand verirrt. Dafür aber jede Menge Surfer. Von weitem sieht es aus wie eine Robbenkolonie, wie sie da in ihren Neoprenanzügen auf die perfekte Welle warten. Ich genieße eine Zeit das Spektakel und fahre dann mit Bus und Bahn Zurück in die Stadt.
Der Abend wird kurz. Ich organisiere mir bei Woolworth noch einen Salat, ein Bier und ein bisschen Schokolade. Frisch gestärkt geht es dann ans Koffer packen. Und ein letztes Mal: Gute Nacht Sydney!
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