Jetzt nähert es sich wirklich langsam dem Ende. Heute geht es zurück nach Perth und dann dauert es gar nicht mehr so lange, bis ich schon wieder nach Hause muss. Aber daran denke ich einfach noch nicht.
Bis 9:30 Uhr muss ich auschecken. Ich wache ziemlich früh auf und packe meine letzten Sachen zusammen und ins Auto. Mein Flug geht erst um 14.40 Uhr. Zum Flughafen sind es nur knapp 40 km, also etwa 30 Minuten. Inzwischen hat auch der letzte Bauarbeiter das Motel verlassen und ich bin alleine in "meiner" Reihe. Auch mein freundlicher Nachbar ist bereites abgereist und mein Auto steht um halb neun alleine vor der Tür. Da es im Hotel kein anständiges Frühstück gibt, beschieße ich den letzten Tag im fünf * - Schuppen zu genießen. Ich fahre zum "Hafen" und gönne mir ein tolles Frühstück mit allem drum und dran, mit Blick auf das Wasser. Herrlich, so kann man den letzten Tag gut ausklingen lassen.
Trotzdem muss ich den Tag irgendwie rumkriegen und fahre zurück zu "meinem" Hotel und relaxe ein bisschen am Pool, bevor ich mich aufmache Richtung Flughafen. So ein Mietwagen soll ja vollgetankt abgegeben werden. Problem: Die letzte Tankstelle ist in der Stadt, also 37 Kilometer vor dem Flughafen. Ich tanke voll und mache mich auf den Weg. Nützt ja nix, ich habe die letzte Möglichkeit genutzt. Nächstes Problem: Ich soll das Auto auf dem Hertz Parkplatz abstellen... da gibt es aber keinen freien Platz. In den Mietbedingungen, die ich extra mitbekommen habe, steht, dass das Auto vollgetankt und korrekt abgestellt werden muss. Mit beidem kann ich leider nicht dienen. Ich habe aber auch keine Lust, die aufgeführten Gebühren zu bezahlen und suche erstmal einen Hertzmitarbeiter. Nach einiger Zeit werde ich fündig und der Typ ist total entspannt. Alles kein Problem, das sei normal, das Auto finden sie, ist ja nicht Sydney und so groß ist der Parkplatz ja nicht. Ich solle mir mal keine Sorgen machen. Na gut, mal gucken, ob ich meine Kaution wiederbekomme...
Ich checke ein, gebe meinen Koffer auf, hey, hier sitzt tatsächlich jemand am Schalter und übernimmt die Gepäckaufgabe. Innerhalb von fünf Minuten bin ich mit allem organisatorischem Kram durch und warte nur noch auf den Abflug. Der passiert auch total unaufgeregt und pünktlich und innerhalb von zwei Stunden bin ich zurück in Perth. Zurück in der Kälte. Es ist nass und ungemütlich. Aber da steht tatsächlich ein netter Herr mit meinem Namen auf einem Schild. Cool. Mein persönlicher Chauffeur wartet auf mich und bringt mich ins Hotel, was für ein geiler Service. Ich checke ein und beziehe wieder die 111. Kenne ich schon, muss ich mich nicht umgewöhnen.
Am Abend gehe ich noch einmal in die Stadt. Aber es ist Samstag und die Geschäfte schließen um fünf. Beim Shoppen bin ich nicht besonders erfolgreich und auch die Supermärkte haben bereits geschlossen. Mist, ich wollte mir doch noch einmal einen Salat kaufen und gemütlich im Hotel essen. Ich laufe ein bisschen rum und denke über eine Alternative nach. Ich wandere auf die andere Seite der Bahngleise nach Northbridge (also nördlich von der Bahnbrücke). Dort habe ich vor 15 Jahren im Hostel gewohnt und ich gucke einfach mal, ob ich das noch wiederfinde. Es hat sich total verändert. Früher war es ein etwas runtergekommenes Viertel und im Dunkeln war nicht mehr viel los. Ich erinnere mich, dass ich abends nicht wirklich gern dort rumgelaufen bin und es auch nichts gab, was man noch machen konnte. Inzwischen ist Northbridge wohl ein aufstrebendes Viertel mit vielen Bars und Restaurants, es ist richtig viel los. Das Hostel finde ich tatsächlich wieder, allerdings ist es inzwischen geschlossen und vernagelt. Ich schätze, in den nächsten Monaten wird ich dieses Haus einem schicken Neubau weichen. Ich habe keine Lust irgendwo einzukehren und finde auch nichts, wo man günstig essen bzw. etwas mitnehmen kann. Also beschließe ich, doch im Hotel einen Salat zu essen und gehe zurück. Aber Pustekuchen, das Hotelrestaurant ist proppenvoll und ohne Reservierung gibt es keinen Platz. Es ist Samstagabend und es scheinen viele Einheimische das Miss Maud für Familienfeiern zu nutzen. Mist... und nun? Als ich gerade auf dem Weg zu McDonald's bin, finde ich doch noch einen IGA. Und dort bekomme ich tatsächlich auch noch einen Salat. Klappt also doch mit dem gemütlichen Abend. Ich gucke einen schmalzigen Film im Fernsehen und lasse den vorletzten Tag entspannt ausklingen.
Der letzte "ganze" Tag in Australien bricht an. Zuerst einmal genieße ich das tolle Frühstück bei Miss Maud. Wie immer sitze ich auch alleine im Restaurant nutze das komplette Buffet. Die Menschen neben mir kommen und gehen, ich nehme noch einen Kaffee, noch einen Pfannkuchen, ein Schälchen Müsli, ach, ein Kaffee geht noch. Und dann muss ich erstmal die Shoppingaufträge erfüllen. Es ist zwar Sonntag, aber zum Glück haben die Geschäfte geöffnet. Es müssen schließlich noch ein Bikinis und Badehosen mitgebracht werden. Ich laufe durch die Stadt, mache gleichzeitig noch ein bisschen Sightseeing. Ich besorge alles, was es zu besorgen gibt und kehre ins Hotel zurück. Das Wetter ist nicht besonders toll, es regnet immer mal wieder und ein bisschen windig ist es auch.
Aber ich muss unbedingt noch in den Kingspark. Ein riesiges Parkgelände, mit botanischem Garten und einem tollen Ausblick auf die Stadt. Als ich das letzte Mal vor 15 Jahren hier war, fand ich's super. Letztes Mal bin ich mit dem Bus gefahren, aber von Northbridge ist es auch weiter. Ich bin schon lange nicht mehr gelaufen und trocken ist es auch gerade. Also gucke ich mir eine Strecke aus und renne los. Erstmal zum Swan River, am Wasser entlang zum Fähranleger, über die Elizabeth Quay Bridge, einer total abgefahrenen, verzwirbelten Fußgängerbrücke, an der Riverside entlang Richtung Kingspark. Eigentlich hatte ich gedacht, und so sah es auf der Karte auch aus, man würde da irgendwie "hoch" kommen, klappt aber nicht. Der Park liegt oberhalb einer Klippe und anscheinend kommt man nur über die Hauptstraße oder die Jacobs Ladder da hoch. Das ist nicht der direkte Weg und die Jakobs Leiter ist ziemlich lang und hoch, aber nützt nix. Ich renne, wie anscheinend jeder Jogger der Stadt, die Stufen hoch und muss oben erstmal verschnaufen. Ist bei dem Ausblick allerdings wirklich ein Genuss. Und dann laufe ich eine Runde durch den Park. Vorbei am State War Memorial, mit einem Stopp am Kaarta Gar-Up, einem Aussichtspunkt auf die Stadt, durch den Botanischen Garten und zurück Richtung Stadt. Man hat die Hochhäuser immer im Blick und so laufe ich einfach wie es mir gefällt. Die Jakobs-Leiter verpasse ich, macht aber nichts. Irgendwann komme ich auf die Haystreet und muss eigentlich nur noch geradeaus. Passt.
Zurück im Hotel wird geduscht und ein letztes Mal die Tasche gepackt. Alles passt, hätte ich gar nicht erwartet. Ok, ich habe ein paar Sachen entsorgt, aber natürlich auch einiges eingekauft. Und das werde ich auch alles nach Hause bringen können. Das letzte Abendessen gönne ich mir bei Miss Maud, allerdings nicht das große Buffet. Das ist mir dann doch zu viel. Und so endet der letzte Abend in Australien.
Es ist der letzte Tag. Aber es ist fast noch ein ganzer. Der Flieger geht erst um 22:20 Uhr. Das Taxi kommt um sieben, genug Zeit, um noch nach Rottnest Island zu fahren. Für gestern war die Wettervorhersage nicht besonders gut (und so war es dann ja auch), also habe ich beschlossen das Ganze auf Montag zu schieben. Die Fähre von und nach Perth fährt hin nur um 8:45 Uhr, zurück um 15:30 Uhr. Das sind doofe Zeiten, da kann ich ja gar nicht das leckere Frühstück mitnehmen. Also fahre ich von Fremantle. Von dort fahren die Fähren mindestens jede Stunde.
Aber erstmal gibt es Frühstück. Und das lange und ausgiebig. Hinterher checke ich aus und lasse meine Taschen im Hotel aufbewahren. Ich mache mich auf zum Bahnhof und organisiere auf dem Weg noch eine Badeshorts. Wenn die mich am Zoll aufhalten, fragen die mich, ob ich einen Bademodenshop eröffnen möchte... oder eine Großfamilie habe. Es ist das Zweite. Mit der Bahn geht es dann nach Fremantle, dauert ungefähr eine halbe Stunde und der Bahnhof ist nicht weit weg vom Fähranleger. Ich kaufe mir ein Ticket und besteige die Fähre. Da ich eine der ersten bin, gibt es noch freie Platzwahl. Wie praktisch, der Platz hinten draußen in der letzten Reihe ist noch frei. Aber der nette junge Mann, man nennt ihn wohl Stewart, weist mich darauf hin, dass ich besser weiter nach vorne gehen sollte, da es ziemlich stürmisch ist und auf den hinteren Plätzen ziemlich nass ist. Ah! Guter Tipp, also gehe ich weiter nach vorn und erlebe während der Fahrt ein großes Schauspiel. Eigentlich werden alle gewarnt, aber einige, vor allem asiatische Mitbürger, wissen es natürlich besser. Und so bekommen sie während der Fahrt die ein oder andere Gischt bzw. Welle ab. Ein ganz besonders Schlauer wird so nass, dass er sich eigentlich auf der Insel gleich neue Klamotten kaufen kann. Tja, wer nicht hören will, muss fühlen oder wie heißt es so schön? Die Überfahrt ist ziemlich ruppig. Der Stewart hat die Spucktüten im Arm und guckt sich jeden Mitreisenden genau an. Wenn jemand die Farbe verliert oder Richtung grün wechselt, fragt er nach dessen Wohlbefinden oder reicht ungefragt eine Tüte rüber.
Nach einer guten halben Stunde ist das Schauspiel vorbei und wir erreichen den sicheren Hafen von Rottnest Island. Direkt am Anleger warten schon die Ureinwohner, derentwegen die meisten Menschen die Fahrt auf die Insel auf sich nehmen: Die Quokkas. Lustige kleine Kängurus, die es nur im äußersten Südwesten Australiens und eben auf Rottnest Island gibt. Ich freue mich, mache ein paar Fotos und besuche erstmal die Touristeninformation. Die meisten Besucher Rottnests fahren mit dem Rad, die Wege sind super ausgebaut und da es keine Autos gibt auch ziemlich gut und gefahrlos zu befahren. Da das aber fast alle machen und man nur auf den asphaltierten Straßen fahren darf, möchte ich die Insel, die nur elf Kilometer lang und 4,5 km breit ist, lieber zu Fuß erkunden. Ich suche mir eine 10 km Tour und die gute Frau in der Information fragt, wie lange ich denn bleibe. Sie ist etwas verwundert, als ich sage, ich würde am Nachmittag wieder fahren und zweifelt, dass ich das schaffe. Schließlich wären dafür vier Stunden angesetzt. Ich danke ihr für die Info und laufe natürlich trotzdem los. 10 km in 4 Stunden sollten ja wohl zu schaffen sein. Es ist 12 und mein Dampfer fährt um 16.30 Uhr zurück. Erstmal geht es auf einem Wanderweg, dann am Strand entlang, durch die Dünen und durch den Wald. Es ist wunderschön und ich treffe keinen anderen Menschen, fahren wohl wirklich alle mit dem Rad. Als es zurück in die Richtung des Dorfes geht, beschließe ich, den Track zu wechseln und noch einen anderen Weg zurück zu nehmen. Vorbei an mehreren Seen und am, oh welch Sehenswürdigkeit, an einem Windrad! Um viertel vor vier bin ich nach gut 14 Kilometern zurück im Dorf, gönne mir im Beisein der Quokkas noch einen Kaffee und schlendere zurück zum Anleger. Vielleicht sollte ich nochmal beim Touricenter vorbei gucken, von wegen: Ätsch, man kann Eure Wanderwege tatsächlich auch bewältigen, wenn man am selben Tag wieder abreist. Ich lasse es und freue mich, dass ich zu Fuß gegangen bin, das war echt schön.
Die Rückfahrt ist ruhig und kurzweilig. Nach einer halben Stunde erreichen wir Fremantle und ich fahre mit der Bahn zurück nach Perth. Es ist etwa 18 Uhr, noch eine Stunde bis zum Transfer. Die Geschäfte haben geschlossen, aber nen Kaffee bekomme ich noch und setze mich damit in die Sonne. Zurück im Hotel habe ich die Chance, mich nochmal frisch zu machen, bevor mich mein Shuttle pünktlich abholt und zum Flughafen bringt.
Perth hat zwei Millionen Einwohner, der Flughafen ist der einzige internationale in Western Australia, der nächste ist also mindestens viertausend Kilometer entfernt, aber das Ding hat die Anmutung eines Provinzflughafens. An den Shops vor der Sicherheitskontrolle laufe ich vorbei, weil ich denke, wie es ja eigentlich normal ist, dahinter kommt noch was. Aber Pustekuchen. Ein kleiner Duty Free, eine Tapas Bar und ein Café, sehr übersichtlich. Da ist ja in Nürnberg noch mehr los. Schade, ich dachte, ich könnte noch ein bisschen shoppen gehen und die letzten Dollar unter die Leute bringen. Wird nix, ich esse nur noch eine Kleinigkeit und warte auf den Abflug. Pünktlich um 22:20 Uhr verlasse ich den australischen Kontinent Richtung Dubai. Tschüss Ihr Kängurus und Koalas, Krokodile und Kakadus, ich komme bestimmt bald nochmal wieder.
Der Flieger ist nicht mal halb voll und ich habe eine ganze Bank für mich. Was für ein Luxus. Nach dem Abendessen mache ich mich lang und schlafe direkt ein. War ein langer Tag!
Ich habe fast den ganzen elfstündigen Flug über geschlafen, erst zum Frühstück bin ich wieder aufgewacht. Das war super. Entsprechend ausgeruht erreiche ich Dubai. Auf dem Flughafen ist es wieder wuselig, diesmal bin ich aber ausgeruht und spare mir die Kosten für die Lounge. Ich bummele ein bisschen durch die Geschäfte und warte in einem Café auf den Weiterflug.
Pünktlich starten wir Richtung Heimat, wieder habe ich Platz, diesmal ist zwar nur der Mittelplatz frei, aber wir wollen ja nicht gleich zu anspruchsvoll werden. Das ist auch schon Luxus. Da ich eigentlich ziemlich ausgeschlafen bin, fällt es mir schwer, ich einmal zu schlafen. Also gucke ich noch eine Film und schaffe es, auch die letzten sieben Stunden meiner Heimreise irgendwie hinter mich zu bringen.
Hamburg begrüßt mich gleich von seiner besten Seite.Beim Landeanflug stürmt und regnet es. Sehen kann man eigentlich erst kurz vorm Aufsetzen etwas. Herzlich Willkommen im norddeutschen Oktober...